„Bitte nicht in den Wagen spucken“
Privates Eisenbahner-Museum in Kirrlach

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Waghäusel.
Wer kann schon ein eigenes Museum vorweisen? Im Waghäuseler Stadtteil Kirrlach hat sich der 81-jährige Albertus Berlinghof im Keller ein privates Eisenbahnermuseum eingerichtet. Im Laufe von über 20 Jahren sind etwa 400 Exponate, vielleicht auch 600 mit allen Kleinteilen, zusammengekommen, worum ihn sicherlich viele Eisenbahnfreunde beneiden.
Die Idee stammte von seiner Ehefrau Annemarie, die ihm riet, seine Sammelleidenschaft in eine geordnete Richtung zu lenken. Ein halbes Jahrhundert war der gebürtige Kurpfälzer als „Eisenbähnler“ beschäftigt, somit konnte er auf viele Erinnerungsstücke an die gute alte Bahnzeit zurückgreifen, für die Nachwelt sichern und hochinteressante Raritäten auch käuflich erwerben. „Mit allen präsentierten Utensilien habe ich im Laufe meines erfüllten Eisenbahnerlebens zu tun gehabt“, versichert er.
Seine Karriere begann Berlinghof als Lehrling, als Oberamtsrat schied er aus dem Dienst. Trotz vier Kinder zuhause holte er, so zwischendurch, das Abitur in Abendkursen nach. Als blutjunger „Jungwerker“ schrieb er ein informationsreiches Nachschlagewerk: ein „Bahnhofsbuch“ von Schwetzingen.
Der Triumphzug der Eisenbahn hatte 1835 begonnen, als mit der sechs Kilometer langen Strecke von Nürnberg nach Fürth die erste deutsche Bahnverbindung eröffnet wurde. Immerhin: Ab 1852 ist der Kirrlacher mit dabei. Aus diesem nachrevolutionären Jahr stammt ein meterhoher eisenbahngeschichtlicher Fahrplan.
Die leicht gewölbte Decke zierte einst einen Zug der Gattung „Silberling“. Mit Schwellen, Schottern und Schienen, alles Originale aus den 50er Jahren, hat der Nostalgiker eine rustikale Theke eingerichtet. Darüber baumelt ein Signalflügel mit der petroleumgefüllten Signallampe. Zu den Besonderheiten zählen gut 30 ausrangierte Dienstmützen, nicht nur deutsche, sondern aus ganz Europa und dem fernen Russland.
Wer Platz nimmt, kann das auf Sitzgruppen, unterhalb der altertümlichen Gepäckträger, tun, die aus dem legendären Reisezugwagen „Silberling“ stammen. Teile wurden damals im Ausbesserungswerk Karlsruhe hergestellt. Von unten werden die Sitzgelegenheiten mit Vorkriegsheizkörpern erwärmt.
Wer die komplette Ausrüstung eines „Streckengehers“ mitsamt Signalhorn nachvollziehen will, wird fündig. Zu entdecken sind auch Stopfhacke, Schottergabel und Schienenzange. Der hohe Handweichenhebel trägt die Jahreszahl 1891. Eine augenfällige Attraktion ist die an die Wand montierte Stirnseite eines offenen Güterzugwagens.
An einer Ecke hängt eine Streckenkarte von 1947. An die Vergangenheit erinnern eine ehemalige Münzkassette eines Schaffners und die noch funktionierende Bahnhofsuhr um 1950. Das Rad einer Dampflok der preußischen Staatseisenbahn ist zu einem Tisch umgebaut. Beeindruckend fällt auch die Schildersammlung aus, so der „Orientexpress“ von Paris nach Konstantinopel oder der „Loreleyexpress“ zwischen Rom und Amsterdam.
Schmunzeln verursachen mehrere „Belehrungen“, die einst die Zugwagen schmückten: „Das Feilbieten von Gegenständen in den Wagen ist verboten“ oder – an der Fahrkastenausgabe – „Bitte deutlich das Fahrziel nennen.“ Auf die damaligen Gepflogenheiten macht die Aufforderung aufmerksam: „Bitte nicht in den Wagen spucken.“

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Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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