Ukrainerin kümmert sich um ihre Landsleute
Im Einsatz für die Heimat

Da war die Welt noch in Ordnung: Julia Halias bei der Arbeit in ihrer Heimat  | Foto: Halias
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  • Da war die Welt noch in Ordnung: Julia Halias bei der Arbeit in ihrer Heimat
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von Britta Bender
Bad Bergzabern. Seit über 30 Jahren gibt es den Arbeitskreis Ukraine-Pfalz, in dem der ehemalige Pfarrer Rudi Job sich von Anfang an engagiert. In diesem Zusammenhang lernte ihn die Ukrainerin Julia während ihrem Auslandssemester an der Uni in Landau im Jahr 2009 kennen. Wer hätte damals gedacht, dass sie 13 Jahre später wegen des Angriffes auf die Ukraine wieder Kontakt zu ihm aufnehmen würde. Sie möchte nun von hier aus aktiv werden und helfen.
Am 23. Februar war die Welt für sie noch in Ordnung. Gemeinsam mit der Familie wurde in Odessa der 78. Geburtstag ihrer Oma gefeiert, bei Kaffee und selbst gebackenem Schokokuchen.
Am nächsten Morgen bekam Julia einen Anruf von ihrem Ehemann, der zu der Zeit auf Dienstreise in Polen war. Sie solle ihren Pass und die wichtigsten Sachen einpacken.
„In 20 Minuten kommt ein Freund von mir und bringt dich zur Grenze zu Moldawien“, sagte er. Einen Freund, den sie selbst nicht kannte. Doch ihr Mann wusste: wann, wenn nicht jetzt! Julia würde die Ukraine später vielleicht nicht mehr verlassen können.
So packte sie in Windeseile ihre wichtigsten Dokumente, ein wenig Kleidung, ihren Laptop und ihre Lehrbücher, mit denen sie gerade arbeitet. Und: man gab ihr den Geburtstagskuchen mit auf diese unbekannte und gefährliche Reise. „Zu der Zeit wusste ich nicht, dass der Kuchen mein einziges Essen für die nächsten fünf Tage sein würde“, berichtet die 31-Jährige.
Sechs Stunden standen sie Schlange an der Grenze zu Moldawien. Inzwischen müsse man über 20 Stunden warten und das in eisiger Kälte. „Mir laufen die Tränen, wenn ich völlig erschöpfte Frauen mit Babys, Kindern und sogar Haustieren in den Nachrichten sehe“, sagt sie sichtlich betroffen.
Julia erreichte Kischinau, die Hauptstadt von Moldawien, auch ihr Mann traf dort ein. Sie blieben zwei Tage dort. Dann sind sie nach Konstanza in Rumänien gefahren, weil die Leute in Moldawien behaupteten, dass die russischen Truppen bald auch Moldawien erobern würden.
Da Rumänien zur NATO gehört, hatten sie die Hoffnung, dort in Sicherheit zu sein. In Rumänien haben sie noch sechs Tage verbracht. „Die ganze Zeit habe ich geweint, mit den Ukrainern telefoniert, sie koordiniert, habe für sie Unterkünfte gesucht und online beraten“, erzählt die junge Frau.
So hat sie auf facebook Kontakt zu ihrem alten Bekannten Rudi Job aufgenommen, der schnell geantwortet hat.
Durch seine Hilfe konnte für die große Familie einer ihrer Studentinnen eine perfekte Unterkunft gefunden werden. Bis 2021 war Julia an der Nationalen Uni zu Odessa als Dozentin für Deutsch tätig.
„Ich habe mich riesig gefreut, und dann fragte Rudi Job, wie es mir eigentlich gehe, ob ich Hilfe bräuchte und ob ich eventuell nach Deutschland kommen wolle“, erzählt sie,„erst da habe ich begriffen, wie fremd Rumänien für mich ist, ich kenne dort weder Sprache noch Kultur“.
In Deutschland hatte sie studiert, Freunde von ihr leben hier, sie hat zwei Patenkinder. Außerdem kennt sie sich hier aus und fühlt sich wohl. Und so beschloss sie weiter nach Deutschland zu fahren.
Seit 8. März ist sie nun in Bad Bergzabern, mit ihrem Mann. Vier weitere Frauen und ein kleiner Junge wohnen bei der Nichte von Rudi Job in Kapellen-Drusweiler. Alle sind froh und Gott dankbar für so viel Solidarität und Hilfsbereitschaft in Westeuropa. Besonders danken möchten sie Familie Job, Carsten Hofsäß aus Lachen-Speyerdorf und dem ganzen Arbeitskreis. Aber sie können kaum glauben, können es immer noch nicht fassen, was in ihrem Land passiert.
Julia ist gut vernetzt und wird von hier aus weiter aktiv sein, die Menschen beraten und unterstützen, als Übersetzerin zur Verfügung stehen und sich um Beschaffung von Wohnraum für die Geflüchteten bemühen.
Momentan ist sie selbstständig, arbeitet bei einer IT-Firma als Deutschlehrerin, entwickelt eigene Projekte und kann sich vorstellen auch hier als Deutschlehrerin für die Geflüchteten tätig zu werden.
Aber bleiben wollen sie nicht, die vielen Frauen aus der Ukraine. Alle hoffen sie, bald wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können, zu ihren Familien, um die sie sich sorgen, in ihr Land, das sie braucht.
Gerne würden sie hier arbeiten während ihres Aufenthaltes, sie wollen nicht nutzlos sein, sondern ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen und keine Last sein, weiß Julia aus zahlreichen Gesprächen mit ihren geflüchteten Landsfrauen.
Vorerst ist wohl leider kein Ende in Sicht und es werden weitere Menschen in Deutschland ankommen und erst einmal eine Unterkunft benötigen. Hierfür setzt sich Julia ein, selbstverständlich auch der Arbeitskreis Ukraine-Pfalz.
Das Haus der Familie in Bad Bergzabern arbeitet schon lange mit der pfälzischen Ukraine-Hilfe zusammen. Regelmäßig werden beispielsweise in der Kleiderkammer und auch im Möbellager Sachen verpackt, die zu viel sind, und mit dem Transporter nach Lachen-Speyerdorf in das zentrale Lager gebracht.
Das Haus der Familie ist und bleibt Anlaufstelle für Menschen mit Migrations-/ und Fluchthintergrund, unterstützt derzeit auch dabei, Geflüchtete aus der Ukraine zu registrieren und arbeitet ganz eng mit dem Sozialamt der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern zusammen und hält die Leute, die die Geflüchteten begleiten, auf dem Laufenden, wie es dann mit dem Beantragen eines Aufenthalts und so weiter weitergeht.
Auch für Julia gibt es viel zu tun. Sie ist aktiv auf Instagram, Telegramm und Youtube. Zu finden ist sie unter dem Namen, der in ihrem Reisepass steht: Iuliia Halias.
Auch mit ihrer Familie ist sie in Kontakt. Viel an Information dringt allerdings nicht durch, da ihre Angehörigen nicht möchten, dass Julia sich noch mehr Sorgen macht. Allerdings lassen diese sich leider nicht wegdenken, zumal ihr Vater und auch ihr Cousin in der Ukraine für ihr Land kämpfen.
Dass jeder etwas tun kann, beweist Julias Oma. Die ehemalige Köchin backt Stollen, leider nicht, weil es etwas zu feiern gäbe, sonder für die Soldaten in Odessa.

Kontaktdaten und Spendenkonto
Dr. h.c. Rudi Job, Pfarrer i.R, Vorsitzender des Arbeitskreises Ukraine-Pfalz
der Evangelischen Kirche der Pfalz,
06343 9898819, job-rudi@t-online.de, 0152 058 53 944
Haus der Familie,Telefon: 06343 931774
e- Mail: hausderfamilie-bza@gmx.de
Ansprechpartnerin: Helga Schreieck
Spendenkonto:
Protestantisches Verwaltungsamt
Bad Bergzabern
IBAN: DE32 5485 0010 0000 0830 06
oder
IBAN: DE36 5489 1300 0000 0101 03
Verwendungszweck:
Spende Ukraine Rudi Job

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Da war die Welt noch in Ordnung: Julia Halias bei der Arbeit in ihrer Heimat  | Foto: Halias
 Julias Oma backt Stollen für Soldaten in Odessa | Foto: Halias
Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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