Edith Stein an Neujahr 1922 in Bergzabern getauft - Reliquie gestohlen
Eine ganz besondere Beziehung
von Britta Bender
Bad Bergzabern. Die Philosophin und Frauenrechtlerin Edith Stein wird in der katholischen Kirche als Heilige und Märtyrin verehrt und hat für die Kurstadt große Bedeutung, schließlich sind hier eine Straße, eine Klinik und eine Kirche nach ihr benannt.
Im Oktober 1891 in Breslau als jüngste Tochter einer jüdisch-orthodoxe Familie geboren, studierte sie nach einem sehr guten Abitur Psychologie, Philosophie, Geschichte und Germanistik.
Mehrfach versuchte sie ab 1933, Papst Pius XI. zu einer Stellungnahme gegen Antisemitismus und Pogrome der Nazis zu bewegen. Am 2. August 1942 wurde sie zusammen mit ihrer Schwester Rosa von der Gestapo verhaftet und am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet. Edith Stein ist die erste Märtyrin jüdischer Abstammung, die heiliggesprochen wurde. Am 1. Mai 1987 wurde sie von Papst Johannes Paul II. in Köln selig- und am 11. Oktober 1998 in Rom heiliggesprochen. 1999 wurde Edith Stein – zusammen mit der hl. Birgitta und der hl. Katharina von Siena – zur Patronin Europas erklärt.
Ihre Beziehung zu Bergzabern ist in der engen Freundschaft mit Hedwig Conrad-Martius begründet. Sie lernte diese während ihrer Studienzeit in Göttingen kennen. Sie besuchte ihre Freundin öfter in den Ferien auf dem Obstgut der Conrads und ab Mai 1921 ist sie in Bergzabern dort polizeilich gemeldet.
Am 1. Januar 1922 konvertierte Edith Stein nach der Lektüre der Biografie der Theresa von Ávila zur katholischen Kirche. Und so wurde das „Fräulein Doktor“, wie sie von den Bergzabernern genannt wurde, am Neujahrstag 1922 in der katholischen Pfarrkirche St. Martin zu Bergzabern von Pfarrer Breitling auf die Taufnamen Edith Theresia Hedwig getauft. Am darauf folgenden Tag empfing sie - wiederum in der St. Martinskirche - ihre Erste Heilige Kommunion.
Bis zu ihrem Klostereintritt 1933 kam sie immer wieder zur Erholung nach Bergzabern zurück.
Die St. Martinskirche wurde durch Bischof Dr. Anton Schlembach im Gedenken an Edith Stein zur Tauferneuerungskirche des Bistums Speyer erklärt. Ein Besuch der Kirche ist daher auch immer eine Begegnung mit Edith Stein. Eine Skulptur auf dem Ludwigsplatz vor sowie eine Ikone in der Kirche bezeugen die enge Beziehung der Kirchengemeinde zu hl. Teresia Benedicta.
Zwischen der Ikone und der schützenden Glasscheibe war bisher eine kleine in Gold eingefasste Kapsel platziert, ein Teil des Brautkleides, welches Edith Stein bei ihrer Einkleidung im Kölner Karmel getragen hat.
Vermutlich am Samstag vor Weihnachten wurde diese entwendet, was erst am zweiten Weihnachtsfeiertag von Pfarrer Bernd Höckelsberger während eines Konzerts entdeckt wurde. Die Scheibe hat zwar kleine Kratzer, die Polizei konnte allerdings keine Fingerabdrücke finden und geht von einem gezielten Diebstahl aus.
Der materielle Wert der Reliquie liegt laut Polizei in einem mittleren dreistelligen Betrag, allerdings ist der ideelle Wert für die Gläubigen weitaus höher einzuschätzen.
Bleibt zu hoffen, dass Täterin oder Täter dies einsehen und die Reliquie der Kirchengemeinde zurückgeben.
Zeugen, die Angaben zu dem Diebstahl machen können, werden gebeten, sich unter 06343-93340 oder per E-Mail unter pibadbergzabern@polizei.rlp.de zu melden.
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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