BriMel unterwegs
Turbulentes Weihnachtstheater „E schäänie Bescheerung“
Böhl-Iggelheim, OT Iggelheim. Nach über einem Jahr Corona bedingter Pause konnte nun endlich das Theaterstück „E schäänie Bescheerung“ von den Laienschauspielern in der ehemaligen VfB Halle, jetzt Clubhaus der SG 2022 Böhl-Iggelheim, aufgeführt werden.
Am 9. Dezember gab es die Premiere, die vom Hörensagen bereits ein voller Erfolg war, und am 10. Dezember durften auch wir uns von der Unterhaltungsqualität des Ensembles überzeugen. Auf Pfälzisch wurde das von Monika Hirschle geschriebene Stück „Eine schöne Bescherung“ von Regisseur Norbert Stuck umgeschrieben. Eigentlich wollte er als Akteur mitspielen, musste aber krankheitsbedingt den Part an jemand anderes abgeben. Der „Heilige Abend“ sollte ja ein friedvolles Fest, ein Tag der Besinnung, Fest der Liebe sein, aber es kam alles ganz anders.
Zuerst stelle ich Ihnen die Schauspieler*innen vor, damit wir hier nicht auch noch durcheinanderkommen:
Familienvater Reinhold Eislein musste gleich dreimal ein anderer sein. Zuerst Norbert Stuck, dann Sven Jandura, die beide erkrankten, so dass kurzerhand innerhalb einer Woche Alexander Holtkamp sich der Hauptrolle annahm und den Text büffelte. Und wie er sich in diese Rolle hineinversetzte!!! Da blieb kein Auge trocken!
Die angetraute Ehefrau Irmgard Eislein musste natürlich Susanne Holtkamp spielen, denn sie sind auch im echten Leben ein Ehepaar. Die Beiden zusammen sind einfach eine Wucht! Da blieb kein Auge trocken, so überzeugend spielten sie ihre Rollen.
Angelika, die verheiratete Tochter des Hauses, wurde von Bianca Diener gespielt. Sie hatte ein Baby namens Kevin in der Tragetasche und wollte ihren Mann Eberhard just am Heiligen Abend verlassen. Diese Rolle des sächselnden Eberhard verkörperte Holger Schwinge.
Den pubertierenden 14-jährigen Sohn Klaus-Dieter spielte Bianca Dieners Sohn Tom Diener. Nicht auf den Mund gefallen, gewitzt und etwas frech füllte er die Rolle hervorragend aus.
Den extra für diese Rolle gegelten aufmerksamen italienischen Handwerker Luigi spielte Fredy Sauerhöfer, der auch im richtigen Leben sein Handwerk versteht und zu aller Überraschung in perfektem italienisch „Santa Lucia“ als Tenor singen konnte.
Die nervige Nachbarin Frau Mauschler spielte Katja Kanzok, neugierig, unverheiratet mit gewissem Interesse an Herrn Eislein.
Oma Klothilde wurde von Claudia Findeisen verkörpert, schwerhörig (aber nur manchmal), nervig (wann holt ihr mich ab?) und eigensinnig.
Die Begrüßung und Moderation zu dem Stück „E schäänie Bescheerung“ übernahm Sven Diener. Ursprünglich für Dezember 2021 geplant sei man nun froh, dass sie endlich spielen durften. Er erzählte, dass die Rolle von Sven Jandura schnell neu besetzt werden musste und nur dreimal Proben für Alex möglich waren.
Vorhang auf! Irmgard telefonierte mit ihrer Schwiegermutter Klothilde, die ein bisschen schwerhörig und begriffsstutzig war, denn es blieb nicht bei dem einmaligen Anruf, nein, denn er folgte praktisch im 15-Minuten-Takt. In aller Herrgottsfrüh funktionierte die Heizung nicht, es war bitter kalt im Wohnzimmer, deshalb musste Luigi schnellstmöglich kommen, denn es war Heilig Abend und das Fest wollte man gemütlich im Kreise der Familie begehen. Aber auch der Kühlschrank war defekt und die Küche stand unter Wasser „Do hinn is alles Schrott“. Die gekaufte große Gans, die heute zubereitet werden sollte, begann bestialisch zu stinken. Was nun? Es musste eine neue her, was zu Reibereien zwischen den Eheleuten führte, ist doch der Ehemann ein kleiner Geizkragen, der die Gans sogar noch essen würde. Es war noch kein Christbaum gekauft und Irmgard meinte zurecht, dass die Christbäume, die es am 24.12. noch zu kaufen gebe, eher aussehen wie eine Klobürste. Es war kein Lametta da. Der knickrige Hausherr meinte, dass man früher das Lametta auch immer gebügelt hatte bevor es erneut an den Baum kam. Klaus-Dieter erschien müde und motzig am Frühstückstisch und was bekam er von seinem Vater zu hören? „So lange Du die Füße unter meinen Tisch stellst ……“, tja, wer aus der älteren Generation kennt diese Androhung nicht? Die Geschenke waren noch nicht eingekauft. Das Auto verlor Öl und Reinhold Eisele wollte es ausgerechnet am Heiligen Abend mit seinem Sohn reparieren. Da hatte er aber seine widerspenstige Frau nicht auf dem Plan, die entschieden dagegen war. Tochter Angelika traf ein mit Kevin in der Tragetasche und verheultem Gesicht. Sie lasse sich scheiden, denn ihr Mann sei zu seiner Mutter gefahren und ein richtiges Muttersöhnchen. Aber da kommt Luigi gerade rechtzeitig und verguckt sich in sie als Seelentröster und bot sich sogar an, für das Fest einen Kühlschrank zu besorgen.
Kurzer Umbau. Die neugierige Nachbarin Frau Mauschler erschien und wollte sich ein Ei ausleihen. Da schneite Reinhold Eislein in den Raum, bepackt mit einem Christbaum wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Das Publikum beömmelte sich vor Lachen. Halb nackte Zweige und Nadeln, etwas schief und alles andere als ein optisches Highlight. Aber nun gut, da war ja noch die Sache mit dem Lametta. Gemeinsam pfefferte das Paar eher lieblos das Lametta auf die Äste, so dass es zum Schießen aussah. Der Sohn kam in der Zwischenzeit vom Einkauf zurück und hatte eine frische Gans dabei und eine Gänsekeule. Und davon soll die Familie satt werden? Die Gans war nur halb so groß wie die erste und hatte eher die Form eines Hähnchens. Es herrschte ein Kommen und Gehen im Haus und auch der Schwiegersohn Eberhard traf ein und suchte seine Geli-Maus. Es klingelte und wer stand vor der Tür? Oma Klothilde wartete nicht auf Abholung um 17 Uhr, sondern nahm das Taxi. Papa Reinhold war mit dem Christbaum schmücken fertig und wollte sehen, ob er brennt. Und wie! Es machte Puff und Rauch stieg auf, natürlich nur künstlicher. Es folgte eine Pause, in der ordentlich durchgelüftet und für Getränken gesorgt wurde. Das ging trotz langer Warteschlange recht fix an der Bar, zack-zack. In der Pause unterhielt ich mich mit Jule Holtkamp und Freund Tobias. Jule plauderte aus dem Nähkästchen, dass das Stück wie auf die Eltern zugeschnitten sei.
Weiter ging es im letzten Akt als alle fein angezogen auf den Heiligen Abend „zuschritten“. Aber zuvor mussten sich die jungen Eheleute aussprechen, denn Knatsch am Weihnachtsabend kam nicht in die Tüte. Es gab bereits vor dem Essen Schnaps für die Herren und Pikkolo für die Damen (da Bier war eingefroren), damit man endlich in Weihnachtsstimmung komme. Die Bescherung fand nach dem Essen statt; da gab es dann die beschichtete Bratpfanne für Irmgard, das SOS-Geschenk für Reinhold (Schlips, Oberhemd, Socken), Angelika wurde mit einem Toaster von ihrem Mann beschenkt und der wiederum bekam eine Krawattennadel. Die Oma schnupperte am ranzigen Parfum „Lavendel uralt“, da wäre ihr Tosca oder 4711 lieber gewesen. Es blieb nicht lange still, da zoffte sich jeder mit jedem. Da ging die Tür auf und herein spazierte Luigi mit jeder Menge Geschenke und dem versprochenen Kühlschrank. Dann hatte er seinen großen Auftritt mit dem Lied „Santa Lucia“, welches er mit der Oma schmetterte. Nach nicht enden wollendem Beifallsklatschen musste er sogar noch eine Zugabe geben.
Sven Diener bedankte sich bei allen beteiligten Schauspielern und Schauspielerinnen sowie der Souffleuse Grit Schwinge, Maskenbildnerin Anette Jandura, Bühnenbild Fredy Sauerhöfer, Layout/Flyer Holger Berberich und an der Technik Heiko Rusnak und last but not least dem Regisseur Norbert Stuck. Er ließ es sich nicht nehmen ebenfalls ein paar herzliche Worte ans Publikum und seine Darsteller zu richten. Und als bester Regisseur erhielt er auch einen gerahmten Stern von Hollywood. Sie alle hatten Anteil an den großen Erfolg dieses Theaterstückes. Aber das Ehepaar Eislein wird einem bestimmt das ein oder andere Mal auch in seinem Leben begegnen, Situationen, die das Leben schreibt! (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.