Interview mit Helmut Käfer, Vorstand der Kreissparkasse Kusel
Mit niedrigen Zinsen sollte sich niemand abfinden

Helmut Käfer, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Kusel.  Foto: PS
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  • hochgeladen von Wochenblatt Redaktion

32 Prozent aller Sparer sorgen sich aktuell, dass ihr Erspartes aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase nicht weiter wächst. Noch vor einem Jahr sah dies ganz anders aus. Mehr als die Hälfte aller Sparer machten sich 2017 ernsthaft Gedanken über die Nullzinssituation.
Zu diesem Ergebnis kommt das Vermögensbarometer des DSGV. Ist damit die ursprüngliche Sorge der vergangenen Jahre um den Vermögensfresser „Nullzins“ abgeflacht, nehmen Sparer diesen Zustand einfach so hin?
Die Antwort lautet: „Nein“. Wie ein Blick auf die Anlageentscheidung zeigt, gaben 45 Prozent aller Befragten an, dass die niedrigen Zinsen bei der finalen Entscheidung eine wichtige oder sogar sehr wichtige Rolle spielen. Hier ist die Bedeutung sogar gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen.
Wir sprachen mit Helmut Käfer, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Kusel, darüber, ob Sparer inzwischen nüchterner und mit weniger Sorge auf die niedrigen Zinsen schauen.
Herr Käfer, die Zinsen verharren auf Rekordtief. Was bedeutet das für Anleger, die sich ja der aktuellen Zinssituation durchaus bewusst sind?
Es stimmt leider, dass das traurige Zinsumfeld weiter anhält. Die Inflation ist zwar nicht besorgniserregend, aber auch niedrige Inflationsraten höhlen über die Zeit das Vermögen aus, wenn es lange Zeit unverzinst bleibt. Und das ist leider derzeit der Fall. Es ist auch richtig, dass deutsche Aktien im vergangenen Jahr rund 18 Prozent nachgelassen haben, betrachten wir uns einen längeren Zeitraum, beispielsweise drei oder fünf Jahre, sehen wir, dass sich Aktien insgesamt gut entwickelt haben.
Die Konjunktur läuft mit einer Wachstumsrate von etwa 1,3 Prozent für Deutschland im laufenden Jahr und um die 1,5 Prozent für die Eurozone2 solide.
Warum sind die Märkte dann trotzdem so schwankungsanfällig?
Dafür gibt es ein ganzes Bündel von Gründen: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die schwierigen Brexit-Verhandlungen. Die Konjunktur läuft zwar, aber sie hat sich Verlang-Samt. Diese Kombination sorgt bei den Finanzmarktteilnehmern für Anspannung. Wenn sich in einigen Monaten herausstellt, dass die Konjunktur doch nur langsamer läuft, aber eben nicht stehenbleibt, und wenn Ende März etwas mehr Klarheit in der Brexit-Frage herrscht, können die Dinge schnell auch wieder in deutlich hellerem Licht dastehen.
Die Ergebnisse des DSGV-Vermögensbarometers zeigen, dass über ein Drittel der Befragten ihr Sparverhalten an die Niedrigzinsphase angepasst haben. Wie kann eine solche Anpassung aussehen?
Wer sich bei seiner Geldanlage an ein paar Regeln hält, kann der aktuellen Nervosität an den Märkten gelassen gegenübertreten. Wichtig ist es, aktiv zu werden und nicht abzuwarten, bis vielleicht die Zinsen wieder steigen. Regelmäßig und langfristig in Wertpapiere sparen, ist hier der wichtigste Tipp.
Denn eines gilt nach wie vor in der Nullzinsphase: Parke ich mein Geld auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto, gibt es darauf so gut wie keine Zinsen. Zudem liegt die Inflation deutlich über dem Zinsniveau. Real fallen so negative Erträge an
. Der Geldwert sinkt also, je länger das Geld dort liegt. Gerade an den Aktienmärkten sind mit den Kursrückgängen wieder interessante Konstellationen entstanden.
Viele Anleger haben Angst vor einem Kapitalverlust, wenn sie ihr Geld in Wertpapiere anlegen.
Viele Anleger sagen selbst, dass sie zu wenig über Wertpapiere wissen. Das zeigt auch das aktuelle Vermögensbarometer des DSGV: Rund 38 Prozent der Befragten schätzen ihren Kenntnisstand als mangelhaft ein. Und genau hier sind wir als Sparkasse gefragt.
Was bedeutet es, wenn über die Hälfte aller Befragten sagen, dass sie nur Geldanlagen ohne jegliches Risiko wollen und dafür Verluste in Kauf nehmen? Das bedeutet, dass das Vermögen sinkt und die Sparer sich in Zukunft weniger leisten können. Stellen wir das den Risiken von Wertpapier-Sparplänen gegenüber, stimmen viele Kunden zu, dass diese für sie in Ordnung sind. Eine individuelle Einordnung von Risiken und Chancen ist also wichtig.
Wie also soll ich mein Geld anlegen, damit ich Vermögen aufbauen kann?
Ich habe meine Investitionen in unterschiedliche Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien breit gestreut. Gerade in turbulenten Zeiten wie diesen ist diese Diversifizierung wichtig. Das ist ähnlich einem Pferderennen: Setzt man auf mehrere Pferde, läuft das eine weiter, wenn das andere strauchelt. Im nächsten Schritt sollten aus demselben Grund innerhalb der Anlageklassen Positionen in unterschiedliche Branchen, Regionen und Währungen aufgebaut werden.
Gibt es eine Anlage für alle?
Die Bedürfnisse und Erwartungen eines jeden Anlegers sind anders. Die eine Lösung für alle gibt es nicht.
Unsere Berater in der Kreissparkasse Kusel helfen deshalb herauszufinden, wie und mit welcher Anlagestrategie der Kunde sein Geld am besten für sich arbeiten lassen kann.
Dafür bedarf es übrigens gar nicht so viel an Kapital, wie oft angenommen wird.
Bereits ab 25 Euro monatlich sind bei uns Fondsanlagen möglich.
1 Quelle: DekaBank Stand: 14.01.2019
2 Quelle: DekaBank, Stand: 14.01.2019

Autor:

Horst Cloß aus Kusel-Altenglan

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