Stephan Müller aus Rodalben ist von "Mensch und Bewegung" fasziniert
Herbe Schönheiten mit klaren Konturen
Mit klar konturierten Zeichnungen hatte Stephan Müller zunächst seine Gedankenwelt zu Papier gebracht, sich der Faszination „Mensch und Bewegung“ hingegeben. Er studierte von 1992 bis 1996 Kunstpädagogik an der Uni Koblenz-Landau und zeigte bereits 1994 erste Arbeiten in Landau. Müller besuchte die Akademie für Bildende Kunst der Johannes Gutenberg Universität Mainz und erhielt von 2000 bis 2007 einen Lehrauftrag in Aktzeichnen an der Uni Koblenz-Landau.
Seit 2000 ist das Mitglied der BBK Kunsterzieher an der IGS Landstuhl.
Relativ früh entdeckte der gebürtige Rodalber seine Liebe zum Holz. Weil ihm das Schnitzen zu langsam ging, „es dauerte oft monatelang bis ich das Material bearbeitet hatte. Das ging auf Kosten der Spontanität“, griff Stephan Müller zur Motorsäge. „Damit gelingt es mir, meine Gedanken schneller umzusetzen“. Von Anfang an halte er Zwiesprache mit dem Stück Holz, das er für sein Werk ausgewählt hat. Doch manchmal macht ihm das Material einen Strich durch die Rechnung. „Dann bin ich bereit, meine Figur zu ändern“, so Müller im Gespräch mit dem Wochenblatt. Schließlich müsse mal sich auch im Leben öfter mal anpassen. Nicht jede Skulptur sei nach Ansicht eines Laien fertig. Doch das sei gewollt, denn „das widerspiegelt die abwartende Haltung zwischen Vollendung und Unvollendung“. Die etwas grobere Bearbeitung des Holzes mit der Motorsäge ermögliche es, den Prozess der Entstehung sichtbar werden zu lassen: „Durch die Schnittführung wird die körperliche Bewegung deutlich“. Es ist „die Handschrift der Motorsäge“, die für klare, oftmals brutal harte Konturen sorgt.
Mit seinen Arbeiten provoziere er gerne oder stelle auch mal Fragen, die jeder Betrachter für sich beantworten kann. So verwendet Müller für seine Holzfiguren ab und zu auch Farbe um einen Aspekt zu betonen oder um eine eher befremdliche Stimmung zu erzeugen.
Der Künstler nutzt seine Studien, um sowohl die Psyche eines Menschen zu ergründen, als auch zwischenmenschlichen Beziehungen eine Plattform zu bieten. Nicht jeder Betrachter mag sich mit den Darstellungen identifizieren, mit denen Müller den natürlichen Körperformen Ausdruck verleiht: „Da tut sich so mancher schwer“, hat er bereits öfter festgestellt. Auch seine eher politisch gefärbten Aussagen der „Königskinder“ sind nicht leicht zu interpretieren. Mit seiner (noch unvollendeten) Galerie der Köpfe will er zeigen, wie machtbesessen so mancher Staatsmann auf der einen und wie kindisch er auf der anderen Seite ist: „Er hat sich eine Krone aufgesetzt, die aber viel zu groß ist für ihn“.
Wenn Stephan Müller ein Werk begonnen hat, ob Zeichnung oder Skulptur, dann arbeitet er konzentriert auf das Thema hin, „dabei ist es gleichzeitig ein Filter für meine Gedankenwelt“. So nennt er die Figur, die Handstand macht, „Rückblick“. Der „Kopffüßler“ stemmt sich auf überdimensionalen Händen empor und „Siegfrieds Offenbarung“ aus dem „sterbenden Schwan“ sieht aus, als entfalte er gleich seine Schwingen.
Trotz dieser Fülle an Kreativität, hat Stephan Müller so genannte „Totphasen“. Doch die nehme er gerne in Kauf. „Denn ohne diesen Leerlauf geht es nicht“.
Der Künstler fertigt auch Kunstwerke auf Auftrag an. So sind in seiner Heimatstadt Rodalben Sandsteininstallationen, die an den Arzt Johann Peter Frank erinnern, in der Hauptstraße aufgestellt. Auch an der „Bärenhöhle“ ist Stephan Müller „verewigt“. Skulpturen stehen in Otterbach und Landstuhl. Er bestritt Ausstellungen in Speyer, Heidelberg, Brühl und in drei Städten in der Schweiz. Eines seiner Gemälde ist im Banana Building auf der Husterhöhe in Pirmasens zu sehen.
Stolz ist Stephan Müller auf seine jüngste Auszeichnung. In der Sparte „Skulpturen“ des Kunstpreises Alzey-Worms erhielt er den ersten Preis. (ak)
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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