Der ungewöhnliche Auslandsaufenthalt einer Bad Schönborner Abiturientin
Klara geht ins Kloster
Bad Schönborn/Bruchsal. Drei junge Menschen aus dem Erzbistum haben bald ein großes Abenteuer vor sich. Sie reisen mit dem Bonifatiuswerk nach Schweden, Norwegen und Island, wo sie für einige Monate in einer kirchlichen Institution mitarbeiten werden.
Eine dieser Drei ist die Abiturientin Klara Gaßner aus Bad Schönborn. Sie hat für ihren Auslandsaufenthalt einen eher ungewöhnlichen Ort ausgewählt: Denn sie geht ins Kloster.
Ab September lebt sie für zehn Monate im Dominikanerinnen-Kloster Katarinahjemmet in Oslo.
Dass sie nach dem Abi erstmal ins Ausland wolle, sei für sie klar gewesen, erzählt die 18-Jährige, auch, dass sie sich soziale engagieren will: „Ich war mir schon recht früh sicher, dass ich nach dem Abitur ein Jahr lang eine soziale oder kirchliche Arbeit verrichten möchte und meine Zeit nutzen möchte, um zu helfen. Auch, dass ich gerne ins Ausland gehen möchte, war schnell klar. Durch einige Internetrecherchen fand ich dann die Seite `Praktikum im Norden` des Bonifatiuswerk, auf der die aktuellen Freiwilligen von ihrer Zeit in Skandinavien berichten - nach dem Lesen war mir schnell klar: Das will ich auch!“
Ausland, ja – soziale Arbeit, ja – aber gleich ins Kloster, das ist schon eher ungewöhnlich.
„Die Dominikanerinnen und das Leben im Katarinahjemmet sind nicht so, wie man sich ein Kloster typischerweise vorstellt", berichtet Klara. "Das Kloster liegt mitten im Stadtzentrum im belebten Stadtteil Majorstuen und beherbergt ein Studentenwohnheim, wo sowohl andere Freiwillige als auch Studierende aus aller Welt leben. Diese Umstände und die teilweise sehr weltlichen Aufgabenbereiche der Schwestern und Freiwilligen versprechen eine besondere Atmosphäre, die man kaum mit einem `normalen` Kloster vergleichen kann“, sagt die Abiturienten vom Bruchsaler Gymnasium St. Paulusheim.
Nach ihrem Auslandsaufenthalt möchte Klara Anglistik und Politikwissenschaften in Freiburg zu studieren um dann Journalistin zu werden. Aber jetzt taucht sie erst einmal für zehn Monate in die Welt des norwegischen Klosters ein: „In Norwegen gibt es kaum Katholiken, gerade mal drei Prozent der Bevölkerung zählen dazu. Die Kirche ist aber trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) sehr aktiv und wird von einem sehr starken Gemeinschaftsgefühl getragen. Ich bin sehr gespannt darauf, diese ganz andere Art von Kirche und Glauben in einem historisch und kulturell so interessanten und landschaftlich wunderschönen Land kennen zu lernen. Außerdem freue ich mich auf alle Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen, die ich dort haben werde“, beschreibt die 18-Jährige aus Bad Schönborn ihre Erwartungen.
Ihre Aufgabenbereiche in Oslo seien sehr breit gefächert, erzählt sie: Sie werde in einer Schule eine Art Hausaufgabenhilfe betreuen, einen Chor unterstützen, Jugendarbeit bei den Norges Unge Katolikker (ähnlich der deutschen KJG) und außerdem in einer christlichen Gemeinde einige administrative Aufgaben übernehmen.
Religion spielt für Klara seit eh und je eine wichtige Rolle: „Ich bin mit dem Glauben aufgewachsen und er ist definitiv ein großer Teil meines Lebens. Ich war viele Jahre bei den Ministranten und in der KJG in Mingolsheim aktiv. Außerdem habe ich von der siebten Klasse bis zum Abitur mit zwei Freundinnen den Schüler-Bibel-Kreis am Paulusheim in Bruchsal geleitet. Also ja, ich bin gläubige Christin“, sagt Klara Gaßner über sich selbst.
Da stellt sich natürlich die Frage: Verändert so ein langer Auslandsaufenthalt einen Menschen?
„Ganz sicher! Allein, dass ich das erste Mal für so lange Zeit nicht zu Hause wohnen werde- und dann auch noch in einem anderen Land. Aber auch alle Erlebnisse während meiner Arbeit und das Kennenlernen von neuen Menschen und deren Geschichten, werden mich sicher auf besondere Weise prägen“, ist sich die 18-Jährige sicher.
Aber ganz fremd ist ihr ihre neue Heimat Norwegen dann doch nicht: „Mein Großvater war Norweger und so habe ich eine sehr persönliche, besondere Bindung zu diesem Land. Außerdem finde ich die Natur mit Fjorden und Polarlichtern und die fortschrittliche Gesellschaft sehr spannend. Bei meinem Bewerbungsgespräch in Paderborn habe ich deshalb angegeben, dass ich gerne nach Norwegen gehen würde, und mein Wunsch wurde berücksichtigt.“
Klara freut sich auf ihre Zeit im norwegischen Kloster, aber was sagen ihre Eltern zu der langen Trennung?
„Ich glaube, dass sie sehr stolz auf mich sind, darauf dass ich in die Fußstapfen meiner Großeltern trete. Trotzdem ist es sicherlich auch für sie nicht ganz einfach, wenn ich für so lange Zeit nicht zu Hause bin. Meine Eltern werden mich - zusammen mit meinem Hund - sicherlich einmal besuchen. Außerdem habe ich die Möglichkeit über Weihnachten nach Hause zu kommen. Jedoch bin ich noch nicht ganz sicher, ob ich diese Zeit nicht auch einmal ganz anders als sonst verbringen möchte und doch in Oslo bleibe, anstatt nach Hause zu kommen“, sagt sie selbstbewusst.
Vorbereitet ist die 18-Jährige: Vor zwei Wochen sei sie auf einem dreitägigen Vorbereitungsseminar in Paderborn gewesen, dort hat das Bonifatiuswerk seinen Hauptsitz. „In den drei Tagen haben wir uns sowohl mit kulturellen Unterschieden als auch mit praktischen Fragen wie „Was packe ich ein? Und vor allem: Wie?“ oder „Wie gehe ich mit Heimweh um?“ beschäftigt. Einige ehemalige Freiwillige waren ebenfalls dabei, die uns gute Insiderinformationen weitergeben konnten. So dass meine Mitpraktikantin und ich jetzt auch wissen, wo es den billigsten Supermarkt in der Nähe des Klosters gibt und, dass Bargeld in Norwegen kaum genutzt wird.“
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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