Verbindung zwischen Brühl und der Kollerinsel
"Die Fähre dient beiden Seiten"
Otterstadt. Eine einzige Fähre besitzt und betreibt das Land Baden-Württemberg. Seit 1834 verbindet sie das baden-württembergische Brühl auf der rechten Rheinseite mit der linksrheinischen Kollerinsel. Die Halbinsel umfasst eine Fläche von ungefähr 400 Hektar und wird als Naherholungsgebiet zwar gerne Otterstadt zugerechnet, gehört aber tatsächlich nicht zu Rheinland-Pfalz, sondern liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Brühl und ist somit zivil- und hoheitsrechtliches Eigentum des Landes Baden-Württemberg.
Für das außergewöhnliche Konstrukt gibt es historische Gründe: Die Halbinsel ist – neben der Altstadt von Konstanz – eines der beiden linksrheinischen Landesgebiete Baden-Württembergs. Das Gebiet befand sich ursprünglich rechts des Rheins, wurde aber im Zuge der Rheinbegradigung linksrheinisch. Der Verlauf der Landesgrenze wurde am 24. April 1840 in einem Staatsvertrag zwischen dem Königreich Bayern und dem Großherzogtum Baden festgelegt. Damals erhielt Baden die Kollerinsel im Tausch gegen ein rechtsrheinisches Gebiet bei Germersheim, das für einen Brückenkopf der Festung Germersheim benötigt wurde.
Der Fährbetrieb wurde seinerzeit eingerichtet, damit die Brühler über den Rhein gelangen konnten, um ihre Flächen auf der Kollerinsel zu bewirtschaften. Inzwischen hat sich auf der Insel viel geändert - und die Fähre ist mehr oder weniger eine Ausflugsfähre. "Die Fähre dient beiden Seiten, Baden und der Pfalz", da ist sich Uwe Baumann, der stellvertretende Leiter der Abteilung Liegenschaften, Vermögen und Bau Baden-Württemberg, sicher. Bis in die Sechziger Jahre gab es hier eine Gierseilfähre, doch deren Betrieb wurde mit zunehmendem Schiffsverkehr auf dem Rhein immer schwieriger, so dass sie durch eine frei fahrende Fähre ersetzt wurde.
Die ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen - aber die gut 50 Jahre alte Stahlkonstruktion ist top in Schuss. Dafür sorgt das Mannheimer Amt und investiert im Winter regelmäßig in die Unterhaltung. Die Fähre verfügt über zwei Motoren und könnte sich daher um die eigenen Achse drehen. Doch das wird selten von ihr verlangt.
Die Fähre ist von Mitte März bis Ende Oktober in Betrieb - am meisten ist bei schönem Wetter zu tun. Theoretisch gibt es einen Fahrplan; die Fähre fährt etwa alle 15 Minuten. Doch wenn Fährführer Ismet Gynai sieht, dass sich auf einer der beiden Seiten Menschen, Fahrräder, Autos oder auch schon mal Traktoren sammeln, dann fährt er ganz nach Bedarf.
Der Schifffahrtskapitän war früher mit den Schiffen auf dem Rhein unterwegs, denen er jetzt die Vorfahrt gewährt. Modernste Technik sorgt auf dem ansonsten eher robusten schwimmenden Stahlkoloss dafür, dass Gynai den Schiffsverkehr auf dem Rhein via GPS auf dem Bildschirm im Blick hat. Langweilig werde ihm dabei nicht, sagt er. Vielmehr genießt er es, im Gegensatz zu früher jeden Abend daheim sein zu können.
Ihm steht Ulrike Minstroph zur Seite, die von den Fährkunden eine kleine Gebühr kassiert. Fußgänger zahlen einen Euro, Radfahrer 1,50 Euro. Für das Übersetzen mit einem Auto werden 4,50 Euro fällig. Wenn richtig Betrieb ist, werden auch schon mal zwei Kassierer eingesetzt.
Viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein ist das aber nicht: "Der Fährbetrieb ist immer defizitär", sagt Baumann. Früher beschäftigte man eigenes Personal, inzwischen "leiht" das Land die Arbeitskräfte von einem Unternehmen, das sich auf die Arbeitnehmergestellung von Schiffahrtspersonal spezialisiert hat. "Damit ist der Betrieb weitestgehend gewährleistet", sagt Baumann. Dass die Fähre nicht fahren konnte, hat es auch schon gegeben, bei Niedrigwasser zum Beispiel.
In der Hauptsaison setzt die Fähre von 10 bis 19.30 Uhr über. Montags und dienstags fährt die Fähre - außer an Feiertagen - nicht. Je nach Witterung wird der Fährbetrieb in den Abendstunden auch mal verlängert.
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