Zweite Zukunftswerkstatt des SDG-Modellprojekts
Nachhaltige Strategien
Bad Bergzabern. Den Herausforderungen unserer Zeit begegnet Bad Bergzabern mit einer Nachhaltigkeitsstrategie, die den Zustand der sozialen Gerechtigkeit und des nachhaltigen Wirtschaftens innerhalb der planetaren Grenzen der natürlichen Ökosysteme anstrebt. Die Strategie verbindet das bestehende Leitbild der Stadt “Gesundheit und Genuss“ mit dem Engagement für die 17 Globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.
Klimawandel, Armut und Hunger, Flucht und Migration sind Themen, die uns alle etwas angehen. Wir entscheiden, ob wir Produkte wie Jeans, Schokolade oder Handys kaufen, die Menschen unter würdigen und fairen Bedingungen hergestellt haben. Wir entscheiden, wie viel Energie wir verbrauchen. Wir entscheiden, wie wir mit den Ressourcen und Schätzen der Natur umgehen. Unser Lebensstil und unsere Art zu wirtschaften haben unmittelbar Folgen – für uns, andere und zukünftige Generationen. Was kann unser Beitrag zum Klimaschutz, zu fairen Standards in der Arbeitswelt und gegen Hunger und Armut sein?
Als Wegweiser dient die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Der Erfolg der Agenda 2030 hängt davon ab, dass alle mitmachen, nicht nur Staaten und Organisationen, sondern jede und jeder Einzelne.
Mit dem Projekt „Pfälzerwald: SDG-Modellregion (Sustainable Development Goals) für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ geht die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz die in der Agenda 2030 vereinbarten Zielsetzungen aktiv an.
Bad Bergzabern ist eine der Modellkommunen. Die Stadt Bad Bergzabern möchte mithilfe einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie aktiv mitwirken, die Weichen neu zu stellen, um das Ökosystem Erde in Balance zu halten.
Dabei ist es der Stadt besonders wichtig, die sozialen Aspekte der Agenda 2030 mit zu berücksichtigen. Es sollen langfristige Ziele wie auch kurzfristige operative Ziele enthalten sein. Ein umfangreicher SDG-Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen nimmt Formen an. Organisiert wird das Ganze von Ursula Schulz, Dr. Sven Böttinger, Barbara Schweitzer, Amely Munz, Jürgen Gründer und Christian Eberle. Dieses Kernteam organisiert öffentliche Webkonferenzen und fasst die Ideen der Teilnehmenden zu einer Strategie mit Leitbild zusammen.
Am Mittwoch, 5. Mai, waren Bürgerinnen und Bürger zur zweiten Zukunftswerkstatt eingeladen. Etwa fünfzig Personen nahmen teil. Anders als beim ersten Mal im Herbst, traf man sich nun online per Video-Konferenz zur Sondierung von Maßnahmen.
Die fünf Handlungsfelder sind Mobilität und Klimaschutz, Zusammenleben, nachhaltiger Konsum und globale Verantwortung, Bebauung sowie Grünflächen und Artenvielfalt. Experten sind eingebunden in die jeweiligen Handlungsfelder.
Um 18 Uhr startete die Videokonferenz.
Nach der Begrüßung durch einen der fünf Moderatoren hatte Ursula Schulz das Wort, sie stellte den circa 50 Teilnehmenden das Leitbild vor, anschließend informierte Christian Eberle über das Projekt und die Handlungsfelder.
Jeder Teilnehmende hatte sich bereits im Vorfeld für eines davon entschieden. Innerhalb jedes dieser Handlungsfelder galt es nun in kleineren Gruppen eine Auswahl von drei Maßnahmen zu treffen, welche anschließend gemeinsam bearbeitet wurden.
Anwesend waren Experten wie Herr Kuhn (Klimaschutzmanager), Herr Müller (Stadtwerke), mehrere Vertreter der VR-Bank, Frau Sand (Tourismusbüro).
Experten im Bereich Soziales nahmen ebenfalls an der Videokonferenz teil: Dekan Dietmar Zoller von der evangelischen Kirche, Familienreferent und Seniorenbeauftragter Herr Brunck sowie Frau Brunck von der Familienberatungsstelle.
Nach mehr als einer Stunde lebhafter und konstruktiver Diskussionen wurden die zahlreichen Ideen und Umsetzungsvorschläge, die Gruppenergebnisse, im Plenum präsentiert.
Mobilität und Klimaschutz
Infoveranstaltungen zum Thema Photovoltaik sind eine der drei Maßnahmen, die den Teilnehmern besonders wichtig war.
So können mögliche Bedenken zum Thema Photovoltaik entkräftet werden und über Finanzierungsmöglichkeiten informiert werden. Eine Sensibilisierung für umweltfreundliche Mobilität kann auch über eine Kampagne zu dem Thema erfolgen. Wie diese genau aussehen könnte, kann z.B. in einer Aktionsgruppe diskutiert werden.
Eine weitere Idee ist, eine digitale Mitfahrzentrale einzurichten. Denkbar ist das in Kooperation mit Schulen oder Universitäten, oder über die Nutzung vorhandener Apps. Diese Maßnahme könnte schon im nächsten Jahr umgesetzt und Bürgerinnen und Bürger darauf aufmerksam gemacht werden.
Zusammenleben
Die Teilnehmenden sprachen sich für Themenmärkte aus, die vor allem auch für Jugendliche interessant sind (z.B. veganes Essen, verschiedene Länder, Livemusik). Das Konzept soll von Jugendlichen für Jugendliche organisiert werden. Ein digitaler Umfragebogen mit offenen Hinweismöglichkeiten könnte ein Stimmungsbild dazu entstehen lassen. Aber auch mit kleinen Organisationseinheiten soll in den direkten Dialog gegangen werden. Hier sind vor allem Schulen, Jugendzentrum, Haus der Familie, Sportvereine gefragt.
Eine weitere Möglichkeit der Begegnung, zum Beispiel auf dem „Hameckermarkt“, so eine Art „Fest der Kulturen light“, wurde befürwortet. Ansprechend sein sollte die Veranstaltung vor allem auch für Jugendliche. Ziel soll es sein verschiedene Kulturen zusammenzubringen beispielsweise mit musikalischen Beiträgen. Ländertypische Stände könnten eventuell über das Haus der Familie organisiert werden. Vereine sollen eingebunden werden, so haben sie auch die Möglichkeit, sich darzustellen und Gelder für Projekte zu generieren.
Als dritter Punkt wurde das Fest der Kulturen im Maxburgring angeschnitten, das die protestantische Kirchengemeinde schon mehrmals durchgeführt hat. Möglicherweise könnte das Fest, mit der Kirche als Kooperationspartner jedoch auch auf dem Marktplatz veranstaltet werden. Aus Zeitmangel konnte diese Diskussion nicht weiter geführt werden, die umfangreichen Ergebnisse der beiden ersten Punkte erklären die Zeitnot am Ende.
Grünflächen und Artenvielfalt
Für die Artenvielfalt und gegen das Insektensterben soll im Kurpark eine Blumenwiese entstehen. Bürgerinnen und Bürger sollen mit informativer Beschilderung zum Nachmachen animiert werden.
Auch eine Infoveranstaltung zum Thema wäre denkbar. Ein Austausch mit anderen SDG-Kommunen und mit den Verantwortlichen der Initiative „Herxheim blüht auf“ ist angedacht. Auch das Grundschulprojekt „Ackerdemie“ wäre eine Möglichkeit, die Kinder für die Natur und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.
Es ist auch angedacht, hinter dem Stauweiher oder im Bereich der Jugendherberge einen naturnahen Bereich für Bienen und Insekten entstehen zu lassen. Hierzu sollen noch Informationen bei anderen Organisationen eingeholt werden und vor allem müsse das Kurparkkonzept abgewartet werden.
Bei der Maßnahme Nummer drei werden Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbetreibende gefragt sein. Es geht um Pflanz- und Gießpatenschaften für Baumscheiben, Pflanzkübel und Straßenbäume. Darüber sollen die Bürgerinnen und Bürger zeitnah informiert werden.
Nachhaltiger Konsum und Globale Verantwortung
In diesem Themenfeld wurde deutlich, dass die Menschen Interesse an einem nachhaltigen Konsum haben. Zum Beispiel kam die Diskussion immer wieder auf den Eisbecher zurück, der nach kurzem Gebrauch auf dem Müllberg landet. „Dafür und für vieles andere hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Lösungsvorschläge, die uns einem nachhaltigen Bad Bergzabern näherbringen,“ so Barbara Schweitzer.
Bebauung
In diesem Handlungsfeld sprachen sich die Teilnehmenden dafür aus, Projekte zum Thema Mehrgenerationenwohnen zu unterstützen. Es wurde lebhaft diskutiert, wie dies gelingen kann.
Als Leuchtturmprojekt könnte das Wohnprojekt „Alte Druckerei“, das die protestantische Kirchengemeinde erworben hat, wegweisend sein. Bei einem Hausflohmarkt und/oder einem Tag der offenen Tür will die Kirchengemeinde auf ihre Initiative aufmerksam machen.
Auch durch eine mediale Begleitung können solche innovativen Konzepte sichtbar gemacht werden.
Wie geht es weiter?
Als nächste Schritte werden Aktionspläne festgelegt, in denen die Umsetzung der Maßnahmen detailliert geplant werden. Am Ende steht die Finalisierung der gesamten Strategie, die dem Stadtrat vorgelegt wird. Ende des Jahres soll darüber abgestimmt werden. „Die Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen, ist eine große Herausforderung. Ob das gelingt, hängt nicht nur von der Stadt ab, sondern auch von der Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger, der Vereine, Einrichtungen und anderer Akteure,“ beschreibt Sven Böttinger das Vorhaben. Die Zukunftswerkstatt habe jedoch gezeigt, dass es eine breite Unterstützung gibt. „Es ist ermutigend, dass sich viele einbringen wollen, zum Beispiel beim Anlegen einer Blumenwiese“, bestätigt Ursula Schulz. „Mit der zweiten Zukunftswerkstatt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir konkrete Maßnahmen mit Bürgerinnen und Bürgern ausarbeiten und angehen können“.
Wer Ideen hat oder sich bei einem konkreten Projekt einbringen möchte, kann sich gern per e-mail an Ursula Schulz wenden.
Kontaktdaten und Info
su.schulz@vgbza.de
https://www.bad-bergzabern.de/leben-in-bad-bergzabern/modellkommune/
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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