Sofaweltmeister
Kriegswahrheiten
- hochgeladen von Michael Josef Rittel
Ich schaue in den Spiegel,
doch mein Gegenüber erkenne ich nicht.
Ich schaue in die müden Augen eines Fremden.
Das Telefon klingelt. Es ist nicht meine Melodie.
Wer kann in dieser Situation etwas von mir wollen,
wenn Bomben fallen und Blut tropft?
„Es ist doch nur ein Bruderkrieg, in den wir uns nicht einmischen sollten!“
rufen wir vom Sofa, eingebettet in weiche Kissen, greifen in die Chipstüte,
und nehmen einen kräftigen Schluck aus der Bierpulle.
Der Fernseher brummt, Anne Will & Markus Lanz geben sich die Klinke in die Hand.
Gäste sind genügend da, nehmen von Zeit zu Zeit einen Schluck stilles Wasser,
werden laut und fahren ihre Krallen aus. Nur der Souveräne lehnt sich zurück.
Man redet über Stahlhelme, alte Panzerfäuste und verschimmelte Kisten, die man eigentlich nur noch schön einpacken müsste. Eins ist klar, wir brauchen das alte Zeug nicht mehr. Es kann weg. Wir kaufen uns was Modernes, Flugzeuge, Panzer und Schutzschilde, die alles vom Himmel holen, was da nicht hingehört und uns gefährlich werden könnte. Geld ist genug da, so lange man einen Kredit aufnehmen kann, und unsere Enkel und Urenkel die Zinsen zahlen. Wir modernisieren unsere Bundeswehr, denn was sonst sollten wir in Deutschland modernisieren wollen? Hier ist doch alles topp!
Die Sendezeit ist beschränkt, so wie der Horizont mancher Talkgäste.
In die Ukraine wagen sich daher nur wenige. Was soll man auch dort?
Hier braucht man nur den Fernseher, eine Tüte Chips und ne Pulle Bier
um dabei zu sein.
Und wenn man die Schnauze voll hat, dann drückt man auf „Off“.
Vergessen Sie aber nicht bei Gewitter sofort den Stecker zu ziehen, denn sonst knallt‘s!
Kommen Sie gut durch die Woche!
Autor:Michael Josef Rittel aus Lauterecken-Wolfstein |
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