Unzustellbare Pakete für nen Zehner: Was es mit den Mysterypacks-Automaten auf sich hat
Landstuhl. Sei es Eis, Snacks, Kaffee oder auch Zigaretten: Wer Geld in einen Automaten wirft, der weiß, was bekommt. Anders bei dem neuen Gerät, das seit Donnerstag, 20. Juni, an der Esso-Tankstelle in Landstuhl steht. Denn aus diesem können sich Interessierte für zehn Euro Pakete holen, die unzustellbar sind oder nach Bestellung zurückgeschickt wurden. Was drin ist, erfahren sie erst beim Öffnen. Wochenblatt-Redakteurin Cynthia Schröer hat den Automaten getestet und mit dem Betreiber über die Waren darin gesprochen.
Ware von Paketdienstleistern aus ganz Europa
Etwa 45 sogenannte Mystery Packs befinden sich in dem Automaten, informiert Betreiber Sascha Theis, der etwa 15 solcher Geräte unterhält. Die Päckchen stammen von allen möglichen Paketdienstleistern von DPD, DHL über Amazon bis hin zur finnischen, tschechischen und rumänischen Post, sagt er. "Momentan sind es überwiegend deutsche Paketdienstleister." Kleidung, elektronische Geräte oder Gebrauchsgegenstände – in den Päckchen kann alles sein, was Menschen im Internet bestellt und wieder zurückgeschickt haben oder auch Dinge, die Privatpersonen an andere schicken wollten. Es ist also immer ungewiss, ob man in seinem Päckchen dann auch Dinge im Wert von zehn Euro oder mehr findet.
Hauptsächlich Produkte aus China
"In den Päckchen befinden sich hauptsächlich Produkte aus China", sagt Theis. Allerdings sei weniger Billigware dabei. "Aus China kommt ja alles Mögliche", erklärt der 48-Jährige aus Bergen im Kreis Birkenfeld. Man kann also auch Glück haben: In der vergangenen Woche habe jemand ein Smartphone im Wert von 520 Euro aus dem Automaten in Kusel gezogen, erzählt Theis. "Das Wertvollste, das jemand aus den Automaten geholt hat, war bis jetzt eine Rolex-Uhr. Ein Juwelier hat ihren Wert auf 6.000 Euro geschätzt. An dem Paket hat man gesehen: Das hat eine Privatperson an eine andere geschickt."
Hohe Nachfrage am Anfang
Die Nachfrage nach den Paketen mit dem unbekannten Inhalt sei zu Beginn immer sehr hoch, weil die Leute neugierig seien, berichtet Theis. So auch in Landstuhl. Aber: "Das Interesse flacht nach einer gewissen Zeit ab ", berichtet Theis aus Erfahrung. Schließlich hat er Anfang April seinen ersten Automaten in Bergen aufgestellt.
Auf die außergewöhnliche Geschäftsidee kam er durch einen Fernsehbericht über einen Mann, der solche Automaten im Allgäu betreibt. Erfahrung mit Automaten hatte Theis bereits. Zuvor hatte er 20 CBD-Automaten in Luxemburg betrieben. "Davon hatten meine Frau und ich noch welche übrig, die wir dann mit den Pakten bestückt haben", erzählt er. Anschließend hat er Eierautomaten dafür umfunktioniert. Aktuell fährt er jeden Tag rund 500 Kilometer, um alle 15 Automaten zu warten und zu befüllen.
Der Selbstversuch: Gleich zweimal trügt der Schein
Nun zum Selbstversuch: Als Cynthia Schröer sich am Montag gegen 15 Uhr ein Päckchen aus dem Automaten in Landstuhl gezogen hat, waren in diesem nur noch zwei zu sehen, als sie die einzelnen Fächer drehte. Das Interesse an dem Automaten scheint wirklich groß zu sein.
Sie entschied sich für das größere. Es war ziemlich weich, also vermutete sie Kleidung darin. Irrtum. Eine schwarze Perücke inklusive Perückennetz und eine kleine Bürste kamen zum Vorschein. "Mist, doch nur ein billiges Accessoire für Fasnacht", dachte sie. Sie irrte sich erneut: Laut der Frisörin ihres Vertrauens handelt es sich bei der Perücke zwar nicht um ein teures Modell aus Echthaar, aber immerhin um eine mit Thermo-Haar, das mit Hitze gestylt werden könne. Solche Modelle sind laut der Frisörin zwischen 50 und 150 Euro wert. Na immerhin. Ob Schröer noch einmal ein Päckchen aus so einem Automat ziehen wird, weiß sie noch nicht. Zumindest gibt sie zu: "Der Blindkauf solcher Pakete hat auch etwas Reizvolles, ähnlich wie Glücksspiel." cyn
Weitere Automaten mit den Mystery Packs stehen in:
Kusel
Lauterecken (Kreis Kusel)
Otterberg (Kreis Kaiserslautern)
Rockenhausen (Donnersbergkreis)
Birkenfeld
Baumholder (Kreis Birkenfeld)
Bergen (Kreis Birkenfeld)
Rhaunen (Kreis Birkenfeld)
Meisenheim (Bad Kreuznach)
Bad Sobernheim (Bad Kreuznach)
Moorbach (Hunsrück)
Trittenheim (an der Mosel)
Steinbach (Stadtteil von Ottweiler)
Freisen (Kreis St. Wendel)
Autor:Cynthia Schröer aus Landstuhl |
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