Neues aus der Gemeinde Mutterstadt
Festakt "Partnerschaften - Bausteine des Friedens
Zu einer eindrucksvollen Feier gestaltete sich der Festakt anlässlich der 20-jährigen Partnerschaft zwischen Oignies (Frankreich) und Mutterstadt. Da gleichzeitig der Partnerschaftsverein Mutterstadt etwas vorgezogen sein 25-jähriges Jubiläum beging - der exakte Termin ist der 12. Januar 2025 - und das Bildhauersymposium seinen Abschluss fand, waren zahlreiche Gäste aus nah und fern ins Palatinum gekommen.
Die Gemeinde Mutterstadt und der Partnerschaftsverein hatten in monatelanger Vorarbeit alle Voraussetzungen geschaffen, um zum Gelingen beizutragen. So waren im Vorfeld längere Reden ins Französische und Polnische übersetzt worden, um die Texte am Abend optisch in den jeweiligen Sprachen darzubieten. Aber auch spontane Übersetzungen waren gefragt und die „Dolmetscher“ konnten ihre Sprachkenntnisse unter Beweis stellen. Hier gebührt Monika Schönbucher und Paula Pfannebecker sowie Martin Kielbasa ein großes Lob.
Bürgermeister Thorsten Leva würdigte in seiner Begrüßungsansprache die Arbeit des Partnerschaftsvereins. „Das heutige Jubiläum ist nicht nur ein Anlass, um auf die vergangenen Jahre zurückzublicken, sondern auch eine Gelegenheit, um die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die Freundschaften und die kulturellen Verbindungen, die über all die Jahre hinweg entstanden sind, zu würdigen. Unsere Partnerschaften sind lebendige Brücken zwischen Menschen, Städten und Kulturen - Brücken, die wir gemeinsam gebaut haben und die unseren Partnerschaftsverein bis heute tragen. Die aus unseren Partnerschaften gewachsenen Freundschaften sind Basis für ein friedliches Miteinander in unserem Europa.“
Ein klares Bekenntnis zu Europa und zu Partnerschaften als Bausteine des Friedens war aus allen Grußworten zu hören. Für den Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz sprach Dr. Jürgen Feind, der nicht nur dem Mutterstadter Verein zum Jubiläum gratulierte, sondern mit einer Auszeichnung noch das große Engagement von Serge Debuisson (Oignies) und Janusz Tobiš (Praszka) aufwertete.
Dem 1. Vorsitzenden Martin Kielbasa oblag es, die anwesenden Gründungsmitglieder zu ehren: Günter Klein, Iris Gütle, Hans-Dieter Schneider, Hans-Jürgen Becker, Ingrid Gminski, Hannelore Klamm, Inge Schäfer und Georg Vakalakis. Sie hatten mit anderen unter der Leitung von Hans-Dieter Kuch den Verein vor nunmehr nahezu 25 Jahren gegründet.
Wie alles begann, darüber wusste Ewald Ledig in seiner Festrede zu berichten, die diesem Bericht beigefügt ist.
Für Praszka sprach der neue Bürgermeister Włodzimierz Stochniałek, der die Arbeit seiner beiden Vorgänger lobte und diese Partnerschaft als herausragend bezeichnete. Immerhin waren etwa 25 Personen aus dem nahezu 1000 km entfernten Praszka angereist. Er bezog sich auch auf den Wechsel bei der Regierung Polens, die unserer Partnerschaft neue Impulse gebe.
Fritz Stellwagen, 1. Vorsitzender und Präsident der Deutsch-Französischen Vereinigung Oignies, überbrachte die Grüße des Beigeordneten Patrick Callot, der schon einige Male in Mutterstadt weilte und sein familiär bedingtes Fernbleiben bedauerte. Er verwies auf die vielfältigen Treffen bei Weihnachtsmarkt und Karneval sowie auf Besuche mit kulturellem und historischem Hintergrund.
Der Bürgermeister von Naturns (Südtirol) ging auf die ersten Kontakte mit dem damaligen Landkreis Ludwigshafen seit 1964 ein. Dr. Zeno Christanell würdigte die Beharrlichkeit, die schließlich 2011 in eine enge und freundschaftliche Beziehung mündete. Er verwies auf persönliche Freundschaften, die den eingeschlagenen Weg zwischen Naturns und Mutterstadt im Geiste eines vereinten Europas fortsetzen.
Den 3. Teil des Festaktes bildete der Abschluss des Bildhauersymposiums. Klaus Lenz, ehemaliger Beigeordneter der Gemeinde Mutterstadt, sprach von der Entstehung und den Widrigkeiten dieses Vorhabens, das aber letztendlich zu einem dauerhaften Erfolg geführt habe. Er stellte die Steinmetze und ihren Werdegang vor: Roman Fryczynski (Idee: Witold Pyzik), Steffen Ahrens, Stanislav Kilarecki und Martin Schöneich.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Blasorchester Mutterstadt und dem Bläser-Saxtett sowie vom Ensemble „Take five“ des 1. Handharmonika-Clubs. Sehr passend waren die ausgesuchten Werke: einmal „Euro-Swing-Parade“ und „The Saints-Halleluja“, zum anderen „Elysée 63“ und „Te Deum“. Spontanes Aufstehen entfachte dabei „Elysée 63“, die Takte der französischen und deutschen Nationalhymne, ineinander verwoben, erklingen ließ.
Ewald Ledig, charmant assistiert von Paula Pfannebecker, Schülerin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums sowie Monika Schönbucher, Präsidentin der Deutsch-Französischen Gesellschaft Ludwigshafen-Mannheim und Martin Kielbasa, sprach als Moderator verbindende Worte zum Publikum, dem auch Bürgermeister Stefen Kunnig von der Mutterstadter Patengemeinde Kabelsketal (Sachsen-Anhalt) angehörte sowie die ehemaligen Bürgermeister Ryszard Karaczewski und Jaroslav Tkaczynski aus Praszka.
„Wie alles begann“
Festrede von Ewald Ledig zum 25-jährigen Bestehen des Partnerschaftsvereins Mutterstadt
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Gäste, der erste Teil unserer heutigen Veranstaltung befasst sich mit dem PV Mutterstadt, der nun nahezu 25 Jahre existiert. Es ist ein Jubiläum, wenn auch ein kleines. Lassen Sie mich deshalb zurückblicken. Anfang Mai 1965 - vor nahezu 60 Jahren - begrüßten Dr. Scherer, der damalige Landrat des Kreises Ludwigshafen - heute Rhein-Pfalz-Kreis und Bürgermeister Belzner die Naturnser Bürgerkapelle in Mutterstadt. Im Laufe des Abends betonten die Redner die Notwendigkeit, menschliche Kontakte über Landesgrenzen hinweg zu pflegen, um Vorurteile gegenüber Nachbarstaaten und deren Bevölkerung abzubauen. Der Gedanke eines gemeinsamen Europas dürfe nicht nur eine Angelegenheit von Verwaltung und Behörden bleiben, sondern müsse von der Bevölkerung getragen werden. In den Folgejahren besuchten die Verwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises, die Gemeindeverwaltung Mutterstadt und zahlreiche Mutterstadter Vereine Südtirol, speziell Naturns. Auch die Hauptschule Mutterstadt fuhr jedes Jahr zum Schullandheim-Aufenthalt in den unteren Teil des Vinschgaus. Im Rahmen der Partnerschaft des Landkreises mit dem Saalekreis im Osten Deutschlands übernahm Mutterstadt 1990 eine Partnerschaft zur Gemeinde Dieskau-Zwintschöna, heute Kabelsketal, im Saalekreis. Dabei ging es auf Verwaltungsebene u. a. um die Erstellung von Haushalts- und Flächennutzungsplänen. In den 90er Jahren, als Planung und Bau von Sportpark und Palatinum das örtliche Geschehen prägten, wollte sich eine Mehrheit im Gemeinderat nicht unbedingt mit kommunaler Partnerschaft beschäftigen, während innerhalb der Verwaltung dieser Gedanke schon einen festen Platz einnahm. Dann fand im Jahr 1999 eine Reise einer Delegation des Rhein-Pfalz-Kreises nach Oppeln (Polen) statt. Der Mutterstadter Beigeordnete Konrad Heller kam dabei ins Gespräch mit dem Bürgermeister von Praszka, Ryszard Karaczewski. Dieser bekundete sein lnteresse an einer Partnerschaft mit einer Kreisgemeinde. Heller ermunterte ihn, an den Bürgermeister von Mutterstadt einen entsprechenden Brief zu schreiben, um die Möglichkeit einer Partnerschaft zu sondieren. Nach einiger Zeit kam der Brief in Mutterstadt an und ich informierte die Beigeordneten. Dies war für Hans-Dieter Kuch Anlass, aktiv zu werden. Der Oberstudienrat für Deutsch und Geschichte an einem Ludwigshafener Gymnasium referierte am 25. November 1999 auf einer Veranstaltung der Europa-Union Deutschland, Kreisverband Ludwigshafen im Palatinum zum Thema „Völkerverständigung durch Gemeinde-Partnerschaften". Mutterstadts Beigeordneter Hans-Dieter-Schneider sagte bei dieser Veranstaltung entsprechende Unterstützung bei der Aufnahme einer Partnerschaft zu.
Derart vorbereitet fand am 12. Januar 2000 die Versammlung zur Gründung eines Partnerschaftsvereins statt, dem 25 Personen spontan beitraten. Erster Vorsitzender wurde einstimmig Hans-Dieter Kuch, der dieses Amt bis 2016 innehatte. Der Gemeinderat wiederum beauftragte den Partnerschaftsverein, je eine Gemeinde in Ost- und Westeuropa vorzuschlagen, mit der Mutterstadt eine Gemeindepartnerschaft abschließen könne. In meiner Eigenschaft als Bürgermeister informierte ich meinen polnischen Kollegen über unsere Vorgehensweise. Hans-Dieter Kuch und seine Mitstreiter blieben sehr aktiv. So konnte schon am 29. Juni 2002 die erste Partnerschaftsurkunde unterzeichnet werden: Praszka (Polen) und Mutterstadt begannen ihren gemeinsamen Weg, 2004 folgte die Partnerschaft mit Oignies (Frankreich) und 2011 mit Naturns (Südtirol). In Paragraph 1 der Satzung des Partnerschaftsvereins Mutterstadt wurde festgelegt, dass der Verein die Gründung von Partnerschaften der Gemeinde Mutterstadt mit entsprechenden Kommunen anderer Länder vorbereitet und diese Gemeindepartnerschaften pflegt. Der Satzungszweck wird verwirklicht, insbesondere durch Begegnungen zwischen Bürgerinnen und Bürgern der Partnergemeinden, durch Anbahnen von Freundschaften und das Kennenlernen von Kultur und Lebenswirklichkeit vor Ort. Um die Erfüllung dieser Aufgaben hat sich der Partnerschaftsverein Mutterstadt nunmehr seit 25 Jahren bemüht. Ich sage, mit Erfolg bemüht!
Gemeinden und Regionen wurden kennengelernt, Gedanken wurden ausgetauscht, Probleme wurden erörtert. Trotz mancher Schwierigkeiten sind wir vor allem immer im Gespräch geblieben. Ja, feste Freundschaften sind entstanden! Auch liegen Pläne für die Zukunft sprichwörtlich auf dem Tisch. Der Partnerschaftsverein und die Gemeinde Mutterstadt werden auch weiterhin ihren Beitrag leisten getreu dem Motto der heutigen Veranstaltung:
„Partnerschaften - Bausteine des Friedens". Ganz zum Schluss nun noch eine sehr ernst gemeinte Anmerkung, damit Sie unsere Partnergemeinden nicht vergessen: Sie alle kennen das Alphabet. In der Schule früh gelernt und im Alter nicht vergessen. Irgendwo in der Mitte haben wir die Reihenfolge M-N-O-P.
Merken Sie schon etwas? Mutterstadt-Naturns-Oignies-Praszka!
Texte: Ewald Ledig
Autor:Michael Hemberger aus Mutterstadt |
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