Ausflugstipp: Wandern und Industriekultur entlang der Murg
Industriekulturelle Objekte neben der Natur erleben
Region. Das Murgtal mit seinen Wäldern gehört zu den schönsten Wandergebieten des Schwarzwalds - und ist eigentlich nur einen Katzensprung von Karlsruhe entfernt, man kann sogar bequem mit der Straßenbahn vom karlsruher Hauptbahnhof die Region erreichen. Die Murg entsteht aus den zwei Quellbächen Rot- und Rechtmurg im westlichen Gebiet der Gemeinde Baiersbronn unterhalb des Ruhesteins bzw. Schliffkopfes unweit der touristisch bekannten Schwarzwaldhochstraße.
Im weiteren Verlauf folgen die Orte Forbach, Weisenbach, Loffenau, Gernsbach und Gaggenau. Den Besucher erwarten unterschiedlichste reizvolle Landschaften zum Wandern: Wiesentäler mit den typischen Heuhütten an den Seitenhängen des Murgtals, Schluchten, Seen, Felsen, Wälder und Auen prägen die Region seit Jahrhunderten. Erst im Januar 2019 ist der Wanderführer „Murgtal Wanderguide“ erschienen.
Industriekulturelle Objekte neben der Natur
Neben der attraktiven Landschaft finden sich im Murgtal auch zahlreiche industriekulturelle Objekte, die vom frühen Erfindungsreichtum der Bewohner zeugen. Die Technik spielte entlang der Murg eine wichtige Rolle. Bereits im Mittelalter entdeckten die Menschen neben dem Holz auch die Schätze des Schwarzwaldes, die unter der Erde schlummerten: Eisenerz und Silber. Und der Schwarzwald bot einen weiteren wichtigen Rohstoff, den Quarzsand. Er wurde aus den Bächen gewonnen und zu „Waldglas“ verarbeitet. Auch wurde die Murg schon im 13. Jahrhundert schiffbar gemacht, um die Holzwirtschaft anzukurbeln. Mit der Industriellen Revolution im ausgehenden 19. Jahrhundert nahm der wirtschaftliche Aufschwung im Murgtal weiter zu. Zahlreiche Museen laden heute dazu ein, die frühen regionalen Industriezweige zu erkunden, sei es als Einzelerlebnis oder im Rahmen einer Wandertour.
Gaggenau – 125 Jahre Automobilbau
Im Jahr 1894 produzierte Theodor Bergmann in seinen Industriewerken in Gaggenau das erste Automobil, den sogenannten „Orient-Express“, ein 2-3-sitziger Phaeton mit vier Rädern, konstruiert von Ingenieur Joseph Vollmer aus Baden-Baden. Das Mercedes-Benz-Werk-Gaggenau gilt heute als das älteste Automobilwerk der Welt. Bis 2002 wurde hier über 50 Jahre lang unter anderem der Unimog produziert. In Gaggenau-Bad Rotenfels lädt das sehenswerte Unimog-Museum zum Staunen und Erleben ein. Das Museum ist eine Hommage an den Unimog und gleichzeitig eine Erinnerungsstätte zum Wirtschafts- und Arbeitsleben ab 1945. Technik wird hier begreifbar gemacht. Von Prototypen bis zur neuen Generation der Geräteträger sind jeweils Fahrzeuge aus verschiedenen Jahrzehnten zu sehen. Ihre Besonderheiten werden durch Schnittmodelle, Fahrzeugteile, Bilder, Filme und Geschichten ergänzt. Als Höhepunkt darf sicherlich die (Mit-)Fahrt im Unimog auf dem Außenparcours gezählt werden, bei der spektakuläre Steigungen überwunden werden.
Wie Schwarzwaldtannen nach Holland kamen
Die Flößerei hat sich im Murgtal nachweislich ab dem Jahr 1243 entwickelt und bescherte der Region einen gewissen Wohlstand. Die Köhlerei und vor allem der Holzexport nach Holland via Floß waren einträgliche Erwerbsquellen. Bereits im 16. Jahrhundert schlossen sich die Flößer zur „Murgschifferschaft“ zusammen, um den Verkauf gemeinschaftlich zu organisieren. Bis 1913 waren die Flößer auf der Murg unterwegs, dann wurde mangels Nachfrage und Rentabilität das Geschäft eingestellt. Im Museum „Haus Kast – Wasser, Holz und Leben“, das im ältesten Steingebäude des Murgtals beheimatet ist, wird die Geschichte der Flößerei anschaulich erklärt. Der Verein für Heimatgeschichte Gaggenau-Hörden e.V. bietet regelmäßig Führungen an.
„Perle des Murgtals“
Auch Gernsbach blickt auf eine lange Flößertradition zurück. Hiervon können sich Besucher beim jährlich stattfindenden Altstadtfest in Gernsbach überzeugen und eine Floßfahrt auf der Murg erleben. Mit der Holzwirtschaft und den sich daraus entwickelnden Sägereien wurde das Papiergewerbe zu einem ebenfalls bedeutenden Industriezweig im Murgtal. Viele Industriebetriebe im Murgtal sind mit ihren Produkten wie Bierglasuntersetzer, Teebeutelpapier, Kartonverpackungen, Zeitschriften- oder Spezialpapieren bis heute weltweit marktführend. Nicht zuletzt die 1956 gegründete Papiermacherschule macht Gernsbach zu einem internationalen Zentrum der Papierindustrie.
Weinanbau rund um Gernsbach
Was wäre ein Besuch der Badischen Weinstraße, ohne ein Gläschen des Rebsaftes zu probieren? In Gernsbach locken gleich zwei verführerische Adressen: Das Weingut Iselin wird seit 35 Jahren von Sara und Rainer Iselin mit Sitz im Alten Rathaus Gernsbach geführt.
Das Weingut Schloss Eberstein an den Steilhängen des mittleren Murgtals ist ein Kulturgut der Region Mittelbaden. Auf dem außergewöhnlichen Terroir gedeihen auf Granitverwitterungsböden Weine von hervorragender Qualität und internationalem Format. Seit 2012 wird der Betrieb von Jürgen Decker und Ernst Möschle gemeinschaftlich geführt.
Schwarzenbach-Talsperre
Auf rund 668,5 Metern zwischen der Schwarzwaldhochstraße und dem Murgtal gelegen, rund zehn Kilometer vom Ortskern Forbach entfernt, ist die Schwarzenbach-Talsperre mit ca. zwei Kilometern Länge der größte Stausee im Nord- und Mittelschwarzwald. Durch seine idyllische Lage umrahmt von Schwarzwaldbergen ist der See im Sommer wie im Winter ein beliebtes Ausflugsziel.
Das Wasser wird vom Stausee aus in unter- und oberirdischen Druckstollen und -rohren zur Stromgewinnung bis zum Rudolf-Fettweis-Werk der EnBW in Forbach geleitet. Die Rudolf-Fettweis-Werke mit ihren vier Einzelkraftwerken, die zwischen 1918 und 1924 in Betrieb genommen wurden, zählen zu den ältesten und traditionsreichsten Erzeugungsstandorten in Baden-Württemberg. Als Laufwasser-, Speicher- und Pumpspeicherkraftwerk produziert der Standort Forbach jährlich rund 105 Millionen Kilowattstunden CO2-freien Strom. War die Wasserkraft ursprünglich Geburtsstunde der Elektrifizierung und damit der Industrialisierung, leistet sie heute einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende. (abc)
Infos: www.baiersbronn.de | www.murgtal.org | www.gaggenau.com | www.gernsbach.de | www.forbach.de
Autor:Jo Wagner |
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