BriMel unterwegs
Eine ganz besondere Krähe im Park
Limburgerhof. Am 21. April wollte ich im Park eigentlich nur schauen, wo das morgen beginnende Filmfestival aufgebaut sein wird. Und während ich durch den Park lief entdeckte ich eine Krähe, die auf dem Boden saß und voll mit Ameisen besetzt war. Zuerst dachte ich, sie sei krank oder verletzt, da sie sich kaum rührte. Sie saß da mucksmäuschenstill während ich an ihr vorbeilief. Da kam eine Frau mit angeleintem Hund auf mich zu und erklärte mir, dass das normal sei bei dem Vogel. Wir kamen ins Gespräch und eine tolle Story offenbarte sich mir.
Die Dame heißt Sandra Eichstädt, ihr Hund, ein kroatischer Schäferhund-Mix, heißt Shadow und sogar die Krähe hat einen Namen, nämlich Munin. Gefunden hat sie Munin als Jungtier am 2. Mai 2020 abends am Türmchen im Park von Limburgerhof als sie mit ihrem Hund Gassi ging. An diesem Abend war es sehr kalt. Der junge Vogel saß dort völlig apathisch; wahrscheinlich war er irgendwo dagegen geflogen und hatte einen Schock. Er machte jedenfalls keine Anstalten wegzufliegen oder sich überhaupt groß zu bewegen. Nach Überlegungen „Soll ich oder soll ich nicht?“ hatte sie sich dafür entschieden, ihn erstmal mitzunehmen. Mittels eines großen Korbes ließ er sich auch ohne weiteres in ein Tuch wickeln und mitnehmen. Sandra Eichstädt setzte ihn in die Badewanne, aber nicht, um ihn zu baden, sondern zu isolieren, damit der Hund nicht an ihn kam, obwohl der Hund keiner Fliege etwas zuleide tun würde. Aber wir kennen ja alle den Film „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock, das begann ja auch ganz ruhig. Also besser in ein kuscheliges Handtuch setzen und abwarten. Er blieb also über Nacht, damit sie schauen konnte, ob er sich erholt oder weitere Hilfe von ärztlicher Seite brauchte.
Am nächsten Morgen zeigte er sich aber wieder munter und sie beschloss ihn wieder ins Freie zu setzen. Er hat sich in der Zwischenzeit gut gemacht und kommt immer mal wieder zu ihr direkt oder nachgeflogen. Sie braucht nur ein paar Leckerlis in Form von Vogelfutter auswerfen und schon ist sie da. Aber sie hat beobachtet, dass die Krähe zu jedem kommt, der ein kleines Leckerli dabei hat. Sie ist sozusagen handzahm, was eher eine Seltenheit ist.
Zum Thema Ameisen im Gefieder schickte mir Sandra Eichstädt den Artikel von Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung, Hamburg:
Manche Vogelarten greifen bei der Gefiederpflege zu aggressiveren Reinigungsmitteln: Sie setzen Ameisensäure gegen Parasiten ein. Der Eichelhäher etwa legt sich mit ausgebreiteten Flügeln auf einen Ameisenhaufen und lässt sich von den Insekten, die ihr Volk vor dem vermeintlichen Eindringling beschützen wollen, mit Ameisensäure besprühen. Auch Krähen zeigen dieses „Baden“. Und Amseln werden immer wieder dabei beobachtet, wie sie einzelne Ameisen aufpicken und sich zwischen die Federn stecken. Biologen sprechen bei diesen Verhaltensweisen vom „Einemsen“, da die Ameise früher Emse genannt wurde.
Wieder etwas dazugelernt und zwar etwas sehr Interessantes! (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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