Wegen eines Pakets beleidigt und verfolgt
"Ich verstehe die Welt nicht mehr"
Römerberg. Katrin Geng ist die "Hermine" von Römerberg. Seit fast sieben Jahren liefert sie für den Paketdienst mit den blauen Uniformen Pakete aus und ist - obwohl die gebürtige Brandenburgerin in Landau lebt - bei den Römerbergern "fast wie daheim". Egal, wie stressig es mal wird: Katrin Geng hat stets ein Lächeln auf den Lippen und einen freundlichen Spruch für ihre Kunden parat.
Anfang Oktober allerdings, da ist ihr das Lächeln dann mal ganz kurz auf den Lippen gefroren. Der Grund: Sie hatte ein Paket, von dem sie sich sicher war, dass es einen wertvollen Inhalt hat, nicht ausgeliefert, weil die Adresse nicht exakt stimmte. Und damit die Regeln ihres Arbeitgebers befolgt. Der vermeintliche Empfänger war davon gar nicht angetan, reagierte ausgesprochen aggressiv, beleidigte sie und verfolgte sie auf ihrer Tour mit dem Auto durchs halbe Dorf. Katrin Geng fühlte sich in die Enge getrieben, zog schließlich eine Zeugin hinzu und drohte mehrfach mit der Polizei.
"Ich verstehe die Welt nicht mehr", sagt Katrin Geng. Normalerweise ist sie die Erste, die das Gespräch anbietet, wenn es ein Problem gibt. Über Facebook und Messenger steht sie mit "ihren" Kundinnen und Kunden in regem Austausch. "Man quatscht miteinander - und anschließend ist das Problem gelöst", sagt sie. So kennt sie es von den Römerbergern. Und so möchte sie es auch gerne beibehalten. Doch es ist bereits das zweite Mal, dass Katrin Geng in ihrem Dienst als Paketbotin angegangen wird. Beim ersten Mal ging es um die Auslieferung eines Nachnahme-Pakets. Als sie auf Bezahlung vorm Auspacken bestand, wurde sie daraufhin von der Familie mit dem Messer bedroht.
Ihr Gefühl: Seit Corona habe sich etwas verändert in der Gesellschaft. "Während der Pandemie haben wir das Leben am Laufen gehalten, haben Klopapier und Möbelteile zu all den Menschen im Homeoffice an die Haustür gebracht - und jetzt auf einmal wird der Ton rauher", sagt sie kopfschüttelnd. Sie kennt Amazon-Kollegen, die in Ludwigshafen angespuckt wurden. Sie selbst arbeitet tageweise in Speyer-Süd - und hat hier fast ihren eigenen Scanner an den Kopf gekriegt. Diskussionen seien an der Tagesordnung, auch wenn es um etwas vermeintlich simples wie die Unterschriftspflicht für ein Paket geht. "Der Beruf wird gefährlicher", sagt sie.
Nun ist Katrin Geng keine, die sich nicht durchzusetzen weiß. Boxen und Kickboxen gehören zu ihren Hobbies; die zierliche Blondine strahlt Selbstbewusstsein aus. Aber auch, wenn sie sich gut wehren kann, will sie sich nicht von solchen Ausnahmen den Spaß an ihrer Arbeit vermiesen lassen. Den Kunden, der sie verfolgt hat, hat sie angezeigt. [cobc]
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