Friedhofsführung in Käfertal
Mit den Bäumen auf du und du – Baumführung über den Friedhof Käfertal
Mit den Bäumen auf du und du –
Baumführung über den Friedhof Käfertal
(BT) Dass ein Friedhof ein Ort der Trauer- und Bestattungskultur ist, ist hinlänglich bekannt. Dass viele Menschen vermehrt die Stille eines Friedhofs und die parkähnlichen Strukturen als Oase des Friedens und der Entspannung nutzen, wird zunehmend begrüßt.
Wem wir aber dieses Paradies zu verdanken haben, erfährt erst der, der an einem der Baumrundgänge teilnimmt, die das Friedhofsamt auf seinen Friedhöfen regelmäßig und kostenlos anbietet. Und dieses Angebot nahmen an diesem Samstag 12 interessierte Frauen und Männer auf dem Käfertaler Friedhof, übrigens der älteste Friedhof Mannheims, wahr. Agrarfachwirt Tobias Schüpferling, auch allseits bekannt durch sein Engagement für den Vogelpark am Karlstern oder bei den Karlsternhexen, ist in seinem Hauptberuf zuständig für das Wohlergehen und die Standsicherheit der 10.000 Bäumen auf den elf Mannheimer Friedhöfen und er kennt jeden einzelnen von ihnen sehr genau. Regelmäßig stattet er jedem der ihm anvertrauten Bäumen einen Besuch ab, wobei die Körpersprache der Bäume ihm dann „erzählt“, ob es ihnen gut geht, welche Defizite sie haben und wo eventuell ein Eingreifen nötig ist. Alle Bäume, auch die 866 Bäume auf dem Käfertaler Friedhof sind mit einer eigenen Nummer in einem Baumkataster erfasst, in dem regelmäßig der Zustand des Baumes, seine „Zipperlein“ und erforderlichen Maßnahmen erfasst sind. So behält auch der Baumflüsterer den Überblick, den man sonst leicht verlieren könnte. Egal ob Eiche, Eibe, Tulpenbaum, Linde, Birke, Schwarzkiefer, Ahorn oder Rosskastanie, jede Baumart hat seine eigenen Anforderungen und Bedürfnisse an Boden-, Standort- oder klimatische Verhältnisse, die ganz individuell zu berücksichtigen sind. Es ist verblüffend, wieviel die Wuchsrichtung eines Baumes, vorhandene U- oder V-Gabelungen oder die Wuchshöhe der Blätter über die Gegebenheiten eines Baumes verraten. Berührend ist auch Schüpferlings Aussage, wie sehr Bäume aufeinander achtgeben und sie auch auf unterschiedliche Art und Weise intensiv miteinander kommunizieren. Auch der mehr oder weniger schwächende Einfluss von Schädlingen wie beispielsweise Borkenkäfer oder Misteln auf die Überlebensfähigkeit oder Standfestigkeit der Bäume wurde anhand von sichtbaren oder (für Laien) unsichtbaren Beispielen erläutert. Dem vielgeschmähten Efeu, so Schüpferling, werde oft Unrecht getan, dieser sei nur schädlich für bereits kranke und geschwächte Bäume. Einen interessanten Einblick erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch über die Überlebensfähigkeit „alter“ Baumarten oder der Eignungstest neuer Baumarten auf den Friedhöfen im Zuge des Klimawandels.
Wenn man Schüpferling auf seinem dreistündigen, aber sehr kurzweiligen, Rundgang und seinen sehr lebhaften und engagierten Ausführungen über die ihm anvertrauten Bäumen folgt, erkennt man schnell deutlich wie stark es dem Baumexperten am Herzen liegt, dass die Friedhofsbesucher einen eigenen Einblick in die Bedürfnisse der ihm anvertrauten Baumwelt erhalten, der nicht zu unterschätzende Aufwand für die Gewährleistung der Verkehrssicherheit der Bäume für die Friedhofsbesucher, aber auch welch (zeit-) intensiven Einsatz es erfordert, dass dieser Garten Eden erhalten bleibt (und damit ist sicherlich nicht nur das Paradies innerhalb der Friedhofsmauern gemeint), wird dort inzwischen doch auch so liebevoll und engagiert Lebensraum für die unterschiedlichsten Tierarten, sei es Vögel oder Insekten, geschaffen. Wer nun neugierig geworden ist und auch einen eigenen Einblick in die Sprache der Bäume erhalten möchte, erhält auf der Homepage des Friedhofsamtes die Termine der weiteren Führungen mit Tobias Schüpferling. Wärmstens empfohlen!
Text : Beate Tilg Bilder: Wolfgang Neuberth
Autor:Wolfgang Neuberth aus Mannheim-Nord |
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