Standumzug in Obermoschel
Anläßlich Kerwe 2023
Obermoschel. So voller Menschen war die im Volksmund nur als "Unnergass" bezeichnete Wilhelmstraße in Obermoschel schon lange nicht mehr: Die Kerwegemeinschaft in der kleinsten pfälzische Stadt probte unter dem Motto " Unser Umzug, der steht still, weil die Landesregierung es so will" mit dem "Standumzug" anläßlich der "Moscheler Kerb" den Aufstand gegen die neuen vom Land verfügten Auflagen, die nach ihrer Ansicht den Gemeinden und Vereinen eine Durchführung von Umzügen bei Kerwen oder auch bei der Fastnacht fast unmöglich machen. Und der Besucheransturm -viele auch von außerhalb- läßt vermuten, dass viele diesen Protest auch gerne unterstützen und die Bestimmungen des Landes, die auf Großveranstaltungen wie den Rosenmontagszug in Mainz gemünzt sind, für die Dorfkerwen oder bei Fastnachtsumzügen in kleinen Gemeinden abgemildert werden müssen. Dies war auch am Infostand des Steinbacher Kerwe- und Jugendvereins zu sehen, die über ihre Online-Petition für den Landtag in gleicher Sache informierten und dicht umlagert waren. Hundertfach wurde das Formular "Gemeinsam für Tradition und Engagement- schützt Brauchtum, Ehrenamt und Kultur" unterschrieben, mit dem darauf hingewiesen wird, dass gerade das Engagement junger Menschen in kleinen Dörfern nicht aussterben soll. 12.000 Unterschriften brauchen die Steinbacher, bis Sonntag waren rund 2.900 Unterschriften gesammelt, am Sonntag dürften in Obermoschel jede Menge dazu gekommen sein. Und scheinbar hatten die Obermoscheler mit dem "Standumzug" auch einen richtigen Riecher, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Jede Menge Medienvertreter vom Fernsehen - am Sonntagabend um 18 Uhr wurde bereits vom Geschehen in Obermoschel in SWR-Aktuell mit Bildern und Worten berichtet- angefangen, wie auch mehrere Vertreter von regionalen Zeitungen und Radios vor Ort waren und Stimmung und Stimmen einsammelten. Gefragte Interviewpartner waren sowohl Vertreter der Kerwegemeinschaft wie auch die komplett vertretene Stadtspitze. Auch VG-Beigeordnete Eugenie Dengel war im dichten Gedränge zu sehen. Direkt vom Kirchheimbolandener Residenzfest -noch in Bierkönigkleidung- eilte auch der Kreisbeigeordnete Ernst-Ludwig Huy als Vertreter von Landrat Rainer Guth nach Obermoschel. Wie ein roter Faden gab es bei den Standumzugsteilnehmern nur ein Thema und das war der Protest gegen diese neuen Bestimmungen. Angeführt wurde der "Stand-Lindwurm" von in schwarzem Frack und Zylinder gekleideten Kerwekönig Vincent Klemenz und seiner "Gemahlin" Jessica Jungblut, dem folgten auf einem "Protestwagen" 15 Moscheler Kerweborsch und -mäd. "Wo einst Blasmusik durch die Straßen schallt, ist es heute still wie in einem Wald" wies Karl Ruppert mit seinem "Handkärrelchen" auf dann fehlende Umzüge mit Musik hin.Diesmal klappte das aber mit der musikalischen Begleitung doch noch, denn der Musikzug aus Frei-Laubersheim unterhielt prächtig mit Blasmusik. Die "Hinnerberger" aus der Moltkestraße wollten trotz fehlendem Umzugsspaß weiter ihre "Bowle" trinken und teilten ihr Getränk vom Wagen großzügig an das "Fußvolk" aus. Auf ihre exzellente Jugendarbeit wiesen die Kickboxer der TuS Landsberg Obermoschel hin, bevor die Unkenbacher "Hackerbuben"mit ihren bunten Autoscootern glänzten. Vom Obermoscheler Karneval Verein gabs an einem Karnevalino-Stand Eis und Eiscafe. "Der TÜV-Mann kuckt schon wie ein Geier- doch wir sind freilaufende Hühner und werfen Eier" unter diesem Motto hatte sich eine große bunte Hühnerschar aus Sitters mit "Oberhahn" Erich Gabel und vom Obermoscheler Neubaugebiet vereinigt und verteilten nicht wenige bunte Ostereier. Die "Helljerter" (Hallgartener) Jugend machte mit ihrer großen mobilen Disco ohrenbetäubenden Lärm in der engen Wilhelmstraße. Eine Einladung ür ihre Kerb im September machten die jungen Kerweborsch und -mäd aus Kalkofen. "Demo für Brauchtum und Kerwe macht Sinn im Lebe, is besser als sich dumm uf die Gass zu klebe", mit diesem Spruch auf dem Motivwagen der Kerwegemeinschaft wurden nochmals ihre Sorgen an die Besucher mitgeteilt. Die Organsation des "Standumzuges" klappte trotz hoher Besucherzahl reibungslos. Und ein bißchen echten Umzug mit Applaus der vielen Zaungäste gabs doch noch in Obermoschel, als nämlich ein ein Großteil der Umzugsteilnehmer vom Aufstellplatz am "Hinterberg" von vier Polizisten überwacht, in die Wilhelmstraße zum "Standumzug" rollen mussten, der sich dann nach circa knapp zwei Stunden wieder aufgelöste. Die Kerwefeierlichkeiten setzen sich dann ohne "Proteste" bei bester Stimmung auf dem Kerweplatz in der Bahnhofstraße bis in den späten Abend hinein fort. Heute am Dienstag ist Abschluß mit Höhenfeuerwerk, dass vom nahe gelegenen Silberberg abgeschossen wird.
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
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