Mit großer Leidenschaft auf der Suche nach Autoklassikern
Oldtimer für Große und Kleine
Von Thomas Klein
Südpfalz. Einen kurzen Besuch bei Karsten Heidlauf zu machen, fällt ganz sicher schwer, wenn es nicht sogar unmöglich ist. Wohin auch immer die Blicke schweifen, gibt es Besonderes zu entdecken, und zu jedem, was man entdeckt hat, weiß Karsten Heidlauf auch eine Geschichte, eine Begebenheit oder eben etwas ganz Besonderes zu erzählen. Karsten Heidlauf fährt ganz auf Oldtimer, Youngtimer und „Altes“ ab, das er in seiner Einzigartigkeit erhalten und in der Originalität bewahren möchte.
Als 68er Jahrgang gilt Heidlauf nach den Richtlinien selbst schon längst als Oldtimer, der 30 Jahre alt sein muss, Youngtimer ist man bereits ab 20 Jahren. Spätestens da wird einem bewusst, welche nun Oldtimer man bereits selbst schon gefahren ist, was man persönlich alles miterlebt hat, was nun als Oldtimer gehandelt wird. Bei Karsten Heidlauf fing alles ganz klein an, mit einem MiniCooper Baujahr 1991, den der aus Stuttgart stammende Heidlauf voller Stolz fuhr. Jede Änderung in der Bauart, jedes auch noch so kleine Teil, welches bei den Fahrzeugen verändert wurde, sei es im Mutterland des Herstellers oder auch bei denen für den Export bestimmten Fahrzeugen, Karsten Heidlauf kennt quasi jedes Schräubchen. Es ist für ihn reines Hobby, reine Leidenschaft und ganz ohne beruflichen Bezug, wenn der heute in der medizinischen Technik arbeitende Schwabe in seiner Schwärmerei für die Klassiker unter den alten Fahrzeugen aufgeht. Eine weitere Schwärmerei, nämlich die zu seiner Frau, brachte ihn 2010 in die Südpfalz.
„Die Autos müssen nicht unbedingt schön sein, es gab durchaus auch Modelle, die mir aus welchen Gründen auch immer nicht gefallen haben. Mir ist es wichtig, die Fahrzeug in ihrem Originalzustand zu erhalten, darin liegt ihre Schönheit. Es darf, muss sogar, diese Patina spürbar sein, es müssen die Originalteile sein, das macht den Reiz an diesen Fahrzeugen aus, nicht wenn sie hochglanzpoliert und irgendwie nachgebaut sind“, ist Heidlauf nicht unbedingt ein Freund moderner Nachbildungen früherer „Klassiker“. "Bleib, wie du bist" ist sein Credo, das er den alten Fahrzeugen zugesteht. Wichtig ist für ihn auch das „Drumherum“, die Geschicht(ch)en um seine Exponate. Sein erster Mini fiel leider einem Unfall zum Opfer, er wurde aber bereits durch zwei „neue“ alte Minis ersetzt, beide total unterschiedlich, beide mit den kleinen Besonderheiten, die den Reiz ausmachen. Sein allererstes Oldtimer-Motorrad, eine Honda CB 400/F, Baujahr 1976, steht heute noch fahrbereit in der Garage.
Ob denn das Hobby teuer ist, kann Heidlauf so nicht beantworten, denn er ist immer auf der Suche nach „Schnäppchen“, wie es sich für einen Schwaben auch geziemt. Viele Wege, Gespräche und Anfragen nimmt er gerne auf sich, wenn er von einem Sammelstück überzeugt ist. Und wenn man die viele Arbeit, die er in seine Objekte steckt, nicht anrechnet, weil es eben aus Leidenschaft und Begeisterung geschieht, dann relativiert sich der Preis ganz schnell, zumal oft hinter den Objekten eher ein immaterieller Wert steckt.
Ganz sicher hat so mancher Karsten Heidlauf mit seinem „richtigen“ Oldtimer in der Südpfalz gesehen, einem Riley RME Baujahr 1953, auf den er ganz besonders stolz ist und der auch schon oft als Hochzeitswagen oder gar für Filmaufnahmen genutzt wurde. „Sehen Sie, bei diesem Wagen habe ich zuerst auf den Zustand der Holzrahmenkonstruktion geschaut, ob da nichts morsch ist“, macht der Sammler auf einen Umstand deutlich, den man so im ersten Moment nicht in Erwägung gezogen hatte. Schließlich waren noch die Geschichten um den Union-Jack im Hinterkopf, mit dem der Riley zugedeckt war. Die Original brittische Militärfahne kam ebenso überraschend in seinen Besitz wie viele andere „Kleinigkeiten“ auch.
Plakate von der Protestfahrt, mit der man gegen die Ausgrenzung der Oldtimer im Straßenverkehr mobil machte, finden sich bei Heidlauf ebenso wie die vielen Souvenirs von Ausfahrten, Messen und Oldtimertreffen, an denen er regelmäßig teilgenommen hat und auch immer noch besucht. Und zu jedem Souvenir gibt es mindestens eine Geschichte. Auch zu den vielen Ersatzteilen, Schrauben und Objekte, mit denen Heidlauf seine Oldtimer auf Vordermann hält. Aber auch Kinostühle und altes Mobiliar begegnen einem, wenn man Karsten Heidlauf auf seinem Rundgang begleitet.
Ein großes Netzwerk an Oldtimer-Freaks und Gleichgesinnten, aber auch an Bezugsquellen und Informationsquellen rund um seine Sammelleidenschaft hat sich Heidlauf aufgebaut, gern besucht sind auch seine privaten Treffen, zu denen er einen festen Stamm an Freunden aus der Oldtimerszene zu sich in die Südpfalz einlädt. Ihnen war es auch zu verdanken, dass im vergangenen Jahr so viele zu seinem ersten Oldtimertreffen anlässlich der Dammheimer Kerwe kamen. Schon damals war auch klar, es muss und wird eine Wiederholung 2018 geben. Dazu laufen schon die Vorbereitungen auf vollen Touren, denn wer Karsten Heidlauf kennenlernt spürt: es kann nur noch größer werden, kleiner geht nicht!
Eine weitere ganz große Leidenschaft gilt zudem den kleinen Oldtimern. Klar Modellautos oder eine elektrische Eisenbahn sind auch dabei, aber nein, es sind hauptsächlich kleine Tretautos, die Heidlauf begeistern. „Angefangen hat es mit Puppenwagen, aber dann schien mir dies doch zu mädchenhaft. Es gibt auch ganz viele Tretfahrzeuge wie den Holländer oder all die Modelle von Ferbedo. Wenn sich der Papa einen ,tollen Schlitten’ geleistet hat, gab es für den Sohnemann aus reichem Hause das Pendant als Tretauto“, hat sich Heidlauf auch auf diesem Sektor als großer Sammler erwiesen. Auch hier ist Kreativität gefragt, denn Original-Ersatzteile sind hier eher Mangelware oder sehr teuer. Also werden aus alten Fahrradlampen Außenspiegel oder aus einem Helmvisier eine Windschutzscheibe. Und auch bei diesem Rundgang bleibt die Zeit stehen, wenn Karsten Heidlauf aus dem Nähkästchen der kleinen Flitzer des deutschen Spielwaren-Herstellers plaudert, die Modelle vorstellt und Geschichte um Geschichte eine ganz in Vergessenheit geratene Welt früheren Kinderspiels in die Gegenwart holt. Ein „Ja, genau, und da war doch noch…, macht da ganz schnell deutlich: mein Gott, das hast du ja alles selbst noch erlebt!
Autor:Thomas Klein |
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