Der Gerstensaft steht derzeit beim Alte Welt Museum in Nußbach hoch in Kurs
Von Hopfen und Malz
Von Jürgen Link
Nußbach. Rund um das schäumende Bier dreht sich derzeit ziemlich viel im Alte Welt Museum in Nußbach. „Pfälzer Brauereien“ lautet sowohl der Name als auch das Programm der aktuellen Sonderausstellung in dem Museum, dessen Schwerpunkt sonst bei der Weberei und der Flachsbearbeitung liegt, Gewerke, die früher den Kleinbauern in der Nordpfalz ein überlebenswichtiges Zubrot sicherten.
Webstühle und Spinnräder sind derzeit etwas in den Hintergrund gerückt um unterm Dach des Hauses Wildanger, dem Domizil des Alte Welt Museums, Platz zu schaffen für die Exponate, die die ehemalige Vielfalt der Brauereien in der Pfalz dokumentieren. Werbeschilder aus Emaille, Bierseidel aus Steingut, Gläser, Bierdeckel, Fässer und Zapfutensilien bilden den Kern der Sonderausstellung, ergänzt durch schriftliche Erläuterungen zu Brauereien mit so klangvollen Namen wie Emrich-Bier aus Kusel, dem Felsen-Bräu als Lauterecken, Bonnet Bier aus Meisenheim, Jost-Bräu aus Grünstadt oder BBK (Bayerische Brauerei Kaiserslautern) oder Bischoff Bräu aus Winnweiler, als einer der letzten verbliebene alteingesessenen Betriebe. Die Firmengeschichte so mancher Brauerei haben die Aktiven des gerade einmal 27 Mitglieder zählenden Vereins haargenau recherchiert, der hinter dem Alte Welt Museum steht.
Bierverkostung mit Pfälzer Bier
„Wir versuchen, Abwechslung in unseren ,Museumsalltag' zu bringen damit unsere Ausstellung interessant bleibt“, sagte Thomas Grüne, der erste Vorsitzende des Museums-Vereins im Gespräch mit dem Wochenblatt. So hatte man sich vor der aktuellen Sonderausstellung dem Thema „Weinbau in der Nordpfalz“ angenommen, der bis nach dem Zweiten Weltkrieg auch bei Nußbach und natürlich an den Tälern von Glan und Lauter eine große Rolle spielte. Die aktuelle Sonderausstellung ist vor diesem Hintergrund so etwas wie eine logische Fortsetzung, zu der fast schon zwangsläufig auch eine professionell angeleitete Verkostung von diversem Bieren zählt. „Wer könnte so etwas besser wie jemand, der selbst Bier braut“, fragte Thomas Grüne eher rhetorisch im Vorfeld der Bierverkostung, zu der das Museum geladen hatte und zu der die Räumlichkeiten des Museums durch ihre gemütliche Beengtheit ein geradezu vorzügliches Ambiente boten.
Martin Leister, einen der beiden Gründer der „Schnorres-Brauerei“ aus Mehlingen hatten die Initiatoren des Alte Welt Museums dazu eingeladen, ein echter Glücksgriff, wie sich im Laufe des Abends herausstellt. Leister, der recht bald von dem guten eineinhalb Dutzend Teilnehmern sehr bald entweder entspannt „Maddin“ oder „Herr Schnorres“ gerufen wird, erweist sich schon naturgemäß als profunder Kenner des Bieres und seiner Geschichte, als Fachmann in Sachen „Craft Beer“, als Flammkuchen-Bäcker und zudem als charmanter und gewitzter Plauderer, der weniger wie ein Sommelier sonder wie ein echter Pfälzer Bub durch die Verkostung von vier Bieren führt, die natürlich alle aus der eigenen Brauer stammen. Auch deren Geschichte, die als „Experiment“ in Studentenkreisen begann und mittlerweile sehr professionell betrieben wird, kam an dem Abend nicht zu kurz, ebenso wie ein Statement für die aus dem angelsächsischen Raum stammende Craft-Beer-Welle, also das handwerkliche Bierbrauen in kleinen oder relativ kleinen lokalen Brauereien mit dem Anspruch, ein ebenso hochwertiges wie charaktervollen Bier zu brauen, das sich deutlich abhebt vom Mainstream der Brauerei-Giganten:
Irgendwie alles schon mal da gewesen, denkt man zwangsläufig beim Verkosten eines milden „Schnorres-Lager“ oder der Hopfenbombe namens „Weizen-Mafia“, wenn man die ehemaligen Werbeschilder von Bonnet, Emrich, Jost und Co. betrachtet. jlk
Hinweis:
Geöffnet ist das Museum immer am zweiten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr, das nächste Mal also wieder am 12. Mai.
Mehr online auf der Seite alte-welt-museum.de
Autor:Jürgen Link aus Lauterecken-Wolfstein |
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