Künstlerin, Kostümbildnerin und Hutmacherin:
Zu Gast beim Ball der Vampire
Waghäusel. Wenn sie in ihren selbstgeschneiderten und selbstgenähten Kostümen hereinschwebt, könnte sie durchaus mit einer zauber- und märchenhaften Gestalt verwechselt werden. „Verkleidung ist meine Leidenschaft, ja ist mein Leben“, bekennt Sonja Cavar aus Wiesental.
So ist es: Eine ganz besondere künstlerische Begabung kennzeichnet das Leben der überaus talentierten Masken- und Kostümbildnerin, die sich seit Jahren hobby- und freizeitmäßig diesem Genre widmet – jetzt sogar berufsmäßig. Und, wo auch immer, mit ihrer Handarbeit, ihrem Können und ihrer Kreativität besticht, wie renommierte Fachleute bestätigen.
Seit Januar ist die 49-jährige dreifache Mutter an der Badischen Landesbühne tätig, wenn auch befristet und unter Corona- und Lockdown-Einschränkungen. Dort wird sie zusammen mit sechs Frauen in der Kostümabteilung und Schneiderei gebraucht.
Ihre Chefin ist die „Gewandmeisterin“: eine wichtige Aufgabe, denn ein Gewandmeister muss in der Lage sein, skizzierte Entwürfe zu interpretieren, in eine Schnittkonstruktion und danach in ein Kostüm umzusetzen, das der szenischen Figur des Stückes, den Absichten des Regisseurs und dem Träger des Kostüms gerecht wird.
Die Wiesentalerin in Bruchsal fertigt allerlei Kostüme, Hüte, ja alles, was man für Vorstellungen so benötigt. Teils ganz neu, teils umgeändert aus dem großen Fundus, teils Maßanfertigungen, teils Sonderausführungen, dazu Zusatzstücke und Accessoires. Auch als Maskenbildnerin hat sie schon mitgeholfen und Vorlagen etwa für „Räuber Hotzenplotz“ und „Professor Unrat“ geliefert.
Mit berechtigtem Stolz präsentiert die stets gutgelaunte Frau ihre Kreationen, etwa beim großen Kultevent „Ball der Vampire“ in Heidelberg oder bei der „Venezianischen Messe“ in Ludwigsburg vor über 1000 Zuschauern: das, wie es heißt, „rauschende Festival voll Farbenpracht und Lebensfreude“.
Außerhalb Corona trat sie dort im Goldgewand und mit sensationeller Kopfbedeckung, so mit Hörnern und Leuchtkörpern, auf. Mit von der Partie war die Künstlerin auch bei den Vor-Corona-Rokoko-Kostümvorführungen in Schwetzingen und Karlsruhe.
Ja, sie macht den anderen Hobby-Kostümbilderinnen vor, wie‘s geht: mit Entwürfen auf Papier, der Suche nach Stoffen und Farben, dem Schneidern und dem Nähen. Was erstaunt, ist die von ihr herbei gezauberte Vielfalt, so Kostüme und Faschingsgewänder, schillernde Masken, goldene Kronen, Hunderte von Accessoires.
Stolz zeigt die Wiesentalerin auch ihre elastischen Tanzanzüge für rhythmische Sportgymnastik oder ihre Kopfschmuck-Hörner, die sie in einem eigenen „Hörnerworkshop“ aus Schaumstoff hergestellt hat, verziert mit Federn und Muscheln. Zu ihrem Sammelsurium gehören komplette Outfits: Fantasiefiguren, Feen, Elfen, Maleficent Ladies. Mal stilisiert sie den rotmundigen Blutsauger aus Transsilvanien, mal die Gebrüder-Grimm-Märchenfigur mit dem roten Käppchen.
Die wichtigste Voraussetzung ist eine reiche Fantasie. Denn ein Kostümbildner muss sich sowohl in abstrakte als auch in realistische oder fantastische Szenarien hineinversetzen können. Schon immer sei sie kreativ veranlagt gewesen, sagt sie, und habe viel experimentiert.
Mitunter arbeitet sie an Kleidern aus dem Mittelalter. Was ihr gefällt, sind der üppige Stil des Barocks und das prunkvolle venezianische Zeitalter - mitsamt den damit einhergehenden glänzenden Auftritten, die sie hoffentlich bald wieder an den Tag legen kann.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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