Drei russische Stukkas retten drei Deutsche
Eine deutsche Weihnachtsgeschichte

Unsere Mitarbeiterin Jutta Meyer, Jahrgang 1935, erinnert sich an ihre Kindheit und ein besonderes Erlebnis kurz nach Kriegsende. Archivfoto: Jutta Meyer
  • Unsere Mitarbeiterin Jutta Meyer, Jahrgang 1935, erinnert sich an ihre Kindheit und ein besonderes Erlebnis kurz nach Kriegsende. Archivfoto: Jutta Meyer
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Von Jutta Meyer

Haßloch/Danzig. 1945: Die Russen haben meine Heimatstadt Danzig eingenommen. „Wenn Sie Waffen im Hause haben, geben Sie sie raus, wenn wir sie finden, werden Sie mit ihnen getötet“, sagte die Dolmetscherin, die mit drei Soldaten einen Kontrollgang durch unser Haus machte.
„Wir haben keine Waffen“, antwortete meine Mutter. Der Kontrollgang begann. Unter dem Dach hatte sich mein Vater, von Beruf Polizeibeamter und leidenschaftlicher Kunstmaler und Bastler, ein Atelier eingerichtet, in welches die Kontrolleure eintraten. Meine Mutter erschrak - an der Wand hing der Säbel meines Großvaters, der in der Garde des Prinzen Wilhelms diente, wenn er seinen Sommerurlaub an der Ostsee verbrachte. Mutter lehnte sich an die Wand, verdeckte den Säbel. Dann ein donnerndes Lachen der Soldaten, sie hatten die drei Stukkas auf dem Tisch entdeckt, die mein Vater für meinen Bruder Dieter zu Weihnachten 1944 gebastelt hatte - damals waren Kriegsspiele, insbesondere bei Jungen begehrt. Die Soldaten nahmen die drei Bomber an sich und verließen mit der Dolmetscherin den Raum. Mama zitterte am ganzen Leib und folgte mit uns im Schlepptau den Ort des Geschehens. „Lasst uns Gott danken, der uns wieder mal gerettet hat,“ sagte meine Mutter. Nach dem Dankesgebet meinte sie zu mir: „Jutta, Du bist die leichteste von uns, Du musst den Säbel oben hinter dem Kaminschacht verstecken!“. Das Haus hatte einen Treffer von der deutschen Armee bekommen, die Decke hing tief runter, nur die Balken hatten Stand gehalten Ich balancierte mit dem Säbel in der Hand zum Kamin und versteckte die Waffe hinter ihm. Mein Bruder bewachte die Haustür, passte auf, dass niemand ins Haus kam, denn wir mussten die Haustüren offen lassen, so dass zu jeder Zeit auch nachts Russen zur Kontrolle Einlass fanden. Gott sei Dank, alles ging gut.
Wer den Säbel gefunden hat, vielleicht bei Ausbesserungsarbeiten, weiß ich nicht, vielleicht war es der Arzt, der nach unserer Vertreibung dort eingezogen war. Oft denke ich an diese Erlebnisse, denn Kriege, auch in Europa, wie jener in der Ukraine, belasten unser Leben. Mir kommt der Nürnberger Prozess in den Sinn, den ich als Mädchen vor dem Volksempfänger mit verfolgte. Einen Satz werde ich nie vergessen: Ein Dolmetscher sagte: Wer noch einen Krieg anzettelt ist ein Kriegsverbrecher! Wie viele Kriege haben bis jetzt nach dem unsäglichen Zweiten Weltkrieg Elend und Verderben über die Menschheit gebracht, man kann sie nicht mehr zählen.

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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