Caritas Mannheim gedenkt Schwester Theodolinde, Überlebende des KZ Ravensbrück
„Sie wollte nie über ihre Erfahrungen reden“

Eucharistiefeier in der Kapelle des Maria Frieden Pflegezentrums. | Foto: Henkelmann
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Neckarstadt. Mit einer Eucharistiefeier, einem Festvortrag und Zeugnissen von Menschen, die sie kannten, hat der Caritasverband Mannheim des 100. Geburtstags der KZ-Überlebenden und Ordensschwester Theodolinde gedacht. Die Gedenkfeier fand im Caritas-Pflegezentrum Maria Frieden statt, in dessen Konvent Schwester Theodolinde von 1973 bis zu ihrem Tod im Jahr 2000 lebte. Alle Redner betonten dabei die Bedeutung des Wirkens und Handelns der standhaften Christin bis in die heutige Zeit hinein.„Die Gedenkfeier ist uns sehr wichtig“, sagte Caritas-Vorstand Dr. Roman Nitsch, der sich bei all denjenigen bedankte, die die Veranstaltung und die Erinnerung an die Benediktinerin vorbereitet hatten. „Wir möchten, dass das Zeugnis von Schwester Theodolinde, das sie mit ihrem Mut, ihrer Glaubenstreue und ihrer Unbeugsamkeit gegeben hat, weitergetragen wird und in unsere Zeit und unsere Welt hineinleuchtet.“„Wir gedenken auch im Blick auf die Gegenwart und die Zukunft. Denn es war ihr Anliegen und muss auch unseres sein, dass so etwas wie damals nie wieder geschehen darf“, unterstrich Monsignore Horst Schroff, der gemeinsam mit den Pfarrern Gerhard Gruca und Udo Mayer dem Gottesdienst vorstand, an dem auch zahlreiche Benediktinerinnen der Heiligen Lioba teilnahmen.
Sie frage sich, je älter sie werde umso erschütterter, wie Schwester Theodolinde und andere Frauen, die das Grauen des KZs erlebt hatten, es geschafft hätten, sich in ein solch geprägtes und streng strukturiertes Leben wie das Klosterleben zu integrieren, bekannte die ehemalige Priorin der Liobaschwestern, Dr. Eoliba Greinemann, in ihrem Zeugnis während der Eucharistiefeier. „Was hat das ihnen abverlangt“, gab Dr. Eoliba Greinemann zu bedenken.Verwandte und Bekannte erinnern sichNach dem Gottesdienst ging der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Mannheimer Caritasverbandes und Mitinitiator des Gedenkens, Franz Pfeifer, mit Weggefährten Theodolindes ins Gespräch. Diese bestätigten übereinstimmend, meist erst mit der Veröffentlichung des Buches „Vom KZ ins Kloster“ von Schwester Theodolindes KZ-Aufenthalt erfahren zu haben.
„Sie wollte nie über ihre Erfahrungen während der Nazi-Zeit reden, sondern sagte immer, sie schreibt mal ein Buch und da steht dann alles drin. Sie hat auch oft die Schreibmaschine mitgebracht und dann bei uns geschrieben“, berichtete ihre Nichte Elisabeth Franz. Die Kathrina, wie sie in der Familie genannt wurde, sei zweimal im Jahr zum Urlaub nach Deggingen gekommen. Wie eine zweite Oma sei sie gewesen, die mit den Kindern malte und spielte. „Sie hat sich einfach wohlgefühlt und sich sehr gut bei uns erholt.“ Auch Schwester Wildburga, eine Mitschwester aus frühen Ordensjahren in Schwetzingen, versicherte, nichts von dem erlebten Grauen Theodolindes gewusst zu haben: „Ich merkte nur, dass sie manchmal so etwas wie Halluzinationen hatte.“
Pfarrer Udo Mayer, der die Schwester unter anderem durch den Religionsunterricht kennenlernte, beschrieb sie als jemand, der die frohe Botschaft der Bibel gelebt habe. „Ich war ganz erstaunt, als ich später hörte, dass sie im KZ war. Denn sie war so etwas von froh.“ Auch Gabi Meguscher, ehemalige Leiterin des Maria Frieden Pflegezentrums, erinnerte sich an die Lebensfreude der Ordensfrau, die sich etwa bei den Fasnachtsfeiern im Haus zeigte. „Da wirbelte sie total aufgedreht und kostümiert durch den Saal und löste damit Begeisterung bei den Bewohnern aus.“
Vortrag über ihr LebenDer christliche Wertekanon Schwester Theodolindes hätten zu ihrem Widerstand gegen das NS-Regime geführt, erläuterte Prof. Dr. Reiner Albert in seinem Festvortrag. Diese religiöse Seite verbinde die spätere Ordensfrau mit dem aus Mannheim stammenden Widerstandskämpfer und Jesuitenpater Alfred Delp. Als zusätzlichen Beitrag für eine geschichtsbewusste Gedenk- und Erinnerungskultur regte Prof. Albert an, in Mannheim für Schwester Theodolinde einen Stolperstein zu verlegen oder eine Tafel zu errichten.
„Das ist Mord“ - die Antwort auf die Frage eines Schülers im Religionsunterricht, wie sie die so genannte Euthanasie, die Vernichtung des behinderten Lebens, beurteile, war Katharina Katzenmaier, so ihr ursprünglicher Name, während der Nazi-Diktatur zum Verhängnis geworden. Sie wurde 1943 verhaftet und kam danach ins KZ Ravensbrück. Gegen Kriegsende wurde sie auf einen Todesmarsch gezwungen, der erst mit der Befreiung durch russische Soldaten endete. 1949 trat sie ins Kloster ein. (bh)

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Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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