BriMel trifft
Ehemalige Weltmeisterin im Bodybuilding Sabine Wick-Schilling
Altrip: Zu einem Interview kam es Anfang Februar mit der ehemaligen Bodybuilderin und Weltmeisterin Sabine Wick-Schilling, das Sie hier gerne lesen können.
??? Du bist seit Jahren nicht mehr als professionelle Bodybuilderin mit Wettkämpfen aktiv, interessierst Dich aber immer noch für Sport und Fitness. Bist Du noch in einem Fitness-Club zu finden? Hast Du einen Stammclub, dem Du bis heute treu geblieben bist?
Sabine Wick-Schilling: Ich habe nach meiner aktiven Laufbahn als Bodybuilderin nie aufgehört, Sport zu treiben und mich für alle Sportarten zu interessieren. Unmittelbar, als ich von der Wettkampfbühne abgetreten bin, habe ich die Rolle der Jurysprecherin übernommen, was mich später dazu brachte, die großen Sportveranstaltungen zu moderieren. Über diese Schiene gelang es mir sodann auch andere Veranstaltungen wie z. B. Modeschauen, Tag der offenen Tür oder auch Trau- bzw. Trauerreden zu halten, was ich derzeit am Forcieren bin, denn immer mehr Leute sind der Kirche nicht mehr angehörig, wollen aber nicht ohne eine/n Redner/in das entsprechende Ereignis ablaufen lassen.
Ich habe bis zu Corona immer in verschiedenen Studios gearbeitet, zuletzt für den ehemaligen Mannheimer Eishockey Spieler und MERC -Vorsitzende Marcus Kuhl beim Sportomed Mannheim. Ich liebe die kleineren, privat geführten Fitnessstudios, bei denen der Chef des Hauses noch am Tresen steht und jeder jeden kennt. So war für mich immer ein Anlaufpunkt das Sportstudio Jungbusch in Mannheim/Rudi Gehrig, der allerdings im Sommer 2021 sein Studio aus Altersgründen für die Öffentlichkeit schloss. Nach wie vor trifft man sich auch gerne beim „Schorsch“ in Ludwigshafen-Maudach beim United Sports – eine Koryphäe oder auch im American Fitness in Mutterstadt, das sich wie eine große Familie anfühlt.
Auch bei Bernd Mannerz in der Schützenstraße (Teak Won Do) gehe ich ein und aus. Man fühlt sich bei ihm kompetent und gut aufgehoben. Seine Trainererfahrung ist immens. Hier ist der Mensch noch etwas wert. Und diese Werte vermittelt Bernd Mannerz und sein Vater seit Jahrzehnten den Kindern und den jungen Leuten und gibt ihnen somit so viel Gutes mit auf den Weg. Nicht nur für den sportlichen Weg, sondern auch für’s Leben.
??? Blicken wir zurück auf Deine aktiven Jahre. Da gibt es bestimmt viel darüber zu lesen und zu berichten. Von wann bis wann hast Du an Wettkämpfen teilgenommen? Welche nationalen und internationalen Triumphe hast Du in Deiner Laufbahn feiern dürfen?
Sabine Wick-Schilling: Ich habe mit 17 Jahren zum ersten Mal ein Sportstudio – nämlich das Sportstudio Jungbusch in Mannheim betreten, weil ich ein bisschen etwas für meinen Rücken tun wollte. Dort war ich damals die erste und einzige Frau. Der Besitzer des Studios, Rudi Gehrig, hat mir einen Trainingsplan geschrieben und ich sah sehr schnell schon Erfolge. Ein dort trainierender Wettkampfathlet sprach mich an und motivierte mich doch auch einmal bei einem Wettbewerb mitzumachen. Das war dann 1984 – 1986.
Als Studioleiterin des „Olymps/Roger Hartenburg“ in Lampertheim hatte ich die optimalen Trainingsbedingungen und richtig los ging es dann 1989.: Landesmeisterin/Hessenmeisterin, Deutsche Meisterin in Essen, Europameisterin in Schottland bei den Amateuren und später – als ich zu den Profis wechselte – wurde ich Vize-Europameisterin in Österreich, Weltmeisterin in Australien und Weltmeisterin in Alicante/Spanien bei den Amateuren.
Nebenbei war ich auch bei den Powerliftern in Mannheim-Schönau aktiv. Dort habe ich mehrfach bei Wettkämpfen teilgenommen. Im Kraftdreikampf konnte ich viel Erfahrung sammeln und habe auch hier eine Vielzahl an Pokalen heimgeholt. Mit 32 Jahren hatte ich alle für mich gesteckten Ziele im Wertkampfgeschehen erreicht aber nie aufgehört, zu trainieren und mein Wissen weiterzugeben.
??? Bei „Wetten, dass ….?“ mit Thomas Gottschalk hattest Du auch einmal einen Auftritt. Das ist unvergesslich, obwohl ich persönlich mich nicht mehr daran erinnere. Wann war das und wie war das für Dich?
Sabine Wick-Schilling: Das war glaub ich 1986 oder 1987. Das war lustig. Ich war mit ein paar weiteren Wettkampfathleten in Mannheim auf dem Weihnachtsmarkt. Es war sogenannte off-season und wir aßen alles, was sonst auf unserem Speisezettel unter Höchststrafe stand: Mohrenköpfe, Zuckerwatte, Bratwurst, Glühwein, Kartoffelpuffer und gebrannte Mandeln – natürlich alles durcheinander. Am Abend war mir so richtig schlecht und ich kuschelte mich in meine Decke auf die Couch und freute mich auf „Wetten, dass….?“.
Ich hatte die Saalwette eigentlich verpasst an dem Abend. Meine Mutter rief an und sagte: „ Kind, beim Gottschalk suchen sie heute muskulöse Damen, die einen Mann aus dem Publikum stemmen können . Fahr‘ doch da hin“. Ich war viel zu faul aufzustehen und außerdem hatte es geschneit und die Straßen waren zum Teil sehr glatt. „Nein nein“, erwiderte ich. „Ich bleibe zuhause“: Das verstand meine Mutter so gar nicht und sie ließ nicht locker. Irgendwann sagte sie: „Naja dann halt nicht. Ich weiß nicht, ich habe wirklich blöde Kinder erzogen. Keinen Mumm in den Knochen“ und legte auf. Ich saß erst einmal mit einem äußerst verdutztem Gesicht doch sehr verwundert auf der Couch und dachte sodann: „Eigentlich hat sie Recht“. Schnell angezogen, ins Auto gesprungen und mit großer Geschwindigkeit nach Saarbrücken in die Festhalle gedüst. Wohlgemerkt: Es hat geschneit, was das Zeug hielt. Dort angekommen, versuchte ich an der Hintertür in die Festhalle zu gelangen. Die Türsteher dort blockten mich ab und sagten, es seien schon genug Frauen da. Sie bräuchten niemanden mehr. Ich bedauerte und wollte wieder nach Hause fahren. Auf dem Weg zu meinem Auto fielen mir die Worte meiner Mutter wieder ein: …kein Mumm in den Knochen, blöd… Ich lief zurück und der Herr an der Tür ließ mich wieder nicht hinein. Daraufhin begann ich mich sozusagen auf offener Straße auszuziehen. Ich zog meinen Mantel aus, mein Sweatshirt und meine Hose und stand im Sportdress vor ihm. Ich sagte: „Moment, ich will Ihnen nur etwas zeigen und habe dann meine Arme angespannt und da machte dieser muskelbepackte Türsteher riesengroße Augen, packte mich am Handgelenk und rannte mit mir durch die Katakomben zu einer Tür, die aufging und ich stand urplötzlich auf der Bühne. Danach hatte ich viele Gastauftritte, denn Gottschalks Sendung hatte stets ein breitgefächertes Publikum.
Nach der Sendung gab es noch einen Snack und einen Drink sowie ein paar Fotos mit den Stars des Abends sowie mit dem Bürgermeister und Thomas Gottschalk. lässiger Smalltalk inklusive. Ach, Chris de Burgh war auch da, der sehr angetan von meinen Muskeln schien.
Meine Mutter und meine Schwester saßen an diesem Abend vor dem Fernseher und sind fast vom Stuhl gefallen, als sie mich dort sahen.
??? Du hast eine Tierpatenschaft für eine Katze übernommen. Wie kam es und wie fühlt es sich mit dem tierischen Mitbewohner an? Hattest Du schon vorher Haustiere?
Sabine Wick-Schilling: Meine Katze ist mir 2010 zugelaufen, eine damals noch sehr kleine Katze, sie war ausgefroren und halb verhungert. Meine Katze „Tinti“ hat von mir ein Würstchen aufgeschnitten bekommen und ist geblieben. Ich liebe sie sehr. Sie ist Freigängerin, hat ihre Rituale und ich sage oft, Katze bei Sabine müsste man sein. Sie ist mein Mittelpunkt, mein Ausgleich, mein Augapfel, meine große Liebe.
Aber ich habe noch mehr Tierpatenschaften bei verschiedenen Tierorganisationen, die ich finanziell unterstütze bis die Hunde oder Katzen an ihr „Für immer Zuhause“ vermittelt werden können. Das gibt mir so viel. Längst kaufe ich nicht mehr so viel zum Anziehen. Es bereitet mir ehrliche und aufrichtige Freude, den Tieren zu helfen.
??? Kürzlich hattest Du Deine über alles geliebte Mutter verloren. Mein Beileid. Ihr wart ein Herz und eine Seele. Wie alt durfte sie werden? Warst Du bei ihr als sie starb?
Sabine Wick-Schilling: Meine Mama hat sich am 24.12. auf den 25.12. auf den Heimweg gemacht. Sie wäre im März 93 Jahre alt geworden. Sie hatte ein erfülltes Leben und ihre beiden Töchter, meine Schwester und mich immer an ihrer Seite. Sie durfte einfach einschlafen ohne langen Leidensweg. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich durfte bei ihr sein bis zum Schluss. Sie loszulassen fällt mir sehr sehr schwer. Es ist, als sei man entwurzelt. Wir haben ihr eine sehr liebevolle Beisetzung geschenkt. Der freie Redner und ganz frischgekürte Fastnachtsprinz der Feurio Mannheim, Ben Pandolfi (Ben spricht) und ich haben den Gottesdienst bei der Urnenbeisetzung gestaltet. Es waren über 50 Leute da – was bei einer Frau in dem Alter eher ungewöhnlich ist. Dadurch, dass unsere Mama immer überall dabei war, wir sie immer mitgeschleppt haben, war sie sehr beliebt bei all unseren Freunden und Bekannten. Das war schön, dass alle gekommen sind. Auch vom so gut und fürsorglich geführten Pflegeheim Joseph-Bauer-Haus in Mannheim-Käfertal, wo sie zum Schluss gewohnt hat, waren der Pflegeheimleiter, Bernd Nauwartat und der Stationsleiter Steven Schey mit dabei. Das hat uns viel bedeutet. Mamas Wunsch entsprechend waren alle weiß gekleidet und weiße Blumen wurden aufgefahren. Weiße Luftballons in Herzform haben wir an ihrem Grab in den Himmel geschickt, der sich genau in diesem Moment öffnete, in seinem schönsten Blau strahlte und die Sonne blitzte ein wenig durch und schenkte uns genau in diesem Moment einen Regenbogen. Da wussten wir, sie ist gut angekommen.
??? Was für eine schöne Geschichte. Da kommen einem fast die Tränen. Ich danke Dir für das Gespräch, das ich schon lange mit Dir vor hatte.
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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