Darf der Zweck die Mittel heiligen?
Verein „Lebenswertes Waghäusel“ widerlegt wilde Gerüchte
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- hochgeladen von Andrea Fischer (Verein Lebensw Wagh)
Waghäusel. Bringt man wilde Gerüchte - leider auch von politischen Gruppen - in Umlauf, um die Waghäuseler zu irritieren, negativ zu beeinflussen und letztlich von der Abstimmung am 26. März fernzuhalten? Nach dem Motto: Ihr habt doch nichts zu sagen!
Gerücht Nummer eins
Gebetsmühlenartig wird freiweg behauptet, dass der Erdwärme-Investor dann ein privates Grundstück sucht, findet und bebaut, wenn er – aufgrund des Bürgerentscheids - kein städtisches Gelände bekommen kann. Doch so einfach ist das nicht.
Der mögliche Kraftwerksbetreiber braucht eine zusammenhängende zwei bis drei Hektar große Fläche. Möglicherweise 15 bis 30 nebeneinanderliegende Äcker, keine verstreute Einzelgrundstücke.
Erst einmal eine Gesamtfläche zusammenbringen. Von etlichen Grundstückseigentümern ist bekannt, dass sie dazu nicht bereit sind. Einige lehnen energisch das Tiefengeothermieprojekt ab. Warum sollen diese dann verkaufen wollen? Wenn tatsächlich, wie es heißt, bislang ein einziger (!) privater Grundstückseigentümer ein Äckerchen verkaufen will, reicht das von der Fläche her nicht.
Hinzu kommt: Die Erdwärme hat, wie man so hört, angeblich einen extrem niedrigen Kaufpreis angeboten: unterster Ackerlandpreis. Da wird wohl kein Grundstücksbesitzer so schnell schwach, knickt ein und träumt von unerwartetem Reichtum. Und dafür verscherbelt die Stadt ihren Grund und Boden??
Gerücht Nummer zwei
Weiterhin wird ebenso gebetsmühlenartig das Gerücht gestreut: Mit einem Nein der Bürger könne das Bohrprojekt auf Wiesentaler Gemarkung nicht verhindert werden. Dann erwirbt die „Erdwärme“ - ganz nebenbei - private Grundstücke oder greift auf Landesfläche zurück.
Richtig ist: Mit einem Nein verhindern die Bürger vorerst nur den Verkauf städtischer Grundstücke. Kommt aber der klare Wille der Bevölkerung mit einem deutlichen Nein zum Ausdruck, wird es sich der Investor nicht leisten können, diesen Willen mit Füßen zu treten und über alle Köpfe hinweg das Projekt rigoros durchzuziehen.
Das würde eine Serie von Klagen und Gerichtsprozessen verursachen. Das kann sich der Projektträger, auch aus Image-Gründen, nicht erlauben.
Warum plant man jetzt ein TG-Kraftwerk in Philippsburg? Viele sehen darin eine Alternative des Investors zu Waghäusel, wenn der Bürgerentscheid hier ein klares Nein findet.
Gerücht Nummer drei
Nur bei einem Verkauf habe die Stadt die Möglichkeit, im Zuge von Verhandlungen auf das Projekt Einfluss zu nehmen. Was wollen die Rathausmitarbeiter und die 28 Gemeinderäten verhandeln? Über den Bohrlärm von 105 Dezibel? Der steht fest. Über die Bohrtiefe von knapp 4000 Meter? Die steht fest. Über die blinkende Ampel am Bohrloch? Ist nichts zu verhandeln. Angeblich über die Zufahrtwege? LKW-Verkehr von vorn oder von hinten? Verhandelt sie dann auch über die Untersagung von Erdbeben?
Wenn die Erdwärme tatsächlich der ehrenwerte, bevorzugte Partner der Stadt ist, dann dürfen freundschaftlichen Verhandlungen der Stadt auch ohne Grundstücksverkauf nichts im Wege stehen.
Gerücht-Widerlegung: BNN vom 23. Januar:
BNN wörtlich: Wie wird sich die Deutsche Erdwärme positionieren? Treibt die Deutsche Erdwärme ihr Geothermie-Projekt auch weiter, wenn die Waghäusler sich im Bürgerentscheid gegen die Freigabe der städtischen Grundstücke entscheiden?
Ablehnung der Grundstücksfrage bedeutet auch Ablehnung des Geothermie-Projektes. Wie wird die Deutsche Erdwärme also reagieren, wenn ihr die Waghäuseler Ablehnung signalisieren? „
(Die Erdwärme) nennt zwei Optionen. Erstens: Man kauft ein privates Grundstück. Man nimmt von Waghäusel ganz Abstand, stellt das Projekt hinten an und fokussiert sich auf andere Projekte.
„BEIDES IST DENKBAR“, antwortet Zippelius auf BNN-Nachfrage.
Weitere Gerücht-Widerlegung
Zu hören ist immer wieder, dass eine Stadt nichts gegen den Bau eines solchen Kraftwerkes tun kann. Sehr wohl ist dies möglich, wie auch der Referatsleiter Axel Brasse des Regierungspräsidiums Freiburg in einer Informationsveranstaltung der Deutschen Erdwärme 2021 in Graben-Neudorf angedeutet hat. Dort hieß es sinngemäß: Wenn eine Stadt sich mit ihren Bürgern gegen ein solches Tiefengeothermieprojekt ausspreche, sei eine Genehmigung durch das RP nicht zu erteilen.
Was stimmt jetzt?
Fotos: Waghäusel wehrt sich. Inzwischen hängen knapp 100 Banner an den Häusern.
Autor:Andrea Fischer (Verein Lebensw Wagh) aus Waghäusel |
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