Interessantes von und mit Volker Schläfer
22. März 1945: In Mutterstadt ist der Krieg zu Ende

Originale Bildbeschreibung des Fotografen:
Totalfliegerbeschädigte Häuser in der Zeppelinstraße.
Die fotografische Aufnahme ist im Juli 1948 gemacht, gut drei Jahre nach dem Fliegerangriff am 1. Februar 1945. Die beiden Häuser, die auf dem Bilde rechts zu sehen sind, waren völlig zertrümmert. Das wiederaufgebaute Haus, Zeppelinstraße 16, gehörte ursprünglich der Baugenossenschaft, heute ist es Eigentum von Fritz Gräf. Das zweite Haus, der Baugenossenschaft bzw. der Gemeinde gehörig, wird gegenwärtig ebenfalls aufgebaut, dürfte bis Ende des Jahres unter Dach und Fach sein, In ihm wohnt Gustav Haag, der zweite Bürgermeister. In Angriff genommen wird auch das danebenstehende Doppelhaus (Baugenossenschaft), das im nächsten Jahre bezugsfertig werden dürfte. Das darf gesagt werden, weil nach der Währungsumstellung weit mehr Baumaterialien als vorher zu erhalten sind. Die folgenden Hauser sind ebenfalls gemeindeeigene Häuser, die schwer beschädigt waren, aber bereits wieder bewohnbar gemacht werden konnten. Auf dem Bild links, Ecke Zeppelin-und Richthofenstraße (letztere wurde in Edisonstraße umgetauft) sind die Trümmer des Hauses von Naumer Ferdinand, ein Bruder des Tierarztes Dr. Naumer, zu sehen. Es ist totalfliegerbeschädigt und wird höchstwahrscheinlich vorerst nicht wieder aufgebaut werden. Daneben, in der Zeppelinstraße befindet sich das Haus von Rief Ludwig, das bis auf den Keller in Trümmer lag und aufgebaut wird. Das diesem folgende gehörte dem verstorbenen Karl Riegel, jetzt dem Anilinarbeiter Emil Weasa. Dass die Nachbarhäuser in weitem Umkreis ebenfalls durch den Bombeneinschlag schwer beschädigt waren, sei nebenbei bemerkt. Ganz ohne Kriegsschäden blieb fast kein einziges Haus in der Gemeinde Mutterstadt. | Foto: Bildarchiv Gemeinde Mutterstadt
6Bilder
  • Originale Bildbeschreibung des Fotografen:
    Totalfliegerbeschädigte Häuser in der Zeppelinstraße.
    Die fotografische Aufnahme ist im Juli 1948 gemacht, gut drei Jahre nach dem Fliegerangriff am 1. Februar 1945. Die beiden Häuser, die auf dem Bilde rechts zu sehen sind, waren völlig zertrümmert. Das wiederaufgebaute Haus, Zeppelinstraße 16, gehörte ursprünglich der Baugenossenschaft, heute ist es Eigentum von Fritz Gräf. Das zweite Haus, der Baugenossenschaft bzw. der Gemeinde gehörig, wird gegenwärtig ebenfalls aufgebaut, dürfte bis Ende des Jahres unter Dach und Fach sein, In ihm wohnt Gustav Haag, der zweite Bürgermeister. In Angriff genommen wird auch das danebenstehende Doppelhaus (Baugenossenschaft), das im nächsten Jahre bezugsfertig werden dürfte. Das darf gesagt werden, weil nach der Währungsumstellung weit mehr Baumaterialien als vorher zu erhalten sind. Die folgenden Hauser sind ebenfalls gemeindeeigene Häuser, die schwer beschädigt waren, aber bereits wieder bewohnbar gemacht werden konnten. Auf dem Bild links, Ecke Zeppelin-und Richthofenstraße (letztere wurde in Edisonstraße umgetauft) sind die Trümmer des Hauses von Naumer Ferdinand, ein Bruder des Tierarztes Dr. Naumer, zu sehen. Es ist totalfliegerbeschädigt und wird höchstwahrscheinlich vorerst nicht wieder aufgebaut werden. Daneben, in der Zeppelinstraße befindet sich das Haus von Rief Ludwig, das bis auf den Keller in Trümmer lag und aufgebaut wird. Das diesem folgende gehörte dem verstorbenen Karl Riegel, jetzt dem Anilinarbeiter Emil Weasa. Dass die Nachbarhäuser in weitem Umkreis ebenfalls durch den Bombeneinschlag schwer beschädigt waren, sei nebenbei bemerkt. Ganz ohne Kriegsschäden blieb fast kein einziges Haus in der Gemeinde Mutterstadt.
  • Foto: Bildarchiv Gemeinde Mutterstadt
  • hochgeladen von Michael Hemberger

Mit dem Einmarsch der US-Truppen in die Pfalz endet im März 1945 auch in Mutterstadt der 2. Weltkrieg und damit die nationalsozialistische Gewaltherrschaft.
Zum Gedenken der Opfer des Krieges und des Nationalsozialismus, Mutterstadt hatte 417 Kriegs- und Zivilopfer zu beklagen, sollte am 18. April auf dem alten Friedhof eine Feierstunde mit Kranzniederlegung stattfinden, die aus aktuellem Anlass aber auf einen späteren Zeitpunkt verlegt werden muss.
Volker Schläfer, Mitglied im Historischen Verein Mutterstadt und Orts-Chronist, hat deshalb für das Amtsblatt eine kurze Zusammenstellung der damaligen Ereignisse verfasst.

Rückblick: 1945 kehrt der Krieg, den Nazi-Deutschland nach ganz Europa getragen hat, nach Deutschland zurück. Der ungleiche Kampf war aussichtslos geworden, den Zusammenbruch des 3. Reiches konnten auch letzte verzweifelte Anstrengungen nicht mehr aufhalten, trotzdem wurde er, und damit mit weiteren Opfern, fortgesetzt. Hier die Amerikaner mit einer bestens ausgerüsteten Armee auf ihrem Vormarsch vom Westen kommend durch die Pfalz; auf deutscher Seite der verzweifelte Versuch, mit den letzten Reserven die US-Truppen am Rhein aufzuhalten.
Dafür legte die Wehrmacht mit dem Volkssturm und mit 1.000 Fremdarbeitern am Waldrand Erdbefestigungen an und baute, vom Forsthaus aus Richtung Norden, den Floßbach, den Scheidgraben und den Neugraben bis an den Fußgönheimer Weg als Panzergraben aus.
An den Ortseingängen wurden zwei Meter hohe Panzersperren aus Eisenschienen, Betonblöcken und Baumstämmen errichtet. Den Ort wollten deutsche Panzer und Kampftrupps mit Panzerfäusten verteidigen.

Im Laufe des 21. März 1945 rückten Truppen der 12. US-Panzerdivision aus Richtung Fußgönheim und Ruchheim kommend, auf Mutterstadt zu. Über Funk kam die Drohung, Mutterstadt beim geringsten Widerstand dem Erdboden gleichzumachen. Viele Zivilisten flohen auf Grund der bedrohlichen Lage in Nachbardörfer.
Nach Schließung der Panzersperren begannen die Amerikaner mit massivem Artilleriebeschuss, der auf deutscher Seite nochmals fünf Tote und zahlreiche Verletzte forderte sowie erhebliche Gebäudeschäden verursachte.
Die deutschen Soldaten, die den Ort verteidigen wollten, ließen sich durch einsichtige Bürger aber dann dazu bewegen, „das Feld zu räumen“; so konnte das schlimmste noch abgewendet werden.

Am Abend des 21. März, es war ein Mittwoch, erreichten die US-Truppen dann den Ortsrand und rückten gegen 21 Uhr mit Infanterie und Panzern an den von Mutterstadter Frauen beseitigten Panzersperren vorbei in den Ort ein. Weil die Amerikaner nicht wissen konnten, dass es keinen Widerstand mehr gab, beschossen sie aber bei ihrem Vorrücken Straßen, Häuser, Höfe; der Gebäudeschaden war erheblich.

In der Nacht des 22. März 1945 begrüßten Mutterstadter Einwohner die US-Truppen mit weißen Tüchern. Der Krieg und die Nazizeit war vorbei.
Nach der vollständigen Einnahme des Orts durch die US-Armee erfolgte deren Truppeneinquartierung in die Häuser. Bei den Requisitionen hatten die Menschen, die ihre Wohnungen dafür räumen mussten, in der Regel nur bis zu zwei Stunden Zeit, um das wichtigste zusammenzupacken und irgendwo anders unterzukommen. Persönliche Gegenstände, Möbel, oder Gebrauchsgegenstände verblieben zur Verfügung der Sieger in den Gebäuden.

Wer an diesen Tagen des Kriegsendes als „Ortschef“ fungierte, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen: Einmal heißt es, dass der geschäftsführende Bürgermeister August Steiger noch im Amt war, in anderen Unterlagen ist zu lesen, dass er zwei Tage vor dem US-Einmarsch aus dem Gemeindedienst ausgeschieden ist und der Beigeordnete Otto Steiger die Amtsgeschäfte führte. Beide gehörten in jedem Falle zu den führenden örtlichen NSDAP-Funktionären und waren so für die Sieger untragbar.

Am 24. März setzten die Amerikaner deshalb einen „unbelasteten“ Bürger als Bürgermeister ein: Es war der damals 60jährige Heinrich Hartmann, SPD-Mitglied und bis 1933 Schriftleiter der „Pfälzischen Post“.
Eine schwierige Angelegenheit war in diesen Tagen die Unterbringung von fast 1.000 Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen; dafür wurde (fast) die ganze Schulstraße geräumt.
Die Wohnungsnot, die Beseitigung der Kriegsschäden an den Häusern, die Versorgung der Einwohner mit Lebensmitteln; das waren auch in Mutterstadt die vordringlichsten Themen in den ersten Monaten nach diesem Kriegsende 1945.

Benutzte Quellen:
Gemeindearchiv; Eyselein: Ortschronik 1967; Maier/Zibell/Ledig/Schläfer: Ortschronik 2017 und Fotoarchiv Renner

Ausgehen & Genießen
Alles neu: Der Weihnachtsmarkt Ludwigshafen überrascht mit neuer Weihnachtspyramide und neuem Riesenrad | Foto: Lukom / Martina Wörz
36 Bilder

Volle City: Die schönsten Fotos vom Weihnachtsmarkt Ludwigshafen

Ludwigshafen. Dass der Weihnachtsmarkt Ludwigshafen bei den Stadtbewohnern und Menschen aus dem Umland gut ankommt, war schon am ersten Samstagabend zu erleben: Um 18 Uhr füllte sich das Adventsdorf langsam, um 19 Uhr kamen die großen Besucherströme. Und ab 20 Uhr gab es den bisherigen Höchstwert mit rund 4000 Gästen im Jahr 2024, der bis 21.30 Uhr anhielt. Egal, wen man an diesem Abend fragte, von Ausstellern und Publikum erhielt man immer die dieselbe Antwort. Die Besucher zählen den...

Autor:

Michael Hemberger aus Mutterstadt

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

RatgeberAnzeige
Im Trauerfall benötigen Familie und Freunde des Verstorbenen Beistand und Fürsorge - auch in Form von Trauerbegleitung bei der Planung einer Bestattung oder Beerdigung.  | Foto: Africa Studio/stock.adobe.com
2 Bilder

Bestatter Ludwigshafen: Einfühlsame Begleitung im Trauerfall

Bestatter Ludwigshafen. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, stehen Angehörige vor großen Herausforderungen mitten in ihrer Trauer. Wie plant man eine Bestattung in Ludwigshafen am Rhein, welche Beisetzungsformen gibt es und welche Dokumente werden benötigt? Das Bestattungsinstitut Trauerhilfe Göck begleitet Menschen in dieser schweren Lebensphase individuell und persönlich. So kann man sich aufs Abschied nehmen konzentrieren und alle Formalitäten in vertrauensvollen Hände geben.  Die Belastung...

Wirtschaft & HandelAnzeige
App für Finanzen: Monatliche Einnahmen und Ausgaben im Überblick behalten und ganz einfach Überweisungen tätigen? Das alles kann die Finanz-App der Sparkasse | Foto: Maria Vitkovska/stock.adobe.com
4 Bilder

App für Finanzen: So behalten Sie Ihr Geld ganz leicht im Blick

App für Finanzen. Immer die Übersicht über die eigenen Finanzen bewahren, von überall Überweisungen tätigen und ganz einfach Rechnungen mit dem Handy bezahlen – das geht mit der preisgekrönten App der Sparkasse. Anschauliche Übersicht: Kontostand, Überweisungen, Einnahmen und Ausgaben auf einen BlickMit der Finanz App der Sparkasse kann man sich den Weg in die Filiale oder den Gang an den Rechner sparen. Überweisungen ausführen sowie Kontostand und Umsätze prüfen – das geht immer und überall....

RatgeberAnzeige
KFZ-Versicherung wechseln: Der Wechsel der Autoversicherung kann sich richtig lohnen. Mit einem Tarifvergleich findet man schnell und kostenfrei die beste Versicherung für die eigenen Ansprüche. | Foto: AntonioDiaz/stock.adobe.com
3 Bilder

Kfz-Versicherung wechseln: So sichern Sie sich die besten Konditionen

Kfz-Versicherung wechseln: Sie sind unzufrieden mit dem Preis oder der Leistung Ihrer Kfz-Versicherung? Dann lohnt es sich, über einen Wechsel nachzudenken. Den besten und günstigsten Tarif zu finden, ist mithilfe eines Vergleichsportals nicht aufwendig und auch der Versicherungswechsel selbst funktioniert hier schnell und unkompliziert.  Kfz-Versicherung wechseln: Darum lohnt es sich genau jetzt  Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, Ihre Kfz-Versicherung zu wechseln oder eine neue Versicherung...

Ausgehen & GenießenAnzeige
Kreuzfahrt als Gruppenreise erleben: Gemeinsam mit den Kreuzfahrtfreunden aus der Pfalz kann man die schönsten und interessantesten Ziele der Welt entdecken. Rundum betreut und sicher.  | Foto: stock.adobe.com/ Pav-Pro Photography
2 Bilder

Kreuzfahrt als Gruppenreise: Entdecken Sie die schönsten Reiseziele

Kreuzfahrt als Gruppenreise. Gemeinsam mit Gleichgesinnten einzigartige und unvergessliche Erfahrungen an Bord eines Kreuzfahrtschiffs erleben und die schönsten Reiseziele der Welt in einer entspannten und intensiven Art erkunden. Lassen Sie sich von traumhaften Orten beeindrucken und erleben Sie faszinierende Landschaften, kulturelle Begegnungen und abenteuerliche Ausflüge als deutschsprachige Gruppenreise gemeinsam mit dem Kreuzfahrtfreunden.  Warum eine Kreuzfahrt in der Gruppe buchen?Seit...

Wirtschaft & HandelAnzeige
BWL Mannheim: Neben dem Job an der VWA studieren und mit diesem Booster für die Karriere: ins Management durchstarten. Die Studiengänge beginnen jeweils zum Wintersemester und zum Sommersemester. | Foto: VWA Rhein-Neckar
4 Bilder

BWL Mannheim: Betriebswirt, Bachelor und Master erlangen

BWL. Studium in Mannheim. Motto: „Wir lehren Wirtschaft." Mit der VWA Rhein-Neckar zum Bachelor und Master in Betriebswirtschaftslehre. Die VWA bereitet Studierende auf ihre Karriere vor - ob sie gerade aus der Schule kommen oder eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben und im Berufsleben stehen. Wer sich für einen Studiengang bei dem Mannheimer Bildungspartner für Verwaltung und Wirtschaft entscheidet, studiert in der Regel berufsbegleitend neben dem Job. BWL Mannheim ist auch in...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Digital Sales Manager Ludwigshafen: Die Vermarktungsexperten für Medialösungen der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ und der Wochenzeitung WOCHENBLATT vertrauen auf gute Beziehungen zu ihren Kunden. | Foto: JKLoma/stock.adobe.com

Digital Sales Manager Ludwigshafen: Bei Mediawerk Südwest

Digital Sales Manager Ludwigshafen. Das Team der MWS Mediawerk Südwest GmbH heißt regelmäßig neue Kollegen willkommen. Es lohnt sich, sich zu bewerben - nach der Schule um eine Ausbildung oder als Berufserfahrener um eine Anstellung. Die Vertriebsmitarbeiter entwickeln im Austausch mit ihren Kunden maßgeschneiderte Strategien, um mit den innovativen Medialösungen den Service,  die Produkte oder die Technologie der Unternehmen erfolgreich in den Blickpunkt relevanter Personengruppen zu rücken....

Online-Prospekte aus Ludwigshafen und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.