Arztpraxis: Kommt Lösung ?
Patienten suchen Hausärzte
Obermoschel/Schiersfeld/Gaugrehweiler. Die schon länger angekündigte und für dieses Jahr (30. Juni) bevorstehende Schließung der Arztpraxen von Uwe Mannweiler in Obermoschel und von Beate Heinzen in Schiersfeld hat für Unruhe bei den Patienten sowie in der Bevölkerung gesorgt. Nachfolger sind keine in Sicht und Patienten suchen händeringend nach neuen Hausärzten. Aber bis auf wenige Ausnahmen erhalten die meisten bei Anfragen in Praxen -selbst in Bad Kreuznach- nur Absagen. Auch die noch praktizierenden Arztpraxen von Dr. Christian Roth in Obermoschel oder die Gemeinschaftspraxis von Dr. Johannes Blank und Dr. Catherine Fiegel in Alsenz können nicht alle Patienten mehr aufnehmen. Dies ist allerdings kein spezifisches Problem, das jetzt Obermoschel und Schiersfeld betrifft -bislang waren die Gemeinden der früheren VG Alsenz-Obermoschel mit Arztpraxen in Gaugrehweiler, Alsenz, Obermoschel und Schiersfeld eigentlich bestens versorgt- sondern es ist landesweite Erkenntnis, dass sich in vielen Gemeinden mit Arztsitzen, deren Inhaber in Rente gehen- kaum noch Nachfolger finden lassen.
Die Schließung der beiden Praxen hat auch die Kommunalpolitik nicht ruhen lassen. Mit aller Macht und mit allen Möglichkeiten wollen sich die Ortsbürgermeister in der Region um Obermoschel, Schiersfeld, Alsenz wie auch aus dem Appeltal gegen diese Entwicklung stellen und beteiligen sich händeringend nach einer Nachfolgeregelung. Der Obermoscheler Stadtbürgermeister Ralf Beisiegel will die bisherige gute ärztliche Versorgung in der Stadt unbedingt sichern, dafür wäre er nach eigenen Worten auch bereit, einiges zu investieren. Er will prüfen und mit den Ministerien sprechen, ob die gewährten Mittel für das von der Stadt geplante Bürgerquartier in der Wilhelmstraße auch für ein modernes medizinisches Versorgungszentrum verwendet werden können und hat schon Grundstücke parat, um so etwas umzusetzen, falls es notwendig wird. Wir müssen auch einmal unkonventionelle Wege gehen, um die Arztversorgung zu sichern, so Beisiegel, der zusammen unter anderem auch mit Zoar Direktorin Martina Leib-Herr in Gesprächen mit der Kassenärztlichen Vereinigung nach Lösungen sucht.
Momentan gibt es im Appeltal wegen Erkrankung des in Gaugrehweiler ansässigen Arztes Dr. Thomas Seel auch dort keinen Hausarzt. An der Arztsuche, beteiligen sich auch Ortsbürgermeister aus Gemeinden im benachbarten Landkreis Bad Kreuznach, wie zum Beispiel aus Lettweiler, Hallgarten oder auch Feilbingert. Dort hatte sich nach dem Ruhestand des Allgemeinmediziners Dr. Willi Nagel auch kein Nachfolger finden lassen und einige Patienten wechselten nach Obermoschel in die Arztpraxen von Uwe Mannweiler, Obermoschel und Beate Heinzen wie auch des weiteren in Obermoscheler ansässigen Mediziners Dr. Christian Roth, wo sie bislang gute ärztliche Betreuung fanden.
Bei bisher insgesamt drei Treffen in Unkenbach und Alsenz wurden Lösungsansätze besprochen. Vorgestellt wurden Modelle von kommunal oder genossenschaftlich geführten medizinischen Versorgungszentren, die andernorts gar nicht schlecht laufen. Aber überall geht das nicht ohne die entsprechenden Ärzte. Ein Erfolg versprechenden Ansatz könnte die Bereitschaft sein, eine Art Medizinisches Versorgungszentrum oder wenigstens Zweitpraxen in den bisherigen Praxen aufzubauen, zu der ein in der Region ortsansässiger Arzt eventuell bereit wäre. Hierzu laufen jetzt erst einmal Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung und anderen Stellen wie auch mit interessierten Ärzten bereits Kontakt aufgenommen wurde und noch wird. Die meisten der anwesenden Ortsvertreter war auch klar, dass dies bei Bedarf mit finanziellen Mitteln der Gemeinden unterstützt werden muss, sei es bei der Anwerbung von Ärzten oder auch dem Aufbau oder dem Betrieb künftiger Praxen oder Versorgungszentren. Beauftragt aus der Runde für diese Gespräche wurden federführend die Gemeinden, die bisher Arztsitze haben, Sie werden alle anderen über die Ergebnisse fortlaufend berichten.
Der Münsterappeler Ortsbürgermeister Gernot Pietzsch ist beim letzten Treffen in Alsenz beauftragt worden, mit der Kreisverwal-waltung abzuklären, inwieweit die Gemeinden dazu Geld in einen gemeinsamen Fonds zahlen können, um zum einen die Anwerbung von Ärzten oder zum anderen dann auch eventuell die Gründung oder den Betrieb von künftigen Arztpraxen in der Region -in welcher Form auch immer- zu unterstützen.
Auf Anfrage hat die Kassenärztliche Vereinigung in Mainz informiert, dass sie in eingem Konakt mit kommunalpolitischen Vertretern zur Stärkung der amublanten Versorgung in der angesprrochenen Region steht. Zunächst soll ein in Kürze anberaumtes Gespräch abgewartet werden, bevor zur Versorgungslage im Raum Obermoschel/Schiersfeld und Gaugrehweiler Stellung bezogen wird.
Laute Kritik wurde in der Bürgermeisterrunde an 'Fehlentscheidungen der Politik geübt. Diese hätten den heutigen Hausärztemangel mit verursacht. Massiv seien vor einem Vierteljahrhundert Studienplätze für Medizin überall abgebaut worden. Waren es Anfang der 90er Jahre noch 16000 Studienplätze, seien diese mittlerweile bei 8000 angekommen. Inzwischen steige die Tendenz jedoch wieder. Und Anfang der 90er Jahre sei zudem eine Zulassungsbeschränkung für Ärzte verfügt worden. Damals hätten sich zuvor noch jede Menge Ärzte niedergelassen, die heute in Rente gingen. Jüngere Ärzte hätten sich danach noch kaum niederlassen können. Auch der Numerus Clausus wirke sich negativ aus, warum sollten Abiturienten mit einer schlechteren Durchschnittsnote keine guten Ärzte werden, wurde gefragt. Auch die weiter zunehmende Bürokratieflut hält manche junge Mediziner von der Übernahme einer Landarztpraxis ab. Bleibt zu hoffen, dass die jetzt anlaufenden Ansätze zu einer Lösung führen, damit die Patienten sich in der Nordpfalz-Region wieder gut versorgt fühlen. Ein weitere Bürgermeisterrunde, bei der die bisherigen Gesprächsergebnisse präsentiert werden, ist für Dienstag, 15. März, terminiert worden.
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
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