Interessantes von und mit Volker Schläfer
Friedhofskultur – ein immaterielles Erbe
Unter dem Motto „Vom Friedhof zum Park der Geschichte“ führte Volker Schläfer vom Historischen Verein Ende Mai eine Gruppe, die vorher an der von dem Verein Hof. Kultur organisierten Lesung des Autors Stefan Hornbach auf dem alten Friedhof teilgenommen hatte, durch die Friedhofs- und damit durch die Ortsgeschichte Mutterstadts. Die Geschichte dieser Friedhofsanlage beginnt Mitte des 18. Jahrhunderts. Auf Grund von Ausgrabungsfunden ist sicher, dass der Friedhof mit der Flurstücksbezeichnug „Im Satz“ die erste Begräbnisstätte der Siedlung Mutterstadt überhaupt ist; noch vor den früheren Begräbnisplätzen an den Kirchhöfen. 1745 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und 1748 erfolgte die erste Bestattung an der Nordseite der Friedhofsmauer; dokumentiert durch den noch vorhandenen Grabstein für Salome Biebinger, dem Grab der sogenannten „Brezelfrau“. Im Laufe der letzten 200 Jahre wurde die Friedhofsanlage mehrmals auf die jetzt 1,2 ha große Fläche erweitert und ab 1969 wegen Platzmangel geschlossen mit Ausnahme von noch einigen Zulegungen und befristeten Nutzungsverlängerungen.
Der Rundgang führte an einigen besonderen Grabstätten und Denkmälern vorbei, die ortshistorisch als steinerne Zeugen der Vergangenheit als erhaltenswert eingestuft worden seien, die an ortsbekannte Personen erinnern oder eine künstlerische Steinmetzarbeit darstellen würden und in der Denkmaltopographie des Bundes als Kulturdenkmäler aufgelistet seien.
In seinen Erläuterungen während der Führung wies Volker Schläfer darauf hin, dass ein Friedhof, und das gelte auch für aufgegebene Anlagen, ein Symbol für Beständigkeit und Erinnerung, ein Ort des Andenkens und der Ruhe, des Innehaltens sei. Ein Friedhof zeige aber auch die Weiterentwicklung der Friedhofs-, Bestattungs- und Trauerkultur, sei ein Platz der Orts- und Familiengeschichte und so quasi ein fortschreibendes Geschichtsbuch mit historischer Bedeutung. Die Denkmäler und Grabsteine für die Kriegsopfer seien Säulen der Erinnerungskultur, die zum Frieden mahnten. Darüber hinaus würden Friedhöfe aktiv zum Klima- und Naturschutz beitragen. Die Pflege der Friedhofskultur sei deshalb eine aktive Bereicherung zum Denkmalschutz. Diese Bedeutung zeige sich auch daran, dass die Friedhofs-Kultur in Deutschland von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt worden sei.
In Mutterstadt sollen die Umfassungsmauer, die frühere Friedhofskapelle, einige Grabstätten und die Denkmale, die an Kriege und Unglücke erinnern, erhalten werden. Entsprechende Vorschläge des Historischen Vereins dazu liegen der Gemeinde vor; auch Ideen, wie die immer größer werdenden Freiflächen für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden könnten.
Text: Volker Schläfer
Autor:Michael Hemberger aus Mutterstadt |
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