Hobby-Paläontologen-Ehepaar ist jetzt verewigt:
„Oechsler“ als wissenschaftliche Auszeichnung
Waghäusel/Rauenberg. Eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen in der Paläontologie hat das Waghäuseler Ehepaar Harald und Annette Oechsler erhalten. Nunmehr ist eine Fischgattung nach den beiden Fossilienjägern benannt. Damit gewürdigt wird ihre nahezu 40-jährige erfolgreiche Arbeit in Steinbrüchen, insbesondere in der Tongrube Unterfeld Rauenberg, und vor allem ihre bedeutsamen Funde.
Wenn sie sich fast täglich ihrem besonderen Hobby zuwenden, haben sie es mit Millionen und Milliarden zu tun. Doch handelt es sich dabei nicht um Euros, sondern nur um Jahre. Ganz seltene paläontologische Schätze haben sie gefunden und gehoben, weltweite Einmaligkeiten.
Die Gattung eines versteinerten Fischs trägt seit Kurzem ihren Namen. „Oechsleria Unterfeldensis“ heißt das 34 Millionen Jahre alte Zeugnis vergangenen Lebens, das aus dem erdgeschichtlichen Zeitintervall des Oligozän stammt. Bislang gibt es von diesem Fischabdruck nur vier Exemplare auf der ganzen Welt. Die ehrenvolle Anerkennung ihrer Ausgrabungsaktivitäten und ihrer Entdeckungen überreichte Dr. Norbert Micklich vom Hessischen Landesmuseum Darmstadt zusammen mit dem Moskauer Universitätsprofessor Alexander Barnikow. In monatelanger Arbeit hat Paläontologe Micklich das Fossil wissenschaftlich beschrieben und die Ergebnisse publiziert.
Für die Oechslers war es inzwischen die dritte oechslerisch-namentliche Würdigung. Nach ihnen benannt ist auch ein Pflanzenfossil, das die Eheleute in den 1990er Jahren aus dem Gestein hackten: „Dicotylophyllum Oechsleri“. Das Blatt, das wohl von einem Stechpalmenbaum stammt, ist etwa 32 Millionen Jahre alt und im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig. Auch ein von ihnen gefundener urzeitlicher Sperlingsvogel trägt ihren Namen: „Turnipax Oechslerorum“.
Ein Fund sticht besonders hervor: das Fossil eines Kolibris, wegen des Fundortes eine wissenschaftliche Sensation, weil Kolibris angeblich nur in Amerika vorkommen und niemals in Europa. Doch die Waghäuseler konnten den Gegenbeweis antreten.
Zu den sensationellen Entdeckungen der beiden Hobby-Paläontologen gehören eine komplette, über zwei Meter große Seekuh und ein junger Walhai von 1,40 Meter Länge. Ein solches versteinertes Tier wurde bislang noch nie ausfindig gemacht. In Darmstadt und im Karlsruher Naturkundemuseum sind die Oechsler-Exponate zu bewundern.
In der riesigen Sammlung der Ehepartner befinden sich auch Stromatolithen von 180 Millionen und sogar 2,3 Milliarden Jahren. Dabei handelt es sich um blättrig-knollige bis schalenförmige Kalkkrusten und Kalkgebilde. Fossile Stromatolithen zählen zu den ältesten Lebensspuren auf der Erde.
Seit 2013 ist der inzwischen 83 Jahre alte Experte, der stets zusammen mit seiner ebenso engagierten Frau gräbt, Träger der Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe und seit 2014 der Zittel-Medaille der Paläontologischen Gesellschaft.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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