Silke und Thilo Scheurer lösen riesige Hilfsbereitschaft im Großdorf aus
Hochwasserhilfe

Initiator Thilo Scheurer aus Haßloch. | Foto: Jochen Drewelies
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Von Jochen Drewelies

Haßloch. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli traf die verheerende Flutkatastrophe die Menschen im Ahrtal und Teilen Nordrhein-Westfalens völlig unvorbereitet, vielen wurde die gesamte Existenz von den Wassermassen zerstört, manche verloren ihr Leben. Bilder und Berichte der unfassbaren Katastrophe haben uns alle erschüttert, so auch das Ehepaar Silke und Thilo Scheurer aus Haßloch.
Spontan keimte der Wunsch mit Ihren Mitteln und Möglichkeiten zu helfen und sie riefen über die sozialen Medien zu dringend benötigten Sachspenden für die Flutopfer auf. Mit solch einer enormen Resonanz hatten Beide nicht gerechnet, innerhalb von einer Stunde war klar, dass die durch diese spontane Aktion ausgelöste riesige Welle der Hilfsbereitschaft im Großdorf und darüber hinaus das angedachte Ziel bei weitem übersteigen würde.
Parallel wurde der Aufruf gestartet, ein oder mehrere größere Fahrzeuge bereitzustellen. Hunderte von Kartons und Tüten stapelten sich am darauffolgenden Samstag um das Wohnhaus der Scheurers, geplant war alle Sachspenden am gleichen Tage in das lokale Sammelzentrum ins nordpfälzische Kerzenheim zu bringen, denn von dort wurden Transporte direkt in die Hilfsgebiete organisiert. Daraus wurde nichts, denn das angedachte Sammelzentrum war binnen eines Vormittags überfüllt, Aufnahmestopp auch in allen anderen bekannten Sammelpunkten in der Umgebung.
Auch hier bewies das Ehepaar Scheurer ihr Koordinationstalent, binnen kürzester Zeit wurden sowohl Transport- als auch Lagermöglichkeiten organisiert: Jannik Oberhettinger besorgte kurzfristig einen Transporter der „Gemeindewerke Haßloch“, die Firma „Saunasucht“ stellte einen Sprinter zur Verfügung, der „Gewerbeverein Haßloch“ sagte die Übernahme der Benzinkosten für einen Transport zu, die Firma „Mattern“ aus Neustadt stellte sowohl einen Langsprinter als auch eine Halle zur Einlagerung zur Verfügung und die Haßlocher Firma „BARF-klusiv Yvonne Heckmeier“ fungierte als zweite Abgabe- und Lagerstätte. Weiterhin wurden von der „Spedition Abendland“ und dem „Baumarkt Hornbach“ Umzugskartons bereitgestellt.
So kamen am Wochenende nach der Flut eine unfassbare Anzahl von ca. 300 Umzugskartons randvoll mit Kleidung, Schuhen, Spielwaren, haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln zusammen, zusätzlich Hilfsmittel wie Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen. Kurzfristig konnten die Hilfsgüter bei der Firma „Mattern“ zwischen- und später bei der Neustadter Firma „Fahrrad Trimpe“ gelagert werden, wo auch umgepackt wurde.
Mangels zeitnaher Abgabemöglichkeiten in den Zielgebieten wurden dankenswerterweise
von Herrn Theobald (Concordia Versicherung) Lagermöglichkeiten in Gommersheim bereitgestellt. In den sozialen Netzwerken war man mittlerweile auf die durch das Ehepaar Scheurer eingerichtete Gruppe „Haßlocher Hochwasserhilfe“ aufmerksam geworden sodass der Aktionsradius vergrößert wurde.
Am 23. Juli wurde die „Fahrschule Schuster“ (Inhaber Steffen Gebhart) unterstützt, deren LKWs dank der vorhandenen Spenden aus Haßloch mit haltbaren Lebensmitteln, Getränken, Gummistiefeln und einer neuen Waschmaschine aufgefüllt werden konnten. Am gleichen Tag bat das DRK Bad Dürkheim um Unterstützung und auch hier konnte vermittelt werden. Zwei dort geladene Transporter mit Lebensmitteln, bis dahin ohne konkrete Abnahmestelle, wurden bei Steffen Gebhart zum Transport ins Ahrtal eingeladen.
Auch der Rundfunk war auf die „Haßlocher Hochwasserhilfe“ aufmerksam geworden, ein Kurzinterview mit Silke Scheurer wurde am darauffolgenden Tag bei SWR1 ausgestrahlt.
Leider platzten die Lieferpläne für insgesamt zehn Abnahmestellen, so dass andere Kanäle im mittlerweile entstandenen Netzwerk gesucht werden mussten. Am 5. August konnte ein Sprinter mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Spielwaren beladen werden, welcher am nächsten Tag direkt ins Flutgebiet fuhr.
Acht Tage später gelang es dann durch weiterführende Kontakte eine Sammelstelle im „Pfiffigen Tierparadies Bottrop“ anzufahren. Ein Langsprinter der „Fa. Mattern“ wurde randvoll bepackt und erreichte nach fast 5-stündiger Fahrt das Ziel in Nordrhein-Westfalen. Dort wurde der Wagen gemeinsam entladen und die Spende mit großer Freude entgegengenommen. Am gleichen Wochenende gingen die Spenden noch ins Flutgebiet zu direkt Betroffenen.
Am 14. August konnten dann nochmals ca. 40 Umzugskartons mit Spielwaren und Hilfsmitteln einer Abnahmestelle zugestellt werden. Der Abschluss der Haßlocher Hilfsaktion ist nun für Freitag, 27. August geplant. Zwei vollgepackte Langsprinter incl. Fahrer, wiederum gesponsort durch die Neustadter Firma Mattern, werden sich mit weiteren Helfern auf den erneuten Weg nach Bottrop machen.
Die Benzinkosten werden zum Teil durch einen großzügigen Privatspender übernommen, für die restlichen Benzinkosten ist man zuversichtlich und mit weiteren Sponsoren im Gespräch.
Eine weitere Aktion läuft über die Firma „Alldrink“ in Haßloch und Neustadt an. Dort können leere PET-Flaschen zurückgegeben werden, im Gegenzug wird das Pfandgeld nach Abschluss der Aktion zu 100 Prozent an Betroffene gespendet.
Plakate hierzu wurden dankenswerterweise von Anna Krämer, sehr aktiv bei den „Haßlocher Lebensmittelrettern“, gestaltet und zur Verfügung gestellt. Die gesamte durch Silke und Thilo Scheurer ins Leben gerufene Privatinitiative wird von insgesamt rund 15 ehrenamtlichen Helfern gestemmt und ist ein einzigartiges Zeugnis für den tollen Zusammenhalt in der Bevölkerung.
Im Namen der Beteiligten ein herzliches Dankeschön an alle benannten und unbenannten Helfer und Spender.

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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