12. Finanzgespräche
Nachhaltige Geldanlagen zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Limburgerhof. Die 12. Finanzgespräche unter Regie von Dr. Hartmut Walz, Professor an der HWG Ludwigshafen, widmeten sich am 4. November dem Thema „Nachhaltige Geldanlagen“. Am neuen Veranstaltungsort, im Großen Kultursaal im Rathaus Limburgerhof, führte Verhaltensökonom Walz in die Thematik ein und diskutierte anschließend mit seinem Gast Markus Duscha (Gründer und Leiter des Fair Finance Institute, Heidelberg) Anspruch und Wirklichkeit nachhaltiger Geldanlagen.
Dabei gingen die beiden Experten sowohl auf das Nachhaltigkeitsstreben auf globalen Märkten als auch auf aktuelle politische Entwicklungen rund um nachhaltige Geldanlagen ein. Auch „Nachhaltigkeitsfallen“ wie Greenwashing, unangemessene Kosten und versteckte Risikoerhöhung beispielsweise durch Branchenspekulationen wurden benannt.
Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage – das ist definitiv leichter gesagt als getan. Die mediale Aufmerksamkeit für nachhaltiges Investieren ist enorm und hat in jüngster Vergangenheit einen regelrechten Hype ausgelöst. Daher muss man derzeit sehr aufpassen, ob hinter den Versprechungen auch wirklich das vom Anleger gewünscht Nachhaltige steckt. Das fängt bereits damit an, was nachhaltig bedeutet? Für den einen ist die Abholzung des Regenwaldes unerträglich. Für den anderen der Kohleabbau vor der eigenen Haustür. Die nächste rettet die Bienen. Andere warnen insgesamt vor dem Artensterben. Viele essen keine Tiere. Für die meisten sind zumindest menschenverachtende und unwürdige Arbeitsbedingungen inakzeptabel. Für die Nachhaltigkeit in der Geldanlage gibt es nach wie vor leider keine allgemein verbindlichen Maßstäbe. Auch deshalb ist nachhaltiges Investieren so schwierig.
Das Fazit des Abends lautete daher:
- Wer nachhaltig kauft und konsumiert erreicht ganz sicher eine Wirkung.
- Nachhaltigkeit beginnt vor der eigenen Haustüre. Fraglos gut ist es, konkrete Sachinvestments mit positiver Ökobilanz (Stromerzeugung für den Eigenverbrauch, Zisterne und so weiter) vorzunehmen.
- Gleiches gilt für regionale Nachhaltigkeitsprojekte, soweit man die Seriosität der Initiatoren einschätzen kann und das Projektmanagement professionell durchgeführt wird (Sachverstand lässt sich auch bei Nachhaltigkeitsprojekten nicht ganz durch guten Willen ersetzen).
- Hüten sollte man sich vor kommerziellen geschlossenen Fonds, die grün angestrichen sind. Hier ist nicht nur deren Nachhaltigkeitsanspruch fraglich. Im grünen Gewande werden aktuell viele Vehikel angepriesen, die hohe versteckte Kosten aufweisen und ein extrem schlechtes Ertrags-Risikoverhältnis aufweisen.
- Ob selektives Investieren auf Basis von Nachhaltigkeitskriterien auf globalen Finanzmärkten eine Wirkung hat, muss sich erst noch beweisen. Wer hier trotzdem bereits investieren möchte, sollte auf preiswerte, hellgrüne ETFs setzen, die es schon in ausreichender Zahl gibt.
Die nächsten Finanzgespräche werden sich im Frühjahr 2022 dem Thema börsenfähiger Investmentfonds (ETF) widmen. ps/bas
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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