Interview der Woche mit Sandra Schiffer aus Meckenheim, Wettbewerbsteilnehmerin bei "Fräulein Kurvig"
Ein Plädoyer für Frauen mit mehr Figur
Von Markus Pacher
Meckenheim. Molligen Frauen Mut machen, zu ihren Kurven zu stehen, ist das Ziel der Meckenheimerin Sandra Schiffer. Am 14. Dezember wird die 32-Jährige beim „Fräulein Kurvig“-Finale „Deutschlands schönste Kurven“ in Krefeld im Circus Probst um den Titel in der Kategorie „Big Twisters“ kämpfen. Nebenberuflich arbeitet die gelernte Einzelhandelskauffrau als Indoor cycling-Trainerin. Markus Pacher sprach mit ihr über falsch verstandene Schönheitsideale und wie man es schafft, eine positive Einstellung zum eigenen Körper zu bekommen.
??? Frau Schiffer, wie sind Sie auf den Wettbewerb „Fräulein Kurvig“ gestoßen?
Sandra Schiffer: Über Instagram. Mein Einstieg in den Wettbewerb „Fräulein Kurvig“ gelang über meine erfolgreiche Bewerbung zu „Miss Juni“. Es wurde gevotet und die Community hatte entschieden. Damit verbunden war gleichzeitig das Ticket für’s Casting in Düsseldorf.
??? Welche Voraussetzungen muss man/frau erfüllen, um mitmachen zu dürfen?
Sandra Schiffer: Jeder kann mitmachen, egal welchen Alters und Geschlechts. Auch Männer. „Fräulein Kurvig“ sucht auch „Mister Big“. Unter den Bewerbern gibt’s zum Beispiel auch einen 60-Jährigen oder Menschen mit Behinderungen. Dahinter steht der Diversity-Gedanke: „Schönheit ist individuell und in jedem Menschen steckt etwas Schönes.“ Die Veranstalter wollen den Menschen die Vorstellung von dem ins Wanken geratenen Schönheitsideal von 90/60/90 aus dem Kopf schlagen.
??? Was war Ihre persönliche Motivation, am Wettbewerb teilzunehmen?
Sandra Schiffer: Als Fitness-Trainerin ist es mir wichtig, den Menschen zu vermitteln, dass auch Frauen schön sein können, die nicht dem Schlankheitsideal entsprechen. Dass sie zum Beispiel auch tanzen, Sport und Ausdauertraining betreiben können. Und dass sie dabei selbstbewusst und stolz zu ihrem Körper stehen.
??? Erzählen Sie uns vom Casting in Düsseldorf. Wie lief das ab?
Sandra Schiffer: Qualifiziert hatte ich mich für die Wettbewerbskategorien „Fräulein Kurvig“ und „Big Twisters“. Nach meiner Performance haben sie mich direkt in die „Fashion dance group“ gewählt. In dieser Sparte werde ich in Krefeld antreten. Für meinen Auftritt in Düsseldorf hatte ich mir etwas Kreatives einfallen lassen, das offensichtlich gut bei der Jury ankam. Zunächst habe ich mich als waschechte Pfälzerin mit Kittelschürze auf die Suche nach meiner Tochter begeben, die nicht ins Casting gehen möchte. Nach dieser lustigen Einlage kam meine Tanznummer im Burlesque-Stil - passend zum Thema Zirkus, denn das Finale findet ja wie gesagt im Circus Probst in Krefeld statt.
??? Verändert sich durch die Bewerbung etwas in der Einstellung gegenüber sich selbst?
Sandra Schiffer: Man selbst verändert sich nicht, aber man sieht die Menschen mit anderen Augen. Bezüglich der eigenen Person benötigt man ja schon ein gewisses Selbstbewusstsein, um überhaupt mitzumachen. Ich bin so wie ich bin und stehe dazu. Gleichzeitig möchte ich anderen Menschen, die sich nicht so richtig trauen, damit Mut machen.
??? Würde es Sie reizen, eine Modellkarriere in Angriff zu nehmen?
Sandra Schiffer: Sehr. Das würde mir großen Spaß machen. Ich habe mich mit der „Fräulein Kurvig“-Siegerin vom letzten Jahr unterhalten und konnte bereits erste Erfahrungen als Model im Modebereich sammeln, habe zum Beispiel beim Andechser Bierfest bei der Modschau von „Mode pur“ mitgemacht. Wenn ich in Krefeld gewinnen sollte, werde ich Teammitglied von „Big Twisters“, bekomme einen einjährigen Model-Vertrag inklusive Kalender-Shooting und werde für verschiedene Events gebucht.
??? Wie gehen Sie mit etwaiger Kritik an ihrer Figur um? Haben sich schon mal die Herren der Schöpfung über ihre Rundungen beschwert?
Sandra Schiffer [grinst]: Mein Auftritt ist anscheinend so selbstbewusst, dass sich bisher noch niemand getraut hat, was zu sagen. Im Gegenteil: Ich bekomme häufig Komplimente. Viele kommen auf mich zu und sagen mir, wie toll sie mich finden.
??? Haben Sie einen Tipp, wie wir uns von unserem oft übertrieben selbstkritischen Körperbild befreien können?
Sandra Schiffer: An dieser Stelle möchte ich das Wort an Marilyn Monroe übergeben, die einmal gesagt hat: „Unvollkommenheit ist Schönheit, Wahnsinn ist Genialität und es ist besser, absolut lächerlich als absolut langweilig zu sein.“ pac
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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