Ahmad Kasem absolviert Bundesfreiwilligendienst
Ein „Bufdi“ aus Syrien
Bad Bergzabern. Ende September verabschiedete sich Philippe Ebersoldt nach 15 Monaten Bundesfreiwilligendienst vom Haus der Familie. Sein Nachfolger ist der erste Bufdi aus den Reihen der Geflüchteten. Helga Schreieck, die Leiterin des Hauses, wusste, dass Ahmad Kasem gerade keinen Job hat, schon super deutsch spricht und auch so aussieht, als könne er beherzt mit anpacken, so fragte sie ihn, ob er Interesse habe. Und er sagte sehr schnell zu. Der Grund: Er schätzt das Haus der Familie und die Menschen, die sich dort z.B. für geflüchtete Menschen einsetzen, sehr. Er habe auch von der Hilfe profitiert, sagt er. Nun freut er sich, dass er helfen kann, etwas zurück geben kann.
Als Bufdi sollte man „Allrounder“ sein. Man sollte anpacken können, z.B. im Möbellager. Manchmal fallen auch Gartenarbeiten an, oder die Fahrzeuge sind zu reinigen und zu checken. Und wenn in der Küche mal jemand ausfällt, dann darf auch der Kochlöffel geschwungen werden. Und wenn der Bufdi Lust hat, sich bei der Hausaufgabenbetreuung einzubringen, steht ihm nichts und niemand im Wege. Ein Autoführerschein ist ebenfalls Voraussetzung, um den Dienst antreten zu können. Einkäufe für ältere oder beeinträchtigte Menschen sind zu erledigen, der Möbelbus ist zu fahren und so weiter. Da coronabedingt derzeit im Haus der Familie nicht ganz so viele Arbeiten anfallen, hat Ahmad Kasem eine Teilzeitstelle, also 21 Stunden in der Woche. Das lässt sich auch mit seiner Familiensituation gut vereinbaren. Er hat zwei kleine Kinder und da ist seine Frau für jede Unterstützung dankbar.
Die Bufdis haben auch Bildungsseminare. Diese und die Betreuung/Begleitung der Bufdis laufen hier über die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt bei der Evangelischen Kirche der Pfalz. Für diese Seminare werden die Bufdis freigestellt. Wegen der Corona-Situation finden diese zurzeit leider nur online statt.
Ahmad Kasem wurde 1990 in Ain Arab in Nordsyrien geboren. Er ist 2015 mit seiner Mutter, seinem Bruder und seiner Schwester nach Deutschland gekommen. Sie sind vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflüchtet.
Gewohnt hat die Familie zuerst in Venningen. Als der Vermieter die Wohnung verkaufen wollte, mussten sich die Kasems eine neue Bleibe suchen. Diese haben sie dann in Bad Bergzabern gefunden. Über einen Landsmann, der schon länger in Bad Bergzabern lebte, hatte er gehört, dass es das Haus der Familie gibt, dort Menschen sind, die Flüchtlingen und Migranten bei Problemen helfen, Papiere ausfüllen, bei der Schulanmeldung helfen und so weiter. Das Haus der Familie ist seit sieben Jahren ein wichtiger Anlaufpunkt für geflüchtete Menschen.
Seine Frau (eine Landsfrau) hat Ahmad Kasem übrigens in Deutschland kennengelernt. Nach der Bufdi-Zeit möchte er auf jeden Fall eine feste Arbeit finden. „Da er sehr vielseitig ist, wird er sicher etwas finden“, ist sich Helga Schreieck sicher,„und wir werden ihn bei der Suche natürlich auch unterstützen, wenn er das möchte“.
Das eigentliche Ziel von Ex-Bufdi Philippe Ebersoldt ist es, nach Berlin zu ziehen und an einer Fachhochschule zu studieren. Er hatte nach der 12. Klasse die Schule verlassen und zusammen mit einem Jahr Bufdi hat er sich die erforderliche Fachhochschulreife erarbeitet. Momentan hängt er wegen der Corona-Krise noch ein bisschen in der Luft, deshalb ist der Abschied noch nicht endgültig. „Wenn er uns zu sehr vermisst, kommt er auf nen Sprung vorbei“, freut sich Helga Schreieck,„und manchmal gibt es dann sogar was zu tun, da hilft er dann auch mal spontan aus“. beb
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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