Der Froschkönig auf der Windeck
Kabarettistische Märchenstunde
Kabarettistische Märchenstunde mit Dr. Markus Weber
(BT) Was hat „de klää uffgestumpte Zwockel“ bitteschön im Weinheimer Schloss verloren? Keine Ahnung? Und wer bitteschön ist dieser Zwockel, der der jungen Kurfürstin den Schlaf raubt? Immer noch keinen Plan? Ja, dann hat man noch nicht eine der höchstvergnüglichen kabarettistischen Märchenlesungen von Dr. Markus Weber, von Beruf Altphilologe, Romanist, Kabarettist und ganz nebenbei übrigens auch Apotheker, genossen. Dr. Weber, eingefleischter Weinheimer, Märchenfreund und Mundartkenner bringt alle diese drei Passionen mit Leichtigkeit unter einen Hut, indem er die Märchen der Gebrüder Grimm in den Kurpfälzer Dialekt übersetzt, diese kurzerhand in ausgewählte Orte an der Bergstraße verortet und so ganz nebenbei auch eine kleine Geschichtsstunde über die kleinen Orte rund um Weinheim abhält. Da spielt der Froschkönig auf der Windeck (der Brunnen, in dem die Königstochter ihre goldene Kugel fallen ließ, existiert noch, heute jedoch durch ein Absperrgitter gesichert), das schlafende Dornröschen in einem kleinen verwunschenen Schlößchen oberhalb von Leutershausen, die Gaß mit ihre siwwe Kinner bewohnen ein kleines Häuschen in den Bennwäldern über der Weinheimer Nordstadt und Goldmarie ließ ihre Spule in den Gerberbach in Weinheim fallen. Und die siwwe Zwoggel beherbergen Schneewittchen am Bildstock in Oberflockenbach, naja hinter den „7 Bergen“ ähm Hügel, wenn sie [die Zwerge] nicht gerade im Silberbergwerk in Schriese arbeiten.
Und haben Sie gewusst, dass in den „Sachsen“dörfern (Lützel-, Hoch- und Großsachsen) ursprünglich von Karl dem Großen zwangsweise umgesiedelte, rebellische sächsische Heiden beheimatet waren, also eigentlich eine „Verbrecherkolonie“ war? Und dieses, wie so vieles andere Interessante und Wissenswerte über Land, Sprache und Leute, erfährt man an diesem Abend, genauso, wie, dass sich hinter der Felsentür am Burgweg oberhalb vom Weinheimer Schlosses ein ehemaliger Zugang zu einem Geheimgang zur Windeck verbirgt. Und genau dort ist der böse klää uffgestumpte Zwockel zuhause, der der jungen Kurfürstin im Weinheimer Schoss ihr erstes Baby abspenstig machen möchte. Wir kennen den Zwockel unter dem Namen Rumpelstilzchen.
Der sehr kurzweilige Abend, den Uwe Grundei im Rahmen des Jubiläumsjahres „10 Jahre Kulturtage Waldhof“ im vollbesetzten Miteinander-Restaurant Landolin am Taunusplatz initiiert hatte, ist jedoch nicht nur den – eigentlich allseits bekannten - Geschichten selbst zu verdanken, sondern die ausdrucksstarke Unterstreichung des Geschehens mit ausgeprägter Gestik, Mimik und insbesondere durch die Verstellung und Anpassung der Stimmlage seines Vorlesers lässt die Geschichten lebendig und spannend werden. Und, so betont Weber selbst, ist die Tatsache, dass der Zuhörende im Laufe des Abends die Darbietung im kurpfälzischen Dialekt fast vergisst, der Beweis dafür ist, dass kurpfälzsch unsere Muddersproch ist.
Die Gäste wurden an diesem Abend nicht nur literarisch, sondern auch kulinarisch bestens verwöhnt mit einem leckeren drei-Gänge-Menü. Zum krönenden Abschluss erzählte Dr. Weber noch, dem Vorabend des 1.Advents geschuldet, die Weihnachtsgeschichte und schließlich noch das Märchen von den Sterntalern, das, na wo wohl, im Herzen von Weinheim angesiedelt ist.
Text und Bilder: Beate Tilg
Autor:Wolfgang Neuberth aus Mannheim-Nord |
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