Nach Corona-Abstinenz:
Rheinfähre jetzt wieder auf Hochbetrieb
Oberhausen-Rheinhausen. So richtig in Fahrt ist jetzt Ernst Hessenauer – mit seiner Fähre „Neptun“. Endlich konnte er loslegen. Die Rheinfähre Neptun zwischen Rheinhausen und Speyer sei, wie er sagt, Gott sei Dank nach langer coronabedingter Wartezeit wieder in Betrieb. Auf dem Wasserweg verbindet sie an Freitagen, an Wochenenden und Feiertagen den badischen Ort und die Domstadt für Spaziergänger, Wanderer, Rad- und Rollifahrer.
Kapitän Hessenauer und die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe Speyer haben alles Mögliche unternommen, um die amtlichen Corona-Vorgaben zu erfüllen. Wer mitfahren möchte, muss eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, beim Warten und auf der Fähre 1,50 Meter Abstand halten, sich die Hände desinfizieren und seine Kontaktdaten hinterlassen. Da die „Neptun“ nicht allzuviel Platz bietet, nur bis maximal 15 bis 20 Personen, sind zudem Kontaktlisten vorgeschrieben.
Die Corona-Pandemie machte im 25. Jahr der Wiederaufnahme des sommerlichen Fährbetriebs dem Fährmann einen dicken Strich durch die Rechnung. Eigentlich sollte ab der Karwoche seine Rheinfähre unterwegs sein und die Passagiere ans jeweils andere Ufer übersetzen.
Doch entschieden die Stadtwerke Speyer als Betreiber, dass der Fährbetrieb wegen Corona nicht aufgenommen werden darf. Der Fährmann ist einer der vielen Leidtragenden der Corona-Krise. Ihm brachen sämtliche Einnahmen weg. Mehr als 10.000 Euro hat er vor dem Start in die neue Saison in sein aufgeputztes Schiff investiert. Jetzt nimmt er das Fahrgeschäft freudig auf: „Ich bin mit Start zufrieden. Die Leute nehmen mein Schiff wie früher in Anspruch.“
Im kleinen Rheinhausen besteht die wohl älteste Flussfährverbindung am Rhein und in Deutschland überhaupt. Gut gingen die Überfahrten bis 1966. Aus finanziellen Gründen hatte damals die gefragte und bewährte Sommerfähre den Betrieb einstellen müssen – zum großen Bedauern auf beiden Rheinseiten.
Vor allem Dieter Gutting, Chef des von ihm initiierten Fördervereins, bemühte sich jahrelang, die alte Verbindung zu reaktivieren. Seit 1995 ist die alte Wasserstrecke wiederbelebt. Sie verbindet bei Stromkilometer 394 das rechtsrheinische Rheinhausen und das linksrheinische Speyerer Terrain.
Rheinhausen ohne Fährbetrieb – das ist kaum vorstellbar. Bereits in der Römerzeit gab es den strategisch wichtigen Rheinübergang. Doch eine urkundliche Erwähnung findet sich erst im Jahr 1296. 1405 ist schriftlich festgehalten, dass ein regelmäßiger Fährbetrieb eingerichtet wurde. Wohl deshalb hat Kaiser Maximilian I. 1490 das Dörfchen als Postort auserkoren. 1872 ging die Fähre ins Eigentum der selbstständigen Gemeinde Rheinhausen über.
„Kapitän“ Ernst Hessenauer, 70 Jahre alt, hat seit 2000 das Steuerrad immer fest im Griff. Ein Kilometer lang ist die Fahrtstrecke zwischen beiden Anlegestellen. Bei idealen Voraussetzungen schafft die „Neptun“ immerhin 15 Stundenkilometer. So bis zu 20.000 Personen möchten in einem „normalen“ Jahr übersetzen. „Üblicherweise fahre ich mit meiner Neptun pro Tag so 20 Mal hin und so 20 Mal her.“
Groß ist immer wieder das Interesse der Wassertiere an dem „Eindringling Neptun“: Bis zu 50 skeptische Rheinhäuser Schwäne und Enten belagern die badische Seite.
Foto 2 und 3: Archivfotos (Fördervereinsvorsitzender Dieter Gutting an der Glocke//Ausflug des Integrationsvereins Waghäusel)
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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