Besuch aus Pennsylvania
Lebendige Geschichte in Mutterstadt
Über 300 Jahre leben Deutsche nun schon in Pennsylvania - viele stammen aus der Kurpfalz/Pfalz. Bis heute haben sie, die „Pennsylvaniadeutsche" genannt werden, ihren Dialekt und viele Traditionen bewahrt.
So besuchte Ben Rader mit seiner Familie, dessen Vorfahr mit Namen Röder im Jahre 1723 aus Mutterstadt in die USA ausgewandert war, das in der sogenannten „Alten Welt“ gelegene Mutterstadt. Zur angereisten Familie gehören: Benjamin Rader, seine Frau Sonja (eine Schwäbin aus Stuttgart), Wolfgang (6 Jahre, benannt nach seinem Stuttgarter Opa) und Hendrik (2 Jahre). Die Familie führt gemeinsam mit den Eltern ein Urlaubs-Resort in den Pocono Bergen in Pennsylvania, bestehend aus 40 Blockhäusern an einem malerischen See. Dazu waren Sonjas Eltern Wolfgang und Erika Bauer aus Stuttgart sowie ihre Schwester Alexandra mit Baby mit angereist.
Bürgermeister Hans-Dieter Schneider begrüßte die Delegation im Ratssaal des Mutterstadter Rathauses. Um den Gästen einen Einblick über die Gemeinde zu geben, hatte er einige interessante Informationen über das Leben und die Geschichte in Mutterstadt vorbereitet. Zudem erläuterte der Bürgermeister die hohe Lebensqualität durch den Rhein-Pfalz Kreis mit seiner Industrie, Wirtschaft und dem Erholungsfaktor des nahe gelegenen Pfälzer Waldes. Als Geschenk erhielt die Familie aufschlussreiche Bücher über den Ort, u.a. auch die neue Mutterstadter Ortschronik, und natürlich eine Flasche des hauseigenen Rathaus-Sekts.
Dr. Michael Werner, der Herausgeber der Zeitung „Hiwwe wie Driwwe“, begleitete die Familie und erklärte den Anwesenden, dass ca. 400.000 Menschen in der USA das sogenannte „Pennsylvenia-Deutsch schwätzen“. Zusammengesetzt sei es aus ca. 80 % Pfälzisch, einiger schweizer Dialekte und diverser englischer Begriffe. „Was erstaunlich ist, dass dort die Pfalz weitgehend unbekannt ist. Man spricht von der „Alten Welt“, so Werner. Man freue sich aber in den nächsten Tagen auf das Kennenlernen dieses Teils der Pfalz.
Ben Rader stellte direkt am Anfang seines Beitrags lachend fest, dass nach dieser Darstellung der Pfalz und Mutterstadt, seine Vorfahren mit der Auswanderung wohl die falsche Entscheidung getroffen hatten. Seine ersten Kontakte zu der deutschen Sprache, wie er sie heute noch spricht, waren in eine sehr persönliche Geschichte gepackt. Er bedankte sich im Namen aller Mitgereisten für den herzlichen Empfang und übergab als Geschenk den Druck eines seiner selbstgemalten Bilder.
Neben der täglichen Arbeit und seiner Familie ist Ben auch leidenschaftlicher Maler und Musiker. Er stellt dabei die pennsylvanisch-deutsche Volkskunst vor und spannt somit einen Bogen von den traditionellen Motiven der ersten Siedler in Pennsylvania bis zur modernen Interpretation und Weiterentwicklung der Motive des 21. Jahrhunderts.
Zum Abschluss des Besuchs konnte man sich im Historischen Rathaus noch die Personenliste ausgewanderter Mutterstadter anschauen. Mit Begeisterung fand man auch die Namen derer, die nach Pennsylvania ausgewandert sind.
Benjamin Rader kam auch nach Deutschland, um bei insgesamt vier Veranstaltungen zu sprechen und zu musizieren. Die Events, wie z.B. der Mundartdichterwettstreit in Bockenheim, fanden zwischen dem 17. und 20. Oktober statt. Höhepunkt war der 14. Deutsch-Pennslyvanische Tag im Lincoln Theater Worms, bei dem auch die in der Pfalz sehr erfolgreiche Kinodokumentation "Hiwwe wie Driwwe - Pfälzisch in Amerika" gezeigt wurde.
Die Veranstaltungsreihe war ein gemeinsames Projekt verschiedener Institutionen und lnitiativen die vom Deutsch-Pennsylvanischen Arbeitskreis e.V. (DPAK) koordiniert wurden.
Autor:Michael Hemberger aus Mutterstadt |
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