BriMel unterwegs
Smartes Liebesgeplänkel auf DorfArt-Bühne

Kabarettisten-Duo | Foto: Brigitte Melder
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Böhl-Iggelheim, OT Iggelheim. Das Kabarett-Duo „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ kam am 17. Februar auf Einladung des Kulturvereines DorfArt zur SG-Halle. So eigenwillig der Name klingt, worunter man sich eigentlich alles vorstellen konnte, so ungewöhnlich war auch der höchst unterhaltsame Abend. Ich dachte zuerst an die Betrügermasche, wonach man sein Geld wegen der Einbrechergefahr ans Fenster bringen sollte. Weit gefehlt! Das Kabarett-Liebespaar Wiebke Eymess und Friedolin Müller haben Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim studiert. Eymess ist außerdem diplomierte Fremdsprachenkorrespondentin, schreibt Kurzgeschichten und ist Sängerin bei der Swing-Formation „Pinkspots“. Das heutige Programm hieß „Gleich knallt’s!“

Die Kassenwartin Katja Friedrich und Helferin Sibylle Böttcher-Hoff sowie der für die Technik zuständige Christian Jotter hatten ihren Part erfüllt und dann ging das Licht aus.

In der ausverkauften SG-Halle begrüßte der 1. Vorsitzende des Kulturvereins DortArt e.V. Günter Handwerker die Zuschauer. Er gab einen kleinen Einblick zum heutigen Abend. Das Duo begeistert mit ihrer eigenen Form der Kleinkunst. Wenn sich das Paar nicht gerade ebenso unterhaltsam wie virtuos verquatscht, tragen sie sprachjonglierende Lieder und Gedichte vor. Dabei schaffen sie mit erstaunlicher Leichtigkeit den Spagat zwischen Komik und gesellschaftskritischem Tiefsinn. Ihre Texte sind wie Puzzleteile, die sich zu einer klaren Botschaft zusammensetzen. Das Paar, das bereits einige Preise gewonnen hat, darunter auch die in der Kleinkunstwelt gut bekannte St. Ingberter Pfanne, beherrscht auf amüsante Weise die Kunst „vom Hölzchen aufs Stöckchen“ zu kommen, also vom Hundertsten ins Tausendste und letztendlich doch noch zur Pointe. Die feinen Zwischentöne sind dabei ihre Paradedisziplin. Die beiden Künstler sind auch musikalisch bestens ausgestattet mit Gitarre, Ukulele, Handharmonika und Mini-Keyboard, die zwischendurch eingesetzt werden sollten.

Wiebke Eymess eröffnete das Standup-Comedy-Programm mit den Worten „Ich bin aus der Zukunft in die Gegenwart gereist „Ihr wart so toll heute Abend!“ Na, das fing schon einmal gut an und alles lachte. Sie hatte einen roten Jonglierball in der Hand, taxierte die erste Reihe und warf ihn Herrmann zu, der ihn bis zum entsprechenden Einsatz halten sollte. Sie und ihr „Mann“ seien aus Hannover, der Hauptstadt des Humors, und freuen sich, heute hier in Iggelheim sein zu dürfen. Auf der in royalblaues Licht gehüllten Bühne nahmen die beiden Künstler auf den beiden Weinkisten-Barhockern Platz. Sie begannen mit dem extra für sie geschriebenen Liebeslied „Du bist mein Treibhauseffekt“ auf Gitarre und Ukulele. Kleine Zwistigkeiten in der Ehe kamen zur Sprache. Durch das Abo der Zeitschrift „Landliebe“ inspiriert zogen sie von Hannover aufs Land. Ach ja, das Landleben sei schön und sie hatten die allseits beliebten Kirschlorbeersträuche gegen heimische Hölzer ausgetauscht. Mit „Summ summ summ, Bienchen summ herum“ kamen die Gitarre und Handharmonika zum Einsatz, wobei man die wunderbare stimmliche Harmonie der beiden bei diesem umgedichteten Lied bemerkte. Und der herrliche Schlagabtausch par excellence ging weiter. Er habe abstruse Gedanken. „In Deinem Kopf möchte ich auch nicht Urlaub machen!“ „Haben Sie schon einmal das Wort „Klemmnippel“ in Google eingegeben?“ Großes Gelächter folgte, denn man kann sich vorstellen, was man da alles angezeigt bekommt. Friedolin hat ja gerne einmal seine Ruhe vor seiner Ruhe und verzieht sich dann auf die Toilette, das ist dann sein sogenannter Panicroom. Das Lied „Alte weiße Männer“ wurde in frech-kesser Weise vorgetragen, auch wenn das aus den 80er Jahren stammende Keyboard muckte. Den Refrain durfte dann getrennt in Männlein und Weiblein das Publikum mitsingen. Auch beim Lions-Club hatten sie diese Version erstmals vorgetragen, wurden aber daraufhin nicht mehr eingeladen. Als „Nathan, der Weise“ von Lessing rezitiert wurde und das Publikum frenetischen Applaus beisteuerte meinte Friedolin „Aha, Iggelheimer Bildungsbürger sind auch da!“.

Nach der Pause jonglierte Friedolin mit drei roten Bällen und Sie erraten nun, von wem er den vierten Ball bekam. Nun hatte Herrmann seinen Einsatz und warf den mittlerweile warm gedrückten vierten Ball auf die Bühne. Das Programm beschäftigte sich auch mit der Smartphoneabhängigkeit. Das Licht ging aus und nur Friedolin mit seinem Smartphone in der Hand wurde beleuchtet: „Im Dunkel der Nacht glüht ein Smartphone im Gesicht, nur den Laternenpfahl sieht er nicht!“ Das Publikum tobte vor Lachen bei dieser Vorstellung. Man könne Hits mit zwei Akkorden schreiben so wie Dieter Bohlens „Cherry Cherry Lady“ und in diesem Stil zupften sie gemeinsam die Gitarrensaiten, er oben, sie unten „Du bist zu schön um wahr zu sein“. Sie spielen schon über 10 Jahren zusammen und die Worte, die ein Kabarettist auf der Bühne verbraucht fehlen Friedolin dann zuhause. Die Interaktion mit dem Publikum kommt gut an und mit dem Spruch zur Intimrasur „Auf frisch gemähter Wiese ist selbst der Gartenzwerg ein Riese“ gab es kein Halten mehr im Publikum. Es war klar, dass sie nicht ohne Zugabe entlassen wurden. Ein Liebeslied mit dem Titel „Für Dich leg ich Magda ad acta“ und Präsente für das Paar überreicht durch das Ehepaar Handwerker folgte. Das letzte Lied sollte dann „Das Geld liegt auf der Fensterbank Marie“ sein, welches mit tosendem Applaus und Johlen bedacht wurde. Es war ein höchst unterhaltsamer Abend! (mel)

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Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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