In Erinnerung an einen
Kommunal- und Landespolitiker, Ideengeber, Verbandsfunktionär
Mutterstadts ehemaliger Bürgermeister Hermann Belzner wäre am 1. Februar 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat der ehemalige Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung Volker Schläfer, Mitglied des Historischen Vereins, eine Kurzbiografie über Hermann Belzner recherchiert:
Jede Gemeinde braucht in bestimmten Zeiten Personen an ihrer Spitze, die zukunftsweisend eine Art Aufbruchstimmung verbreiten. Hermann Belzner war in seiner Amtszeit von 1960 bis 1973 für das Großdorf Mutterstadt eine solche Person. 1919 In Bad Mergentheim geboren, folgten Jura-Studium, Kriegsdienst und berufliche Tätigkeiten als Regierungsrat im rheinland-pfälzischen Staatsdienst. 1960 wurde der SPD-Politiker vom Gemeinderat zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt und 1969 seine Amtszeit, ohne Ausschreibung, verlängert. Mitte 1973 gab Belzner jedoch sein Amt in Mutterstadt vorzeitig auf und wechselte als Geschäftsführer zum rheinland-pfälzischen Städtetag. Seine 1965 zu Papier gebrachten Zukunftsgedanken „Mutterstadt – eine moderne, großstadtnahe Wohngemeinde mit eigener Gewerbekraft und starker Landwirtschaft“ haben die Entwicklung des Ortes bis in die heutige Zeit entscheidend geprägt.
Beispiele dafür sind u.a. die flächendeckende Kanalisation des Ortes mit dem Verzicht auf eine eigene Kläranlage und stattdessen der Kanalanschluss über die Stadt Ludwigshafen an die BASF-Kläranlage, der Bau der Walderholungsstätte und des Emmerich-Hauses, die Flurzusammenlegung mit der Aussiedlung der Landwirte und dem danach folgenden Abriss der ehemaligen Bauernhöfe in Ortsmitte und Beginn der Ortskernsanierung, die Anlage des Neuen Friedhofes, das Hallenbad und die Haupt- und Realschule (heute IGS) im Blockfeld. Auf seine Initiative hin gab die Druckerei Hartmann die Mutterstadter Wochenzeitung „Das Echo" mit den amtlichen Bekanntmachungen heraus, die Vorständekonferenz der Mutterstadter Vereine wurde gegründet und das Volksbildungswerk wieder aktiviert.
Die Förderung des Sports, insbesondere der Gewichtheber, war ihm wichtig und so gab es damals schon Sponsoring: die Gemeinde beschäftigte Mitte/Ende der 1960er Jahre mehrere Gewichtheber und ermöglichte ihnen so gute Trainingsbedingungen und ein Förderkreis für junge Schwerathleten gegründet. Mit den Veranstaltungen zur 1200-Jahrfeier 1967, verbunden mit der Herausgabe der neuen Ortschronik, setzte der damalige Bürgermeister weitere Akzente in seiner Amtszeit. Fünfzig Jahre vor der offiziellen Partnerschaftsbeziehung zwischen Naturns und Mutterstadt reiste er mit Ratsmitgliedern, Verwaltungsmitarbeitern und Mutterstadter Vereinen mehrmals zur Unterstützung Südtirols nach Naturns und ins Schnalstal.
Belzner war aber nicht nur ein umtriebiger Kommunalpolitiker. Als SPD-Abgeordneter gehörte er von 1965 bis 1975 dem rheinland-pfälzischen Landtag an, war Kreistagsmitglied und einige Jahre auch für die SPD als 1. Kreisdeputierter (heute Kreisbeigeordneter) ehrenamtlicher Stellvertreter des Landrates. In seiner Bürgermeisterzeit war er darüber hinaus Verbandsvorsitzender des Wasserzweckverbandes Pfälz. Mittelrheingruppe, zeitweise Vorsitzender der Wasser- und Bodenverbände in Rheinland-Pfalz und führte als Bezirksvorsitzender die pfälzische Arbeiterwohlfahrt (AWO).
Hermann Belzner hat Mutterstadt während seiner Amtszeit geprägt: Mit dem in seiner Amtszeit aufgestellten Flächennutzungsplan wurden richtungsweisende Vorgaben für die künftige Gemeindestruktur festgelegt: Den A 61-Anschluss mit dem „Mutterstadter Kreuz“, die Erschließung des Gewerbegebietes An der Fohlenweide, verbunden mit der Ansiedlung des Esbella-Marktes (heute real) und des Umspannwerks der Pfalzwerke, mit der Erschließung des Blockfeldes, weiterer kleinerer Neubaugebiete zur Ortsabrundung und mit der Projektierung der Ortsrandstraßen Pfalzring, Theodor-Heuss-Straße, Medardusring und Blockfeldstraße. Auch einige der in den letzten Jahren in Mutterstadt geschaffenen Einrichtungen der Daseinsvorsorge wurden seinerzeit schon „angedacht“.
Sein Name nimmt in der Liste der Mutterstadter Bürgermeister und Persönlichkeiten einen bedeutenden Platz ein. Der Hundebesitzer und begeisterte Skatspieler blieb auch nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst seinem „lieben Mutterstadt" bei vielen Besuchen und der Teilnahme an Veranstaltungen weiterhin freundschaftlich verbunden. Am 1. Februar wäre Belzner 100 Jahre alt geworden (er starb 1991 in Frankenthal, wo er nach seiner Pensionierung mit seiner Familie lebte). Auf Antrag der Turn- und Sportgemeinde (TSG), unterstützt durch den Historischen Verein, beschloss der Gemeinderat 2012, das Gelände vor der Sporthalle und dem Palatinum „Hermann-Belzner-Platz“ zu benennen.
Autor:Michael Hemberger aus Mutterstadt |
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