Deutsch-Französischer Krieg von 1870/71 in der Südpfalz - Krieg der Deutschen Einheit

Deutsch-französischer Krieg: In der Südpfalz sammelten sich die deutschen Truppen für die Schlachten bei Wissembourg und Wörth | Foto: action.1870
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Südpfalz.Noch vor der offiziellen Kriegserklärung zum deutsch-französischen Krieg trafen erste Truppen in der Pfalz ein. Schnelle Deutsche Siege führten zu nationaler Euphorie, die der preußische Kanzler Otto von Bismarck zur Gründung des Deutschen Reichs am 1. Januar 1871 nutzte.

Der heiße Sommer versprach eine reiche Ernte, das Heu war schon eingefahren, als die ersten Gerüchte eines Krieges gegen Frankreich die Südpfalz erreichten. Die Pfalz war zu diesem Zeitpunkt wehrlos. Und die französischen Pläne sahen vor, dass die Pfalz zum Kriegsschauplatz würde. Das war die Lage, als Frankreich am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg erklärte. „Bleischwer lag die Bangigkeit auf den Bewohnern der Grenze“, zitiert Historiker Rolf Übel in der Ortsgeschichte von Barbelroth aus den Erinnerungen des Pfarrers Johannes Lischer aus Barbelroth.

Truppen erreichten rasch Germersheim und Bergzabern

Diplomatisch ging es dieser Tage ebenfalls heiß her: einem Spross der Hohenzollern, Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, von einer katholischen Nebenlinie des in Berlin regierenden Königs von Preußen, war die spanische Königswürde angetragen worden. Für Frankreich eine Unmöglichkeit. Letztlich hatte der preußische König Wilhelm I. dagegen votiert, doch nun verlangte der französische Kaiser Napoleon III. die verbindliche Zusage, für alle Ewigkeit eine Hohenzollern-Kandidatur in Spanien auszuschließen. Das musste der preußische König ablehnen. Daraufhin kam es zur Kriegserklärung. Doch mit den süddeutschen Staaten, die 1866 noch mit Österreich gekämpft hatten, waren schon Bündnisverträge geschlossen.
Bereits einen Tag vor der offiziellen Kriegserklärung – das Parlament in Paris hatte die Kriegskredite schon am 15. Juli bewilligt – waren die ersten bayerischen Soldaten in Bergzabern eingetroffen. Am 22. Juli traf das 10. bayerische Jägerbataillon in Barbelroth ein, in Germersheim lagen die ersten Teile des zweiten bayerischen Armeekorps‘ am 23. Juli, die weiter nach Bergzabern zogen. Ein preußisches Jägerbataillon und hessische Truppen bezogen am 24. Juli dort ihr Quartier. Am selben Tag wurde auch Schweigen mit Truppen belegt. Die Soldaten waren mit der erst kurz zuvor fertiggestellten Bahnlinie Winden-Bergzabern in den südlichen Teil der Pfalz befördert worden. „Als Beschützer der Grenze wurden die wehrhaften Krieger herzlichst willkommen geheißen und freundlich bewirtet“, beschreibt Pfarrer Lischer. Die Bewohner hatten während der Einquartierung für die Verpflegung zu sorgen und während des ganzen Krieges waren Vorspanndienste zu leisten, das bedeutete etwa Pferde und Ochsen zur Verfügung zu stellen, um Artilleriegeschütze in die Stellungen zu ziehen. Mancher Südpfälzer Bauer begleitete die Truppen mit seinem Gespann bis Sedan und Paris.

Bombenkrieg

Schlachten an der Pfälzer Südgrenze

Der Chef des Generalstabes Helmuth von Moltke wusste, dass Frankreich plante, über die Pfalz zwischen dem Norddeutschen Bund und die süddeutschen Staaten zu gelangen. Um das zu verhindern, wurden drei deutsche Armeen in der Pfalz versammelt. Eine Armee marschierte von dort Richtung Trier, eine zweite Armee ins Saarland und die dritte in die Südpfalz. Zwei Wochen nach der Kriegserklärung stand die dritte Armee unter der Führung des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm an der Pfälzer Grenze zu Frankreich bereit zum Angriff.
Von der Pfalz aus schlug die dritte Armee in der Schlacht von Weißenburg am 4. August 1870 die Franzosen in die Flucht, ebenso wie in der Schlacht bei Wörth im Elsass zwei Tage später. Der Krieg verlagerte sich gen Norden: drei Schlachten um Metz brachten erneut die deutschen Truppen in Vorteil. Sie trieben die Franzosen vor sich her, um sie schließlich in der Schlacht von Sedan zu stellen. Hier wurde Napoleons III. gefangen genommen. Doch führte dies nicht, wie auf deutscher Seite gedacht, zum siegreichen Ende des Kriegs, sondern zur Absetzung des französischen Kaisers und Ausrufung der Dritten Republik am 4. September 1870. Da Deutschland mittlerweile Elsass-Lothringen forderte, konnte die neue Regierung in Paris dem Frieden unmöglich zustimmen. Bis zum 26. Februar wurde weitergekämpft, weiter getötet, Straßburg bombardiert, Paris belagert.

Reichsgründung unter preußischer Führung

Blut und Eisen

Derweil wurde in der Euphorie der gemeinsamen Siege das Deutsche Reich gegründet. Am 1. Januar 1871 trat die Verfassung offiziell in Kraft. Die Krönung des preußischen Königs Wilhelm I. am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser schloss diesen Prozess ab – eine weitere Demütigung Frankreichs. In der Pfalz wie in ganz Deutschland feierten die Menschen das siegreiche Ende des Krieges und die Gründung des Deutschen Nationalstaats – auch wenn zuvor gerade in der Pfalz die Enttäuschung über die wenigen Rechte des nationalen Parlaments und die Vorbehalte gegenüber Preußen groß waren. „Ein Dankgottesdienst wird unter großer Beteiligung und Begeisterung gehalten, in jedem Dorf eine Friedenslinde gepflanzt“, berichtet Pfarrer Lischer aus Barbelroth. [rko]

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