Höhepunkte in Singapur
Ein Stadtstaat mit Sterne-Imbiss
Quirlige Metropole
Ein Sonntag in Singapur ist ungefähr genauso ruhig, wie ein Adventssamstag in der Fußgängerzone von Mannheim (vor Corona!). Gefühlt jeder Einwohner ist da auf den Beinen, die U-Bahnen sind rappelvoll, ebenso die Fußwege und die Geschäfte quellen über vor Menschen. Sonntag ist Einkaufstag! Unter der Woche hat keiner Zeit zum Müßiggang, da wird gerödelt und geschuftet. Am Sonntag dann verlässt man allzu gerne seine mickrig kleinen Wohnzellen - die dafür aber unglaublich teuer sind - und stürzt sich hinein ins fröhliche "Shopping-Wonderland" Singapur. Es gibt nichts, was es nicht gibt, keine Marke, kein Label fehlt.
Der abendliche Zauber
Diesem Faszinosum kann ich mich nicht hingeben, wobei ich zugebe, dass Großstädte, insbesondere diese Metropole, schon einen gewissen Reiz auf mich ausüben. Am Abend allerdings. Dann verwandelt sich so manche Alltagsgrau-Fassade in ein buntes, schillerndes Lichtermeer. Straßen und Kanäle beginnen ein Eigenleben zu entwickeln und zur blauen Stunde bekommen selbst triste Hochhausklötze einen gewissen Charme. Ganz zu schweigen von wirklich schöner Architektur, denn die hat es hier in epochenübergreifender Art und Weise. Das altehrwürdige Fullerton-Hotel strahlt ebenso den Besucher an, wie auch das hochmoderne Marina-Bay-Sands. Eine Hochhaus-Trilogie, die es in sich hat. Auf dem Dach in Schiffsoptik befindet sich eine Bar und ein Infinity-Pool von Weltruhm. Eines kann man bestätigen: Atemberaubend ist es sowohl von unten, als auch von oben.
Einmalige Garküche
Aber es gibt noch etwas, was einen Besuch lohnt. Denn Singapur darf sich rühmen, den weltweit einzigen Michelinstern ausgezeichneten Imbiss zu beheimaten. Tatsächlich, in der "Schmackofatz-Etage" des sogenannten Chinatown-Komplexes gibt es eine prämierte Garküche. Einen Stern erhielt der Hawker-Stand mit seinem Gericht „Soja-Sauce-Chicken-Rice“. Da ist das Probieren geradezu Pflicht. Der Imbiss öffnet offiziell um 10:30, doch stehen bereits eine halbe Stunde vorher eine beachtliche Zahl an Asiaten vor der Tür und warten geduldig. Neugierig spitzel ich zwischen dem Metallgitter durch und sehe, dass da in einer wirklich winzigen Küche bereits kräftig gewerkelt wird. Hier also wird das hochgelobte Gericht vorbereitet. Ich bin gespannt, was mich da lukullisch erwartet.
Die Bude öffnet heute etwas früher und sogleich geht es an die Essensausgabe. Und doch dauert es noch 45 Minuten, bis ich an die Reihe komme. Eine Chinesin winkt mich ungeduldig her, hört sich - bereits halb wegdrehend - die Bestellung an, klatscht ein verdrecktes Tablett auf den Tresen und im nächsten Augenblick liegt der unsanft befüllte Styroporteller vor mir. Tja, in punkto „Sauberkeit und Ambiente“ hatte ich wohl etwas überzogene Vorstellungen von einer Sterne-Garküche ;-).
Sterneessen mal anders
Mein Tellerinhalt besteht aus gekochtem Reis, teilweise übergossen mit einer wirklich leckeren Sojasoße (ich vermute eine Mischung aus Soja-Tunke und Hühnchenbratensaft) und daneben liegen fünf Stücke goldbrauner Hähnchenteile. Das besondere daran: Das Fleisch ist sehr saftig, obwohl durchgebraten. Die Hühnchenhaut wurde wohl mehrere Stunden beim langsamen Grillen immer wieder mit Sojasoße eingepinselt und hat einen sehr intensiven, leicht süßlichen Geschmack. Die gesamte Zubereitung erinnert ein wenig an Peking-Ente. Leider war die an sich lecker schmeckende Geflügelhaut nicht knusprig, sondern so schlabbrig wie eine ausgezuzelte Weißwurstpelle.
Sagen wir mal so, das Gericht war tatsächlich sehr lecker, gerade auch wegen der außergewöhnlichen Sauce. Ob´s Sterneküche ist? Es mögen andere entscheiden. Eines jedoch kann ich bestätigen: Für sensationelle drei Euro habe ich noch nicht im 1-Sterne-Bereich gegessen.
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.