"Bomben für den Frieden" und "Wasserraub":
Kritischer Künstlerblick aufs Weltgeschehen
Waghäusel/Karlsruhe. Wow! 900 Besucher – und fast alle schauten sich die Kunstwerke der Wiesentalerin Künstlerin und Kunsttherapetun Anita Medjed-Stumm im Foyer des Konzerthauses Karlsruhe an, bewunderten die Exponate, lobten die „beeindruckenden Sehenswürdigkeiten“, machten sich Gedanken über die vermittelten Aussagen, führten Gespräche über die Bedeutung der Kunst - auch im politischen Gesamtzusammenhang. Unter der großen Besucherschar befanden sich auch etliche (begeisterte) Waghäuseler.
Die 44-jährige Inhaberin der Wiesentaler Malschule hatte die Möglichkeit erhalten, als Art Begleitprogramm eine Reihe zeitkritischer Gemälde auszustellen und dafür einen schon lang ausgebuchten Vortragsabend des bekannten Historikers und Friedensforschers Dr. Daniele Ganser aus der Schweiz in Anspruch zu nehmen.
Kritischer Zeitgeist müsse sein, hebt die Waghäuselerin hervor. „Ich vertrete offen meine Meinung, akzeptiere aber auch andere Meinungen. Meine Meinung vertrete ich insbesondere in Form von Bildern.“ Es gehe ihr dabei darum, auch andere Sichtweisen aufzuzeigen und zum Nachdenken anzuregen. Dass sie auf dem besten Wege ist, zeigten ihre in Karlsruhe aufrüttelnden Titel wie „Flüchtlingsfrau“, „Plan B (für eine neue Welt)“, „Wasserraub“, „Moderner Kolonialismus 2.0“, „Bomben für den Frieden“ - und auf sie zutreffend - „Die Gedanken sind frei.“
Das Interesse für die neun aussagekräftigen Bilder war groß, da sie den Vortrag gewissermaßen abrundeten und das Thema des Redners aufnahmen. So bot jedes Gemälde viel Gesprächsstoff, um untereinander, sowohl im vertrauten Kreis als auch mit unbekannten Teilnehmern, die Botschaften des Abends zu vertiefen. Ganz fremde Menschen, die zeitgleich die Bilder betrachten, kamen schnell miteinander ins Gespräch und in einen Meinungsaustausch - ganz nach dem Motto „Kunst vermittelt und verbindet“.
Besonders beeindruckte die Aktualität der Kunstwerke. „Hervorragend, wie hier gesellschaftskritische Themen treffend und klar darstellt werden, und dies mit einem positiven Blick“, war im Publikum zu hören. Oder: „Es erstaunt, wie außergewöhnlich und imponierend die Metaphern und die gesamte Symbolik in die Kunstwerke Einzug halten und dadurch den Betrachter mit seiner Weltanschauung einbinden“, lautete ein weiterer Kommentar.
Als Beispiel nennt Anita Medjed-Stumm ihr Bild mit dem Titel „UNO“. Es erinnert an das UNO-Gewaltverbot – und fordert dazu auf, sich dafür einzusetzen und den UNO-Appell als Postkarte um die Welt zu schicken. Was bedeuten die betenden Hände mit den Ziffern 124? Wie bei einem Gesangbuch in der Kirche, so sollte die UNO-Charta aufgeschlagen werden: Kapitel 1, Artikel 2, Absatz 4.
Der Veranstalter Hartmut „Hardy“ Groeneveld von „free21“ wies in seiner Begrüßung auf die auffällige Ausstellung hin. So suchten manche Gäste in der Pause und nach dem Vortrag gezielt den Kontakt, um über die Kunstwerke, die Botschaften und erkennbaren Symbiosen zu sprechen. Nach seiner Meinung wachse die Friedensbewegung immer weiter. Jeder Mensch könne (und sollte) zum Frieden beitragen. Schon immer sei Kunst ein Teil der Aufklärung, Meinungsbildung und Wissensvermittlung gewesen. Deshalb freue er sich besonders auf die kulturelle Bereicherung des Abends. Auch Dr. Ganser äußerte Lob für den künstlerischen Beitrag aus Wiesental und bedankte sich für das tolle Engagement.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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