Interessantes von und mit Volker Schläfer
„Stille Helden“ in Mutterstadt, Teil 2

Internierungslager Gurs in Frankreich | Foto: Internet

Auch 75 Jahre nach Kriegsende gibt es immer noch neue Erkenntnisse über diese Zeit in Mutterstadt. Dazu gehören auch die Ereignisse vor der letzten Deportation jüdischer Mitbürger bei Kriegsende, die im Gemeindearchiv so nicht dokumentiert sind. Im ersten Teil von „Stille Helden“ wurde auch die Familie Rockstroh erwähnt, die mit Hilfe Mutterstadter Bürger der Deportation entging.

Ida Rockstroh, geb. Dellheim, die in einer sog. christlich/jüdischen „Mischehe“ lebte, und deshalb bei der ersten Juden-Deportation 1940 nach Gurs unbehelligt blieb, hätte aber mit ihrem Sohn im März 1945 doch noch verhaftet werden sollen. Dazu kam es nicht, weil sie sich verstecken konnten. Zeitweise auch bei ihrer Nachbarin Margarete Kunz, Ehefrau des Landwirtes Oskar Kunz, in der Speyerer Straße 46. Das Versteck war im Scheunenkeller hinter aufgestapelten Kartoffeln. Die Familie Rockstroh lebte direkt nebenan und es gab glücklicherweise eine direkte Verbindung zwischen den Gebäuden. Die Tochter und der Schwiegersohn von Margarete Kunz, Doris und Volker Bereswill, haben das nach dem Amtsblattbericht jetzt dem Verfasser mitgeteilt.

Die Ende November verstorbene Ruth Külbs, geb. Dellheim, eine Nichte von Ida Rockstroh, hat dies als Zeitzeugin bestätigt. Wie berichtet, hatte der Polizeidiener Wilhelm Binder Ida Rockstroh vor der Verhaftung gewarnt, die sich daraufhin mit ihrem Sohn Karl für einige Tage, bis zum Einmarsch der Amerikaner in der Pfalz, in der Klosterkirche in Oggersheim versteckte. Ida Rockstroh starb 1980 und wurde, als bisher letzte Person, auf dem jüdischen Friedhof in Mutterstadt bestattet.

Fazit: Die Familie Kunz gehört also auch zu der seinerzeitigen Gruppe von Mutterstadter Bürgern, die in dieser schweren Zeit verfolgten Mitmenschen mit Hilfsbereitschaft, Freundschaft und persönlichem Engagement beistanden.

Text: Volker Schläfer

Autor:

Michael Hemberger aus Mutterstadt

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