Ausverkaufte Prunksitzung der „Golratzen“ mit 17 Programmteilen:
Abschied vom alten Rheinhäuser Narrentempel
Oberhausen-Rheinhausen. Vorfreude vermischte sich mit vorzeitiger Wehmut, denn es handelte sich um die vermutlich letzte Prunksitzung der Golratzen in der alten, in den 60er Jahren erbauten Tullahalle, die demnächst dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Auf dem Platz nebenan befindet eine neue Wirkungsstätte für die Narren im Ausbau: alles größer, heller, moderner – „wenn es nicht zu Bauverhältnissen wie beim 2006 begonnenen Flughafen Berlin kommt“, schränkte Sitzungspräsident Michl Hambsch ein. Aber Fasenachter sind Optimisten, sie glauben fest an den Ortswechsel 2020.
Für die in Eintracht versammelten Rheinhäuser und Oberhäuser fiel der Abschied noch schmerzlicher aus, da sie noch eine Jubiläumsveranstaltung erlebten: Seit zweimal elf Jahren bebt hier alljährlich der Saal. Diesmal hieß das Motto „Einmal um die Welt“, nachdem in der Vergangenheit einzelne Länder zwischen Japan und Mexiko bereist worden waren.
Ein gut fünfeinhalbstündiges Feuerwerk, heißer als in den Vorjahren, genossen die Fastnachter in der ausverkauften Halle, die sie mit großem Aufwand zu einem echten Narrentempel umfunktioniert hatten. Mit einer geradezu perfekten Auswahl von auftretenden Akteuren gelang es der Golratzen-Führung, die Gäste, die ständig nach Zugaben verlangten und am liebsten durchfeiern wollten, unter Strom zu halten.
Das 17-teilige abwechslungsreiche Programm sorgte für eine ausgelassene Stimmung in der Faschingshochburg. Dank ihres omnipotenten Sitzungspräsidenten Michl Hambsch, Träger des „goldenen Löwen“, konnten die Veranstalter mehr als zufrieden sein, hieß es mehrfach.
Ihr Fett bekamen die großen und kleinen Politiker ab. Gnadenlos rechnete der Golratzenchef mit den „Blindgängern“ und „Luschen“ in Berlin ab, wo ein eklatanter Fachkräftemangel herrsche. Als Alternative zu dem aktuell diskutierten Rathausneubau empfahl er den leeren „Wasgau“. Das ebenerdige Gebäude eigne sich bestens für „Bodenhaltung“. Und die dortigen Kühlzellen könne der Bürgermeister für Abkühlungen nutzen.
In regelrecht umjubelter Topform präsentierten sich der fernsehbekannte „Härtschd“ Oliver Betzer als bedauernswerte schwergewichtige Ehefrau und die schrullige, aber scharfe Hildegard (Helga Kowohl), die mit ihrer Striptease-Show den Männern den Kopf verdrehte.
Viel Beifall gab es für den wiederum granatenmäßig guten Dudi Dudenhöffer und seine umgetexteten Songs, ebenso für Charly Schneider, der mühelos in die Rolle einer 96-Jährigen schlüpfte.
Nach Schlumpfhausen führten die fünf tänzelnden Rheinhäuser Schlümpfe, die vergnügten blauen Wesen um Peter Brand. Als Augenschmaus gefielen die Talente der „Cherbourger Teens“ und der „Cherbourger Dance Crew“.
Zu einem weiteren Höhepunkt machte der einheimische Jürgen Baumann seinen Auftritt als neuer „Trompeter von Säckingen“ Drei betagte „Klageweiber“ mit Heidrun Göbel, Helga Graumann und Roswitha Neickert warteten mit den neuesten Nachrichten aus dem Friedhof auf.
Für eine Bereicherung sorgten auch die gekrönte Sängerin Claudia Wilkes mit ihren mitreißenden Schlagern und die bärenstarke, von Wolfgang Herberger angeführte WSC-Combo. Regelrecht gefeiert wurde die neunköpfige bunte Truppe „Tobmaster Fitch“ mit Frontmann Matthias Knebel. Seit ewigen Zeiten gehört das „Wasentrio“ zum Programm.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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