Kampf dem Mähtod – Rehkitze schützen

Von seiner Mutter im nördlich der B272 gelegenen Bornheimer Weinberg von Bernhard Bentz abgelegtes Rehkitz (Foto: Heike Bentz; aufgenommen am 24. Mai gegen 17.30 Uhr)
  • Von seiner Mutter im nördlich der B272 gelegenen Bornheimer Weinberg von Bernhard Bentz abgelegtes Rehkitz (Foto: Heike Bentz; aufgenommen am 24. Mai gegen 17.30 Uhr)
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Bornheim, den 8. Juni 2019: Die Bornheimer Ackerflur ist dank rücksichtsvoller Bewirtschaftung unserer Landwirte ein sehr guter Lebensraum für Rehe, Hasen und Fasanen. Aber auch die Weinberge, wenn sie denn ohne Herbizideinsatz bewirtschaftet werden, vielmehr begrünt sind und nur gemulcht werden, wenn dies aus weinbaulichen Gründen wirklich notwendig ist, werden zunehmend zum Biotop. Nicht nur Hasen und Fasanen, sogar Rehe fühlen sich hier wohl, wie das Foto von Heike Bentz mit dem in ihrem Weinberg von der Rehmutter abgelegten Rehkitz dokumentiert. Jetzt im Juni beginnt mit dem ersten Grünlandschnitt die Mähsaison. Dabei sterben in Deutschland nach Schätzungen jährlich ca. 100.000 Rehkitze den Mähtod. Betroffen sind aber auch Hasen und bodenbrütende Vögel, da sie sich ebenfalls im hohen Gras verstecken und ihr Schutzreflex sie dazu zwingt, sich ruhig zu verhalten und nicht zu fliehen. So bleiben sie zwar vor Füchsen und weiteren Feinden geschützt, aber nicht vor dem Mähwerk.Das Ausmähproblem hat auch Bornheim. Denn die Rehmütter bringen ab Mitte Mai bis Anfang Juni (Absetzzeit) ihre Kitze bevorzugt auf den Wiesen zur Welt und ziehen sie auf den Wiesen auf. Je jünger die Kitze, umso eher sind sie durch den Mähtod bedroht. Erst wenn sie älter als drei Wochen sind, flüchten sie selbstständig.
Wenn die Kitze in ein Mähwerk geraten, Körperteile abgetrennt werden, dann ist das nicht nur aus Tierschutzsicht ein Problem. sondern auch fürs Futter: Stichwort Botulismus. Gelangen Tierkadaver vom Rehkitz z. B. in Heu oder Silage, werden die Futtermittel mit Botulinumtoxinen kontaminiert. Für Kühe, die das Heu oder die Silage fressen, kann das tödlich sein. Milch und Fleisch infizierter Tiere darf nicht in den Verkehr gebracht werden, da dies eine Gefahr für die Lebensmittelsicherheit wäre.
Deshalb meine Bitte an die Wiesenbewirtschafter und die Jagdpächter in der Bornheimer Gemarkung: Bitte alles tun, dass das Ausmähen der Rehkitze vermieden wird.
Empfohlene Maßnahmen sind:
• Spätestmöglich mähen; Ziel ab Juli• Grünlandflächen müssen von innen nach außen gemäht werden, damit evtl. darin befindliche Tiere herausgedrängt werden. • am Vorabend drei Mähbreiten von je 3,50 Meter um die Fläche abmähen, um die Ricke zum Herausführen ihres Kitzes zu bewegen,• vor dem Grünlandschnitt den Jagdpächter informieren.Die Jagdpächter können dann die Flächen mit Hunden absuchen und beispielsweise Pfähle mit Knistertüten aufstellen, die das Wild vergrämen sollen.
• Drohnen mit Wärmebildkamera zur Suche von RehkitzenDie Drohne fliegt eine zuvor am Computer programmierte Route („Mission“) in einer Höhe von 30 Metern über einer Grünlandfläche systematisch ab:
Die Wärmebildkamera wird dabei Richtung Boden gerichtet. Pflanzen und Boden werden in Grün- und Blautönen dargestellt, Warmblüter in Rot. Selbst ein sich duckendes Rehkitz ist als roter Punkt in einer blau-grünen Fläche zu erkennen.
Die Drohne wird an dieser Stelle gestoppt, damit eine weitere Person das Rehkitz mit Grasbüscheln (Schutz vor menschlicher Witterung) aus der Fläche tragen und am Wiesenrand ablegen kann.
Eine 100%ige Garantie gibt es allerdings nicht: Wird ein Kitz im hohen Gras oder Grünschnittroggen von Vegetation überdeckt, ist es aus der Luft nicht oder kaum zu erkennen.
Auch die Außentemperatur spielt eine wichtige Rolle: Je kälter, je besser. Am frühen Morgen ist die Suche am besten. Durch die Erwärmung von Boden und Vegetation ist gegen Mittag Schluss. Trotz enorm hoher Lichttemperatur-Empfindlichkeit von einem 50stel Milli-Kelvin reichen die geringen Unterschiede dann nicht mehr aus, um Wild sicher zu erkennen.
• akustischer WildretterDas Gerät wird an jedem Mähwerk (an großen auch zwei) angebracht und vertreibt das Wild. Zumindest Hasen, Enten, Kiebitz, Brachvogel, Fasanen und andere Bodenbrüter lassen sich durch den schrillen Piepton verjagen. Kosten pro Pieper: ca. 60 Euro.

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Autor:

Karl Dr. Keilen aus Offenbach

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