Landesweit einmaliges Präventionsangebot „Freiraum“:
Hilfe auch zum Schutz vor häuslicher Gewalt
Waghäusel/Oberhausen-Rheinhausen/Bruchsal. Erfolgreich arbeitet das Präventionsprojekt „Freiraum“ der Beratungsstelle unter dem großen Dach der „SopHiE“, wozu sich die Wohlfahrtsverbände im Landkreis Karlsruhe zusammengefunden haben. Es geht beim „Freiraum“ um Beratung und Hilfe auch zum Schutz vor häuslicher Gewalt - in und außerhalb von Corona-Zeiten.
Fragen dazu beantwortet Diplom-Psychologin und Beraterin Joyce Saint-Denis:
Wie ist das Projekt entstanden?
Joyce Saint-Denis: In den vergangenen Jahren kamen vermehrt Menschen in unsere Beratungsstelle „Libelle“, die Gewalt in der Familie im Zusammenhang mit pflege- und unterstützungsbedürftigen Senioren erleben. Auch geht es um Angehörige, beispielsweise von Demenzkranken, die Angst davor haben, aus Überforderung oder Überlastung selbst gewalttätig werden zu können. Aus dieser Erfahrung heraus entstand 2019 das „Freiraum“-Angebot.
In Oktober 2020 wurde das Angebot für Pflegekräfte erweitert, um den Schutz von Senioren und pflegenden Menschen zu stärken. Unsere Beratung ist anonym, vertraulich und kostenfrei. „Freiraum“ wird durch eine Förderung der Gertrud-Maria-Doll-Stiftung getragen.
Gilt dieses Angebot für Betroffene und deren Angehörige?
Joyce Saint-Denis: Ja. Es geht auch darum, pflegende Angehörige zu stärken und seelisch zu entlasten, „Selbstheilungskräfte“ zu aktivieren und den Blick auf gelingende Momente zu richten und dabei neue Handlungsstrategien zu entwickeln.
Um dies umzusetzen, sind Stärkungsgruppen, Einzelberatung für Angehörige und auch die Möglichkeit von Hausbesuchen und videounterstützter Beratung im Einsatz.
Hatte und hat Corona Einfluss auf Ihre Arbeit?
Joyce Saint-Denis: Ja, Corona hat für eine Ausnahmesituation gesorgt. Betreute Personen oder pflegende Angehörige mussten weitgehend zuhause bleiben, kamen nicht aus dem Haus. Das führte zu Isolierung, Vereinsamung, zu Druck, Hilflosigkeit und zu Überforderungen.
Auch die Tagespflegeinrichtungen blieben geschlossen. Selbst Beratungsstellen konnten nicht persönlich aufgesucht werden. Z.B., die geplante und angeleitete Stärkungsgruppe für Angehörigen und auch für Pflegekräfte bei Schwester Suely in Oberhausen durfte wegen Corona nicht stattfinden.
Wie äußern sich die Corona-Einflüsse?
Joyce Saint-Denis: Pflegende Angehörige reagieren oftmals impulsiv. Werden aggressiv. Angehörige leiden beispielsweise unter Schlafstörungen, klagen über Kopfschmerzen, sogar über Rückenschmerzen. Auch gibt es Hautprobleme und Magen-Darm-Beschwerden. Zum körperlichen Leid kommt Seelisches hinzu: Gereiztheit und Müdigkeit, Angst und Niedergeschlagenheit.
Es scheint so, dass die häusliche Gewalt in dieser Corona-Zeit zugenommen hat. Dies erfahren wir jetzt vermehrt von den Betroffenen selbst.
Wie erfahren die Hilfesuchenden von dem „Freiraum“-Angebot?
Joyce Saint-Denis: Sie erfahren es durch die Presse und viele Kooperationspartner im Landkreis, beispielsweise von Pflegestützpunkten, durch Wohlfahrtsverbände und andere Pflegeeinrichtungen, Polizeidienststellen, Seniorenbeiräte, Sozialarbeiter der Gemeinde, Gleichstellungsbeauftragten.
Wohin kann ich mich im Falle eines Falles wenden?
Joyce Saint-Denis: An die Beratungsstelle „Libelle“, Prinz-Wilhelm-Straße 3, Bruchsal, Termine nach Vereinbarung: (07251) 71 30 323, Mail: libelle@sophie-ggmbh.de
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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