BriMel unterwegs
Finissage und Tag der offenen Gartentür
Altrip. Am 25. Juni hatten in Rheinland-Pfalz und im Saarland wieder etliche im Rhein-Pfalz-Kreis ihre Gartentore geöffnet, um Kunst und schön angelegte Gärten zu zeigen. Für einen Tag zu viel, deshalb entschloss ich mich, dieses Jahr nur einmal in Altrip zu schauen.
Der erste Weg führte zur Künstlerin Susanne Wolf-Kaschubowski in ihre Galerie im Hof, die an diesem Tage auch gleichzeitig ihre Finissage der Ausstellung „Meer und MEHR“ beendete. Ihr Mitaussteller Marcus Zähringer mit seinen Holzobjekten kam erst am Nachmittag. Die Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Ludwigshafen hatten etliche Leckereien vorbereitet und als Buffet angerichtet. Die Einnahmen sollen in den Abiball fließen. Susanne Wolf-Kaschubowski führte mich in die im OG gelegene Galerie, die dieses Mal nicht mit ockerfarbenen Gemälden bestückt war, nein, sie hatte sich bewusst für die herrlichen Blautöne entschieden. Schaut man sich blaue Bilder an denkt man automatisch an Urlaub, Meer und Himmel. Vielleicht hilft diese Farbe ja auch sich vorzustellen, es seien ein paar Grad weniger draußen. Es war guter Zulauf sowohl bei der Ausstellung als auch im offenen Garten, in dem sich allerlei Insekten tummelten. Und zum Schluss zeigte sie mir den König und die Königin aus Holz. Hier hatte sie dem König den Mund „zugebunden“ und die Königin „babbelte“ (s. Foto).
Weiter ging es zum offenen Garten von Claudia Kammer und Harry Leitz. Zuerst kommt man an einem kleinen Teich mit Goldfischen vorbei. Es ist ein großer Garten mit vielen Sträuchern und einem Gartenhaus. Unterwegs stößt man auf Skulpturen und drei großformatige Fotografien, die der Hausherr gemacht hat. Harry Leitz machte zuerst ein Studium als Designer, dann entschied er sich für eine Ausbildung zum Glastechniker. Er finanzierte sein Studium mit seinen Hobbys Fotografie und als Musiker. Und so kam es, dass er trotz regulärer Pensionierung voll beschäftigt ist mit seinen Freizeitaktivitäten. Monika Schneider stellte Metallskulpturen ihres Vaters Fritz Lahres hier aus. Man kennt diese Art Skulpturen vielleicht von Ludwigshafen. In der Nähe des Carl-Bosch-Gymnasiums tanzen auf dem Dach drei Musiker-Skulpturen und genau diese hat ebenfalls Fritz Lahres gemacht. Claudia Kammer macht Zeichnungen aus Tusche und Fineliner auch als Hobby. Sie erzählte, dass sie dieses Jahr das erste Mal bei der offenen Gartentür dabei seien. Auch hier war seit der Öffnung um 10 Uhr ein Kommen und Gehen. Und zum Schluss gab es von Musiker Harry Leitz noch ein kleines Privatkonzert mit seiner außergewöhnlichen platzsparenden Gitarre. Lange Jahre hatte er mit der Speyerer Band „Blue Bird Big Band“ gespielt und das merkte man auf Anhieb. Diese recht „luftige“ Gitarre, wohlgemerkt keine Luftgitarre, sei zum Auseinanderbauen und ohne Rückkopplung. Ein feines Teil!
Dritte und letzte Station an diesem heißen Tag war bei Eckhard Bachert mit einem kleinen Bauernvorgarten, aber einer großen Linde im Hof, unter der sich die Gäste aufhielten und ein Künstler namens Thomas Jedermann, der den Gästen die Möglichkeit gab, selbst zum Pinsel zu greifen. Aufgewachsen in einer Familie der Zeichner, Maler und Schnitzer war ihm diese Leidenschaft also bereits in die Wiege gelegt worden. Auch etliche Ausstellungen zierten bereits seine Gemälde.
Dieses Haus ist das älteste Haus in Altrip, nämlich aus dem Jahre 1660. Im Jahr 1969 wurde das Haus von der Erbengemeinschaft Jacob an die Gemeinde Altrip verkauft. Es war in einem derart desolaten Zustand, dass man erwog es abzureißen. Aber dann fanden sich 1981 ein paar wackere Bürger, die eine Initiative gründeten, um das Römerhaus erhalten zu können. Und so geschah es, dass am 9. November 1982 Eckhard Bachert der neue Eigentümer war mit allen Konsequenzen wie der kostspieligen Renovierung, in die er viel Herzblut und Geld reinhängte.
Das Haus gehörte wohl einmal einem Bäcker oder Tabakwarenhändler, was das Überleben des Hauses bedeutete. Der Hausherr Eckhard Bachert war nicht nur mit dem Backen von Flammkuchen beschäftigt, sondern machte auch auf Wunsch Führungen durch dieses alte Haus. Der Fußboden in der Küche sei teilweise noch aus Lehmziegeln gemacht und er hat den Großteil dann mit Terrakottaziegeln kombiniert. Beim Gespräch mit den Einwohnern flüsterte mir jemand ins Ohr, dass das Gerücht umginge, Napoleon habe hier sogar übernachtet als er von der anderen Rheinseite rüber nach Altrip flüchtete. Dieses Haus war das erste Gasthaus hier in Altrip und deshalb könnte das schon möglich sein.
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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