Hochburgen im Bruhrain:
Wer hat die schönste Weihnachtskrippe?

Die ehemalige Wiesentaler Krippe
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Waghäusel/Philippsburg/Oberhausen-Rheinhausen. Überall auf der Welt, wo Christen die Geburt Jesu feiern, gibt es den Brauch, in den Kirchen und den Häusern liebevoll gebastelte Weihnachtskrippen aufzustellen. Die Umstände vor 2 000 Jahren in Bethlehem haben schon immer die Fantasie der Menschen beflügelt.
In den hierzulande nachgebauten Ställen stehen als Figuren Maria und Josef vor dem Kind, das im Futtertrog liegt, umgeben von den Hirten, im Hintergrund sind Ochs und Esel zu sehen. Die Anbetung durch die Dreikönige wird erst ab dem 6. Januar in das Geschehen mit einbezogen.
Nach alten Aufzeichnungen galten vor 100 Jahren die Ortschaften Wiesental, Oberhausen mit Rheinhausen und Huttenheim als „Gemeinden mit einer langen Tradition im Krippenbau“, die, wie es 1929 heißt, „jetzt ein starkes Aufblühen“ verzeichnen.“ Oft komme es zu einem Wettbewerb, wer wohl die schönsten Krippen aufweisen könne, hieß es seinerzeit.
Um die Jahrhundertwende, also um 1900, habe „diese religiöse Hauskunst stets eine gute Pflanzstätte gefunden.“ In der Regel bestand die im Bruhrain selbstgefertigte Weihnachtskrippe aus Feldahorn als typisches Krippenholz. Für das meist mit Stroh gedeckte Konstrukt und für die Landschaft wurden Baumrinde, Tannenzweige, Moos und Steine in großer Menge verwendet.
In einer weiteren älteren Abhandlung über den Krippenbau in der Region steht zu lesen: „Das ursprüngliche Symbol der Weihnacht war nicht der Christbaum, sondern die Krippe“. Meist sei dieser besondere Besitz von Generation zu Generation weitervererbt worden.
„Alte Weihnachtskrippen, auch die handgeschnitzten Holzfiguren, zählen zu einer Volkskunst, die mit primitiven Mitteln Wertvolles geschaffen hat“, wurde seinerzeit vermerkt. Es gebe zwei Arten von Krippen: die Felsenkrippe und die Stallkrippe.
Die Geschichte über die erste Krippe und über den einsetzenden Krippennachbau reicht weit zurück: Als erste schriftliche Zeugen, die das Geschehen der Menschwerdung Christi beschrieben haben, gelten die Evangelisten Lukas und Matthäus. Bereits im 4. Jahrhundert finden sich in den Katakomben Roms bildliche Darstellungen von der Geburt Christi. Oftmals wird der heilige Franziskus von Assisi als „Vater der Krippe“ bezeichnet, da er im Jahre 1223 in einem Wald die erste Weihnachtskrippe errichtete.
Die große Blütezeit der Krippen war das Zeitalter des Barock. Mit der Säkularisation zum Ende des 18. Jahrhunderts, die „Zeit der Aufklärung“, kam es mancherorts zu einem Verbot der Aufstellung von Krippen in den Kirchen. Was letztlich dazu führte, dass sie verstärkt Einzug in die Privathäuser fanden.
In der Wiesentaler Kirche ist eine bescheidene Krippe vor dem Altar aufgebaut. Über viele Jahrzehnte hinweg stand im Gotteshaus der Jodokus-Pfarrei eine große Weihnachtskrippe, umgeben von richtigen Nadelbäumen. Zu den Bestandteilen gehörte eine heutzutage umstrittene, aber damals bei den Kindern beliebte Spendenfigur: das „Nick-Negerle“.
Doch dann kam heftige Kritik an solchen Darstellungen auf, die es in vielen Pfarrkirchen gab, fast immer in die Weihnachtskrippen integriert: die Nachbildung eines dunkelhäutigen afrikanischen Kindes mit schwulstigen Lippen und artigen Kopfnicken, sobald Münzen in die Spendendose fielen. Aus finsteren Kolonialzeiten stamme das „Nick-Negerle“. Dem Vorwurf des Rassismus begegnete ein Pfarrer im Internet: „Gott kommt in der Geburt Jesu zu allen Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Nationalität, Glaube und Alter.
Der neue Waghäuseler Verein „Kulturfreude“, ein Zusammenschluss von Künstlern, Kulturschaffenden und Förderern, fasst unter dem Begriff Kultur künstlerische Ausdrucksformen wie Kunst, Sprache, Schrift, Musik, Gesang und Bräuche zusammen. Nunmehr hat er sich auch mit dem Thema Krippenbau beschäftigt.
Wer eine besonders alte Krippe hat, etwa aus der Vorkriegszeit, wird gebeten, sich zu melden, um von der Rarität ein Foto zu machen.
Vorsitzende Anita Medjed-Stumm: 07254-95 61 18.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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