Weihnachtliche Horrorgeschichte
Kekse und Milch
Vorwort:
Uwe Kraus fragte mich, ob ich ihm eine weihnachtliche Horrorgeschichte schreiben könnte. Da es zeitlich nun doch nicht geklappt hat, habe ich mir gedacht, sie hier im Wochenblatt zu veröffentlichen. Viel Spaß beim Lesen!
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Das Haus lag einsam da am äußersten Rand zwischen Stadt und Wald; der Wind wehte raschelnde Blätter aus den vollen Regenrinnen, auf den leicht zugewachsenen Gehweg. Eine Gestalt näherte sich dem unwirklichen Gebäude mit seinen geschlossenen Fenstern, aus denen nur wenig Licht und leise Musik drang. Die Gestalt trat auf die Terrasse und zur Tür, hob ihre Hand und klopfte an die Haustür. Sie wartete, grummelte und klopfte erneut, nachdem ihr niemand öffnete. Ihre Schlitzaugen sahen den Klingelknopf und so streckte sie ihren Zeigefinger aus und klingelte. Erst einmal, dann zweimal, dann dreimal, stets länger werdend. Schließlich drehte sie sich grummelnd zur Seite, stapfte langsam um die Terrasse herum und zur Küchentür. Hier war das Licht schon stärker und auch die Musik wurde lauter. Hier gab es keine Klingel und so klopfte sie erneut.
Niemand öffnete.
Der Gestalt entfuhr ein entnervter Laut und so griff sie in ihren Korb und holte ein langes Messer heraus. Sie fuhr damit in die Ritze zwischen Tür und Rahmen und hebelte die Tür auf. Krachend öffnete sich die Pforte und mit erhobener Klinge trat die Gestalt ein. Die Musik kam aus einem kaputten Radio, das sie mit geballter Faust krachend ausschaltete. Sie stellte den Korb ab, nahm eine Packung Milch und Kekse heraus und näherte sich dem Wohnzimmer. Auf dem Sofa, umrahmt von Spinnenweben, saß eine knöchrige Gestalt. Vor ihr war ein Teller mit alten Keksen und einem Glas verdorbener Milch.
Die Gestalt lief durch den Gestank der vollgestellten Wohnung, setzte sich auf das staubige Sofa, kippte die alten Kekse auf den Boden, legte neue Kekse auf den fast gesprungenen Teller, und tauschte auf dieselbe Weise die alte Milch mit neuer aus. Ein Kichern entfuhr ihr:
„Frohe Weihnachten, mein lieber Nikolaus.“
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Quelle Bild:
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Autor:Stephan Riedl aus Rodalben | |
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