Krächzende Krähenkolonie:
Hitchcock im Wiesentaler Park
Waghäusel. Gäbe es eine Neuauflage des Alfred-Hitchcock-Horrorfilms „Die Vögel“, so würde wohl der Wiesentaler Park als Drehort gute Chancen haben. Auf den Platanen halten sich derzeit etwa 100 Rabenvögel auf, die mit ihren krächzenden Lauten mitunter den Straßenverkehr übertönen.
„Den ganzen Tag über hören wir das nervtötende Geschrei“, heißt es unter den Anwohnern. Ein Kampf gegen das Federvieh dürfte wohl aussichtslos sein, Abwehrmaßnahen sind nicht erlaub: Die Schwarze stehen unter Naturschutz. Vermutlich sind die Wipfel der Bäume zur zweiten Heimat geworden.
Vor ein paar Jahren nahmen die Krähen den derzeitigen Friedhof in Beschlag und bedeckten Gräber und Grabsteine mit ihrem Vogelkot, so dass einzelne Grabpfleger ihre Grabstätten mit Folien abdecken mussten.
Wohl aus diesem Grund wurden dort die Bäume ordentlich gestutzt. Kein Nestbau hochoben war mehr möglich. Also musste die Krähenkolonie auswandern. Als naheliegendes Ausweichquartier kam der ehemalige Friedhof, der bis 1908 diese Funktion erfüllte und später zu einer Parkanlage umgewandelt wurde, für eine Besiedelung in Frage.
Zwar gelten Raben als Symbole der Weisheit, aber sie stehen in der Mythologie auch für Tod und Verderben, Hexerei und schwarze Magie. Von daher hält sich in Wiesental die Freude über die vielen „Krabben“, wie es im Ort heißen, in Grenzen.
Aufmerksam sitzen sie in Bäumen, fliegen ständig hin und her, machen mit ihrem lauten Geschrei auf sich aufmerksam. Manch einer empfindet das gar als bedrohlich. Als heiser krächzende Unglücksboten, Nesträuber und schlechte Eltern verschrien haben sie nicht das beste Image.
Gerne sind die Krähen in Gruppen zusammen und zeigen sich auch am Himmel in großen Schwärmen. Für das gesellige Beisammensein gibt es gleich mehrere gute Gründe. Zum einen wissen die Tiere, dass sie gemeinsam stärker sind. Gegen Feinde und bei Revierstreitigkeiten haben die Vögel in der Gruppe eine größere Chance, sich zu behaupten.
Saatkrähen zeigen eine hohe Toleranz gegenüber Lärm und anderen Störungen. Denn ein Schlafplatz irgendwo in der Ortsmitte bietet Vorteile: Dort ist es warm und vielerorts windgeschützt, es fällt weniger Schnee und die Abfälle sind hervorragende Nahrungsquellen.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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