Historisches mit Volker Schläfer
An Vergangenes erinnert bei Ortsführung „Von Turm zu Turm“
Bei der vom Historischen Verein Mutterstadt organisierten Ortsführung „Von Turm zu Turm“ durch das Oberdorf konnte Vorsitzender Lutz Bauer vergangene Woche 35 Interessierte begrüßen, die an dem dreistündigen Rundgang teilnahmen.
Volker Schläfer erläuterte zur Einstimmung die wechselhafte Ortsgeschichte; symbolhaft dargestellt mit der Großplastik „Römer, Landwirtschaft und Chemiearbeiter“ vor dem Palatinum. Von dort ging es über den Messplatz, mit dem Hinweis auf das dort bis 1933 ansässige „Ortskartell der Freien Arbeitervereine“ in die Ludwigshafener Straße. Zu dem Teilstück bis zur Speyerer Straße, von Schläfer „als geballte 200 Meter Ortsgeschichte“ bezeichnet, gab es Informationen zu den wechselvollen Nutzungen der dortigen Gebäude mit den Gastwirtschaften „Rheinischer Hof“, Erste Gastarbeiterunterkunft im Ort, ECHO-Verlag, Zigarrenfabrik, Postexpedition (Pfälzer Löwen) „Zur Krone“, „Zum Ochsen“ (mit Tanzsaal), „Zum goldenen Hirsch“, „Zum Adler“ und „Zum Lamm“, zu dem vor 90 Jahren in Betrieb genommenen Postamt und zu dem Lokalbahnhof für die von 1890 bis 1955 betriebene Bahn, dem „Feurigen Elias“.
Beim Gang durch die Speyerer Straße erfuhren die TeilnehmerInnen etwas über die vor zirka 100 Jahren dort ansässigen mehr als 40 Geschäfte, Betriebe, Händler und Gaststätten; dazu kamen mehr als 20 Bauernhöfe. Am Grundstück des ehemaligen „Bauernkonsums“ (heute VR-Bank) wurde der Strukturwandel Mutterstadts vom Bauerndorf zur Wohnsiedlungsgemeinde erörtert. Weiter am denkmalgeschützten ehemaligen Gutsbesitz „Teutsche Hof“ vorbei, war am ehemaligen „Ritter“, dem „kath. Bahnhof“, der nächste Halt. Leo Sebastian erläuterte dort über die Stuhlbruderschaft am Dome zu Speyer, die zu den geistlichen Stiftungen der Salier gehörten und ihren größten Hofgüterbesitz (und damit Einnahmen) in Mutterstadt hatten. Danach informierte er über die Baugeschichte und Nutzungen der katholischen Einrichtungen Pfarrhaus, Schwesternhaus und Vereinshaus (Pfarrzentrum).
Nächste Station war der 1932 erbaute Wasserturm, das Wahrzeichen Mutterstadts. Dipl. Ing. Wolfgang Engler vom Wasserzweckverband erläuterte im Innern des Wasserturms technische Details zum Bauwerk und informierte darüber, woher das Trinkwasser stammt, wie es gewonnen wird und wie es in die Haushalte kommt. Bei einer Brezel und einer „Wasserprobe“ gab es hier für die TeilnehmerInnen eine kleine Pause.
Danach ging es zum katholischen Kirchenzentrum mit Kirche und Turm. Leo Sebastian führte in die Geschichte der Mutterstadter Katholiken ein, nannte Daten, Personen und Ereignisse, wie die Kirchenbauten 1754, 1836, 1936 und den Kirchturmbau 1958.
Durch die Schulstraße, vorbei am heutigen Haus der Vereine, das 1832 als Schulhaus erbaut wurde, führte der weitere Weg ins „Arresstegässel“ zum früheren, 1825 erbauten Kantons-Gefängnis. Das jetzt als Seniorentagesstätte genutzte Gebäude gilt als ältester erhaltener Gefängnisbau in Rheinland-Pfalz. In Sichtweite des 18 Meter hohen Glockenturms gab es dann abschließend von Organisator Volker Schläfer noch Informationen zu dem 1969 angelegten Neuen Friedhof, den Gedenktafeln im Ehrenhof, dem neu angelegten Begräbnishügel sowie zu dem 1889 in Betrieb genommenen Jüdischen Friedhof.
Von Bürgermeister Hans-Dieter Schneider, der, ebenso wie Fachbereichsleiter Rüdiger Geib, an dem Rundgang teilnahm, hatte es unterwegs an verschiedenen Stellen Erklärungen zu aktuellen Planungs- und Bauabsichten im privatem und öffentlichen Bereich gegeben.
Text: Volker Schläfer
Autor:Michael Hemberger aus Mutterstadt |
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