Sängerbund Kindsbach: Chorkonzert „Lieder zum Glück“
Sternstunde der Chormusik

Von Jürgen Steinmann

Kindsbach. Einen Fingerzeig Richtung zukunftsweisender Chormusik wollte der Chorleiter des Sängerbundes 1895 Kindsbach Markus Kreibiehl geben. Zusammen mit dem MGV Frohsinn 1887 Rödersheim, dessen Frauenchor und dem Meisterchor „Voices“ war ihm das bestens gelungen. Die Chemie mit dessen bekanntem Dirigenten und Startenor Johannes Kalpers stimmte von Anfang an.

Neue Wege in der Chormusik

„Lieder zum Glück!“ lautete das aktuelle Motto, das Ortsbürgermeister Knut Böhlke locker und informativ präsentierte. Die Wege dorthin führten über emotionale und stilistisch breitgefächerte Musik. Mit Amanda Mc Brooms „Die Rose“ begann der 20 Sänger zählende Männerchor des Sängerbundes Kindsbach. Steigende Spannung legte sich mit Piano-, Forte-, Ritardando- und a tempo-Stellen über das nächste Stück. Ein hymnischer Schluss beendete „Das Wunder der Liebe“ des Dülmener Liedkomponisten Otto Groll. Im schwierigen Stimmwechselspiel gab es die irische Volksweise „You raise me up“ zu hören. Kongenialer Keyboardpartner war der saarländische Pianist Helmut Hofmann.

Applaus, Applaus!

500 Mitglieder, davon 150 Aktive in fünf Abteilungen, zwei Jugendchöre eingeschlossen, legen Zeugnis über einen modern ausgerichteten Verein – den MGV Frohsinn 1887 Rödersheim. Wie ein Coach am Fußballfeld, mit deutlicher Körper- und Zeichensprache, agierte Chorleiter Johannes Kalpers. Seit 2013 leitet er die Erwachsenenchöre. „Für Frauen ist das kein Problem“ von Max Raabe präsentierten mit exquisiter Aussprache, witzig und frech 30 tonsichere Damen. Mit tosendem Applaus empfangen, mit tosendem Applaus verabschiedet wurde der Frauenchor nach seinem zweiten Vortrag „Gabriellas Song“ aus dem Kultfilm „Wie im Himmel“.
Eine Sternstunde des Chorgesangs erlebte das Publikum in der ausverkauften Mehrzweckhalle. In der Tradition baltischer Komponisten, mit zeitgenössisch reduzierten Klanggebilden, präsentierte Kalpers, 2016 zum Musikdirektor ernannt, den gemischten Chor „Voices“ mit „Cantate Domino“ von Vytautas Miskinis. Dass sich alt und neu nicht ausschließen müssen, bewies der Chor mit dem Volkslied „Als wir jüngst in Regensburg waren“. Temperamentvoll, klangstark, mit humoristischem Einschlag trugen es 40 wohlgeschulte Vokalisten ohne Notenblätter vor. Auswendig und begleitet von Eveline Hannappel wurde auch Udo Lindenbergs Freundschaftsode „Durch die schweren Zeiten“ besungen.

Tradition und Rap

Abrufbare Dynamik, Klangfülle und eine reine Intonation waren dem Männerchor Rödersheim zu Eigen. Von Friedrich Silcher stammte „Entschuldigung“. Auf ihren Dirigenten fixiert waren die 30 Sänger beim traditionellen „Handwerkers Abendgebet“. Den Solopart sang zur Freude des Publikums Johannes Kalpers. Mit neuem Rhythmusgefühl wartete Oliver Gies„ „Das Rendezvous“ auf. Der „Augustin-Rap“, ein Sing- und Sprechstück frei nach dem Wiener-Volkslied, vereinte Jung und Alt. Mit Rappermütze, Nietenhandschuhen und Sonnenbrille machte er sogar dem mit 90 Jahren ältesten Aktiven Spaß. „Super! Wunderschön!“ lauteten denn auch die Zuhörerkommentare zur Pause.
Schwungvoll und harmonisch ging es weiter. Ein Udo Jürgens-Lied, den Siegersong des Grand Prix Eurovision „Halleluja“ und den Filmhit „Das gibt’s nur einmal“ sang der Sängerbund Kindsbach. „Eatnemen Vuelie“ hieß das vom Frauenchor Rödersheim angestimmte Eröffnungsstück zum Film „Die Eiskönigin“. Für eine stimmungsvolle Klavierbegleitung sorgte bei einem Hit von Andreas Gabalier Eveline Hannappel. Stimmsicher und in stilistischer Vielfalt stellten sich noch einmal die „Voices“ mit „The logical song“, „Shenandoe“ und dem voll verinnerlichten Jazz-Gospel „Nearer my god to the“ vor. Eine stürmisch geforderte Zugabe blieb nicht aus. Johannes Kalpers„ „Die Abendglocke“, beim Wanderurlaub im Tessin entstanden, und „s ist Feieromd“ beschrieben heimatliche Klänge. Nicht besser als von ihm selbst hätte das romantische Liedgut, begleitet von den Männerchören Kindsbach und Rödersheim, interpretiert werden können. 120 Sängerinnen und Sänger bevölkerten den Bühnenraum, als beim Schlussvortrag „Das Lied zum Glück“ noch einmal Kalpers„ wunderschöne Tenorstimme erklang. Standing ovations und die Erkenntnis, dass Chorgesang lebt. Man muss ihn nur entdecken!

Werbung für den Gesang

Schöne Begebenheit am Rande: Zwei Konzertbesucher erklärten sich noch in der Pause bereit, die Reihen des Sängerbundes verstärken zu wollen. „Wenn das so ist, hat sich das Konzert gelohnt“, sah sich Chorleiter Markus Kreibiehl bestätigt. „Zwei Neumitglieder senken den Altersdurchschnitt“, freute sich Vorsitzender Lothar Lüer. „Es war uns eine Herzenssache zu kommen. Eine Freundschaft ist entstanden“, bekundeten Sylvia Gerdon-Schaa und Johannes Kalpers vom Gastverein aus dem Zigarrendorf in der Vorderpfalz.

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Autor:

Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern

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